Theodor Fontane Zitate
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Die Glücksarten der Menschen sind eben verschieden: Den enen sin Uhl is den annern sin Nachtigall. Mir ist die Freiheit Nachtigall, den andern Leuten das Gehalt.
Vertage die Sorgen Bis auf morgen, Eh‘ du’s gedacht, Kommt Hilfe über Nacht.
Alles im Leben hat seinen Preis; auch die Dinge, von denen man sich einbildet, man kriegt sie geschenkt.
Wir kennen uns nie ganz, und über Nacht sind wir andre geworden, schlechter oder besser.
Das Glück besteht darin, daß man da steht, wo man seiner Natur nach hingehört; selbst die Tugend- und Moralfrage verblaßt daneben.
Der Deutsche lügt, wenn er höflich ist.
Je älter ich werde, je mehr sehe ich ein: laufen lassen, wo nicht Amtspflicht das Gegenteil fordert, ist das allein Richtige.
Es gibt notorische und fragliche Unanständigkeiten.
Wer ein Ziel will, darf den Weg nicht scheuen, er sei glatt oder rauh.
Und was wir am willfährigsten opfern, das ist die freie Meinung.
Unsre Eitelkeit überredet uns so leicht, daß an unserem Erscheinen oder Nicht-Erscheinen irgend etwas gelegen ist.
Licht und Luft heilen, und Ruhe heilt, aber den besten Balsam spendet doch ein gütiges Herz.
Das Haus, die Heimat, die Beschränkung, die sind das Glück und sind die Welt.
Der Wunsch nach Vollkommenheit ist die schrecklichste Krankheit, die je den menschlichen Geist befallen hat.
Wer Bücher heimlich mit fortnimmt, der macht auch Striche hinein, und vielleicht sogar mit der Absicht, andere wissen zu lassen, was ihm am besten gefallen hat.
Todesangst ist Todesangst, auch wenn man mal leben bleibt.
Was einzig und allein dauernd dem Menschen genügt, ist nur immer wieder der Mensch.
Immer nachgiebig sein, immer Sorgen und Ärgernisse lächelnd überwinden, das leistet niemand.
[…] das einzige bewährte Mittel zum Absatz meiner Bücher – ich muß sie selber kaufen.
Schönheit ist eine Gefahr von Jugend auf.
Denn wenn ich auch nicht ganz bestreiten will, daß es Pechvögel gibt, so gilt doch vom Glück im Ganzen dasselbe wie vom Gold: Es liegt auf der Straße, und der hat’s, der’s zu finden und aufzuheben versteht.
Solange man die Dinge um einen her wie selbstverständlich ansieht, geht es; aber bei Beginn der Kritik bricht alles zusammen. Die Gesellschaft ist ein Scheusal.
Gelobtwerden ist immer gut, aber den Ausschlag gibt das „wie“.
Was gebeichtet wird, das kann verziehen werden, aber die verborgene Schuld, vor niemand eingestanden, das ist die schwerste der Strafen.
Gute Zähne sind mindestens soviel wert wie das Assessor-Examen.
Preußischer Drill und Gedächtnisballast. Je weniger man davon schleppt, desto besser.
Wenn man über Dinge sprechen will, muß man sie zunächst kennen.
Penibilität tötet zuletzt Sinn und Auge für das Allgemeine.
Einsamkeit ist der Charakter des Luchs.
Eigentlich ist alles soso, heute traurig, morgen froh, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, ach es ist nicht viel dahinter.
Wer rät, gerät leicht mit hinein.
Autodidakten übertreiben immer.
Und die Kinder klagten, das Herze schwer: „He is dod nu. Wer giwt uns nu’ne Beer?
Die Huldigungen eines guten Menschen haben doch etwas besonders Wohltuendes.
Bist du doch der wenigen einer, die das Talent des Zuhörens haben, doppelt selten bei denen, die selber zu sprechen verstehen.
Glück ist kein Geschenk, sondern lediglich ein Darlehen.
Große Zeiten sind es immer nur, wenn’s beinah schiefgeht, wenn man jeden Augenblick fürchten muß: Jetzt ist alles vorbei. Da zeigt sich’s.
Wer rechnet, ist immer in Gefahr, sich zu verrechnen. Die einfache dumme Kuh trifft immer das richtige Gras.
Ja, je gewisser das Ende ist, desto reizvoller die Minute und desto dringender die Mahnung: Nutze den Tag.
Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen, erkennst du ganz, was Leben heißt; o lerne denken mit dem Herzen, und lerne fühlen mit dem Geist.
Es ist das Verderben unserer Tage, daß wir, losgelöst vom Göttlichen, alles aus unserer Kraft und Weisheit heraus gestalten, alles uns selbst und nichts der ewigen Gnade verdanken wollen. Es gibt keine neue Weisheit, und der ist der Weiseste, der dies weiß und danach handelt.
Wir wissen wenigstens, dass wir nichts taugen, und in dieser Erkenntnis ist die Möglichkeit der Besserung gegeben.
Die meisten Menschen bringen so das ganze Leben hin, daß sie sich von Pfingsten nach Weihnachten und von Weihnachten wieder nach Pfingsten sehnen.
Ich bin ein erbärmlicher Erzieher und habe weder die richtige Heiterkeit noch die richtige Strenge.
Toleranz, die von der Freiheit stammt, ist ein Himmelskind und der schönsten eines, aber die Toleranz, die nichts ist als Umschreibung des Satzes „alles ist schließlich ganz egal“, die mag der Teufel holen.
Lache mehr und bete weniger!
Die Menschen lieben nur die lachenden Gesichter – und wer will es ihnen verargen!
Nichts geht wirklich verloren. Es befindet sich nur irgendwo, wo es nicht hingehört.
Sieh, das ist das, worauf es ankommt, Mittelzustand – darauf baut sich das Glück auf.
Wer sich furchtsam zeigt, kriegt leicht einen Hieb; wer Mut hat, dem geht man aus dem Weg.