Søren Kierkegaard Zitate
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Eine Möglichkeit ist ein Hinweis Gottes.
Ein Gläubiger ist doch wohl ein Verliebter; ja, sogar von allen Verliebten der am meisten Verliebte.
An der Kraft zu vergessen kann man eigentlich die Elastizität eines Menschen messen.
Durch die Sünde ist die Sinnlichkeit zur Sündigkeit geworden.
Die Tür zum Glück, zum Heil, zur Rettung, zur Selbstverwirklichung geht nach außen auf.
Für die Freiheit also kämpfe ich…, für das Vorwärtsleben, für das Entweder Oder… Es ist das Entweder Oder, das die Menschen über die Engel erhebt.
Die Verzweiflung ist ein Sichselbstverzehren, doch ein ohnmächtiges Sichselbstverzehren, das nicht kann, was es will.
Laßt uns wieder zum Ethiker gehen. Er sagt; was jeder Mensch ausrichtet und ausrichten kann, ist das, daß er seine Arbeit im Leben tun kann.
Die Liebe vollendet sich in der Treue.
Zur Erkenntnis der Wahrheit bin ich vielleicht gekommen, zur Seligkeit sicherlich nicht.
Ich erkenne die Wahrheit nur dann, wenn sie in mir zum Leben erwacht.
Wer sich selber ewig besitzt, kann weder zu früh noch zu spät in die Welt kommen, und wer sich selber in seinem ewigen Wert besitzt, der findet auch einen Platz in diesem Leben, welchen er ganz und voll ausfüllen kann.
Es gehört mehr Mut zum Leiden als zum Handeln, mehr Mut zum Vergessen als zum Erinnern.
Die erste Sünde ist durch eine Sünde in die Welt gekommen.
Mit der Liebe zu Gott und der Liebe zu den Menschen verhält es sich wie mit zwei Türen, die sich nur gleichzeitig öffnen und schließen lassen.
Liebe ist Hingebung, Hingebung aber ist nur möglich, wenn man aus sich selber herausgeht.
Der Melancholische hat am meisten Sinn für das Komische.
Durch einen dünnen Flor sieht man gewissermaßen eine Welt von Flor, leichter, ästhetischer, besser als die wirkliche Welt. Viele Menschen, die in dieser wirklichen Welt leben, fühlen sich doch nicht in ihr, sondern in jener andern heimisch.
Das ist der Weg, den alle gehen müssen: über die Seufzerbrücke hinein in die Ewigkeit.
Das Ewige ist, den blauen Bergen gleich, die Grenze für die Zeitlichkeit, wer aber kraftvoll in der Zeitlichkeit lebt, gelangt nicht zur Grenze.
Darum ist die Natur so groß, weil sie vergessen hat, daß sie Chaos war; und doch kann es ihr auch wieder einfallen, wenn es sein muß.
Es gibt viele Freuden in unseres Herrgotts Welt, man muss sich nur auf das Suchen verstehen.
Als Weib haßt sie mich – als begabtes Weib fürchtet sie mich – und als guter Kopf – liebt sie mich.
Ich kenne nur eine Sorge, die mich zur Verzweiflung bringen und alles in Verzweiflung stürzen könnte: die Sorge, daß die Reue eine Täuschung sei, eine Täuschung nicht über die Vergebung, die sie sucht, sondern über die Verantwortung, die sie voraussetzt.
Hoffen heißt: die Möglichkeit des Guten erwarten; die Möglichkeit des Guten ist das Ewige.
Die Wahrheit ist immer in der Minderheit.
Ein Mann kann nie so grausam sein wie ein Weib: die Mythologie, die Märchen, die Volkssagen bestätigen das. – Wie oft liest man im Volksmärchen von einer Jungfrau, die kaltblütig mit ansieht, wie ihre Freier das Leben daransetzen, sie zu gewinnen.
Welche Macht die Erkenntnis eines Menschen über sein Leben hat.
Herr, gewähre mir ein schwaches Auge für Dinge, die nicht zählen, und ein starkes Auge für alle deine Wahrheit.
Not erwirbt Hoffnung. Der Gläubige leidet nur einmal, siegt aber ewig.
Ich kann von meinem Kummer sagen, was der Engländer von seinem Haus sagt: Mein Kummer is my castle.
Wer nicht vergessen kann, aus dem wird nichts Gescheites.
Wehmütig grüßt der, der ich bin, den, der ich sein möchte.
Nicht der Weg ist das Schwierige, vielmehr ist das Schwierige der Weg.
Mit dem Leben fertig werden, ehe das Leben mit einem fertig wird, heißt ja gerade, nicht mit der Aufgabe fertig werden.
Ach, und wie würden die Menschen nicht – Menschen werden, Menschen, die man lieben müßte, wenn sie Einzelne vor Gott würden.
Niemals haben die unglücklichen Individualitäten der Hoffnung das Schmerzliche an sich, was die unglücklichen Individualitäten der Erinnerung an sich haben.
Weil Gott Geist und Wahrheit ist, kann man sich nur in Wahrheit Ihm nahen dadurch, daß man heilig sein will, wie Er heilig ist – durch die Reinheit des Herzens.
Jeder Mensch, der nur ästhetisch lebt, fühlt daher ein geheimes Grauen vor der Verzweiflung, denn er weiß es sehr gut, daß das, was die Verzweiflung ans Licht bringt, das Allgemeine ist, und er weiß zugleich, daß das, worin er sein Leben hat, die Differenz ist.
Der Humorist erfaßt das Tiefsinnige, aber in demselben Augenblick fällt ihm ein, daß es wohl nicht der Mühe wert sei, sich auf seine Erklärung einzulassen. In diesem Widerruf besteht der Scherz.
Es gehört doch eine große Naivität dazu, um zu glauben, es solle helfen, in der Welt zu rufen und zu schreien, als ob hierdurch jemandes Schicksal geändert würde.
Das Große ist nicht, daß einer dies oder jenes ist, sondern daß er es selbst ist; und das kann jeder Mensch sein, wenn er will.
Such Rettung vor deiner Neigung, dich darum zu sorgen, wie du den anderen erscheinst. Sorge dich nur darum, wie du Gott erscheinst.
In unserer Zeit wird viel von Ironie und Humor geredet, besonders von Leuten, die nie vermocht haben, sie praktisch auszuüben.
Das Genie ist wie das Donnerwetter: es schreitet gegen den Wind, erschreckt die Menschen und reinigt die Luft. Das Bestehende hat dagegen allerlei Blitzableiter erfunden.
Was ist die Bedeutung der Freundschaft? Gegenseitige Assistenz mit Rat und Tat. Darum schließen zwei Freunde sich so eng aneinander an, und zwar obgleich einer dem andern oft nur im Wege steht.
Vom Höchsten und Schönsten im Leben, davon soll man nicht lesen, nicht hören, es nicht sehen, sondern, wenn man so will, es leben.
Die Menschen sind doch sonderbare Wesen. Sie gebrauchen nie die Freiheit, die sie haben, sondern fordern die, die sie nicht haben: Denkfreiheit haben sie, Redefreiheit fordern sie.
Es gehört doch eine große Naivität dazu, zu glauben, daß man mit Rufen und Schreien irgend etwas ausrichte in der Welt. Als ob das Schicksal sich dadurch im geringsten beeinflussen ließe.
Ach, die Tür des Glückes geht nicht nach innen, so daß man auf dieselbe losstürmen und sie aufdrücken könnte. Sie geht nach außen; man kann also nichts dabei machen.