Stendhal Zitate
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Das Gefühl wird von den Deutschen als eine Tugend, als eine göttliche Schickung, als irgendetwas Mystisches angesehen.
Ehrlichkeit ist anstrengend.
Die Wissenschaft vom Weltmännischen ist höchst schwierig. Aus Büchern kann man sie nicht lernen. Im Gegenteil, das richtet nur Unheil an. Gesunden Menschenverstand muß man haben und offene Augen.
Ich habe ein Los in einer Lotterie genommen, deren Hauptgewinn heißt: im Jahre 1935 gelesen zu werden…
Bei beiden Geschlechtern ist das Schicksal des hohen Alters davon abhängig, wie man seine Jugend angewandt hat; das bewahrheitet sich vor allem bei den Frauen mit zwanzig Jahren schmeichelt man ihr, wenn sie vierzig ist, kümmert sich kein Mensch mehr um sie.
Man muss in Paris und ausschließlich mit Leuten zusammenleben, die ein fröhliches Leben führen! Sie sind glücklich und daher weniger bösartig. Die Menschenseele ist wie ein verpesteter Sumpf; wenn man nicht rasch darüber hinweggleitet, versinkt man darin.
Ehe schützt vor Minne nicht.
Anders zu sein erzeugt Haß.
Zärtliche Versöhnung schafft oft einen erträglichen Übergangszustand.
Eine Frau sollte einen prosaischen Gatten haben und sich einen romantischen Liebhaber nehmen.
Alles Unglück unseres Lebens rührt von der falschen Auffassung unserer Schicksale her. Eine gründliche Menschenkenntnis und gesunde Beurteilung der Ereignisse bedeuten einen Schritt auf das Glück zu.
Man beginnt Gedanken zu entwickeln und bricht, sobald einem bewußt wird, was man sagt, plötzlich ab, weil es lächerlich erscheinen muß.
Die Macht des Schamgefühls ist so stark, daß sich eine zartfühlende Frau gegenüber dem Mann, den sie liebt, eher durch die Tat als mit Worten verrät.
Neapel ist trotz seiner Drittelmillion Einwohner wie eine Villa, die man in eine herrliche Gegend gesetzt hat.
Die Liebe gleicht einem Fieber; sie überfällt uns und schwindet, ohne dass der Wille im Geringsten beteiligt ist.
Alles, was in dieser Welt der Mühe lohnt, ist das eigene Ich.
Die Sinneslust steht immer im Verhältnis zu unseren Ängsten.
Es ist ein Zeichen für die Entstehung der Liebe, daß alle Freude und Leiden, die jede andere Leidenschaft, jedes andere menschliche Bedürfnis hervorruft, uns plötzlich nicht mehr berühren.
Endlich liegt in den Jahren der Liebe, jener Spanne also, die sich in den südlichen Ländern oft auf nur zwölf oder fünfzehn Jahre, freilich die schönsten unseres Lebens beschränkt, unser Glück vollkommen in der Hand der Frau.
Die Eifersucht ist das äußerste, was das Menschenherz an ohnmächtiger Wut und Selbstverachtung aushalten kann.
Nichts ist dem Durchschnittsmenschen so verhaßt wie Überlegenheit des Geistes.
Die Freuden des Privatlebens müßten ins Unendliche erhöht werden dadurch, daß sie oft der Gefahr ausgesetzt würden.
Stolze Frauen verbergen ihre Eifersucht unter Hochmut.
Eben finde ich eine Definition des Lächerlichen. Lächerlich ist das Benehmen eines Menschen, der dasselbe will wie wir, aber aus dem Geleise kommt. Das Gefühl, etwas voraus zu haben, und der Wahn, es könne uns nie fehlen, läßt uns den anderen auslachen.
Die Liebe ist wie das Fieber, sie entsteht und erlischt, ohne daß der Wille daran den geringsten Anteil hat.
Die Blicke sind die große Waffe der tugendhaften Koketterie. Man kann mit einem Blicke alles sagen und kann doch immer einen Blick ableugnen, denn er läßt sich nicht wörtlich wiederholen.
Hier steht die Freude in Ehren; alle Gesichter sind heiter; alles lacht, scherzt und spricht laut.
Darbende Minne verkümmert rasch, wächst selten wieder.
Der Genuß ist ein Luxus; um ihn auszukosten, bedarf es der Sicherheit, das heißt der Gewißheit, daß man keine Gefahr läuft.
Eine Frau gehört von Rechts wegen dem Manne, der sie liebt und den sie mehr liebt als das Leben.
Bei den schottischen Frauen lässt sich eine gewisse tiefe Schwermut nicht leugnen.
Gute Erziehung ist es, vor das Verbrechen Gewissensbisse zu setzen, deren Vorahnung ein Gewicht in die Wagschale legt.
So sehr die leidenschaftliche Liebe unseren Vorteil außer acht läßt, so gut weiß die gepflegte Liebe ihn zu berechnen.
Jede Frau flößt eine Art Zuneigung ein; und mehr noch, die gleiche Frau kann man auf verschiedene Weise lieben, je nachdem sie der Zufall uns zwei oder drei Jahre früher oder später in den Weg führt, und je nachdem der Zufall will, daß man sie liebt.
Ein Mann betrachtet eine lange Belagerung als Demütigung, der Frau gereicht sie zum Ruhme.
Was ist das für eine Liebe, die zum Gähnen reizt?
Unsere Erkenntnisse begleiten uns für den Rest unseres Lebens; sie sind uns immer nützlich und trösten uns oft über unsere Sorgen hinweg.
Ein starker Entschluß verwandelt mit einem Schlage äußerstes Unheil in einen erträglichen Zustand.
Wer zufällig ein Herz und ein Hemd besitzt, der verkaufe dieses, um die Umgebung des Lago Maggiore, Santa Croce in Florenz, den Vatikan in Rom und den Vesuv in Neapel zu sehen.
Nur durch die Einbildungskraft bist du sicher, daß die Frau, die du liebst, bestimmte Vorzüge hat.
Ein Verliebter ist allzeit voll Furcht.
Lieben ist eine Wonne, ein liebenswertes und uns selbst liebendes Wesen mit allen Sinnen und so innig als möglich zu betrachten, zu berühren, zu fühlen.
… es ist so: die Leidenschaft ist das größte Leid des Lebens. Aber es sucht nur die höheren Seelen heim.
Die Eifersucht eines, der gar keinen Grund dazu hat, weil er geliebt wird, verletzt jenen schwer zu befriedigenden und schwer zu erkennenden Stolz der Frauen.
Zwiefacher Minne kann niemand huldigen.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß man nicht genug aufpassen kann, wenn man mit Frauen geschäftlich zu tun hat.
Liebe ist wie eine ewige Krankheit; sie kommt und geht, ohne daß der Wille auch nur die geringste Rolle dabei spielt.
Welche große Tat ist im Augenblick, wo man sie unternimmt, nicht ein Extrem, eine Utopie? Erst wenn sie vollführt ist, erscheint sie dem Durchschnittsmenschen überhaupt möglich.
Nicht ein Viertel der großen Meisterwerke der Kunst besäßen wir, wenn nicht zuerst die Frömmigkeit und dann die Eitelkeit das Geld dazu gegeben hätten.
In Frankreich sind die Männer, die ihre Frau verloren haben, traurig, die Witwen dagegen froh und zufrieden. Die Frauen haben sogar ein Sprichwort für diesen glückseligen Zustand. Also bedeutet die Ehe nicht für jeden dasselbe.