Saadi Zitate
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Der hochwürdige Imam Mohammed Ghasali wurde einst gefragt, wie er zu so einer hohen Stufe in der Gelehrsamkeit gelangt sei? Er antwortete: Dadurch, daß ich mich nicht schämte, zu fragen, was ich nicht wußte.
Ich sah nie einen Mann in die Irre gehen, der einem geraden Weg folgte.
Fähigkeit ohne Erziehung ist traurig, und Erziehung eines Unfähigen ist vergeblich.
Jedes Blatt am Baum ist dem Blick des Weisen eines Buches Blatt, Gottes Macht zu preisen.
Betrachte jeden Baum und merke, auf jedem Baum ist jedes Blatt ein Blatt von einem Buch, darin der Herr der Stärke die Schöpfung aufgezeichnet hat.
Spricht ein an Weisheit Besserer als du, Und wenn du’s besser wüßtest, hör ihm zu!
Besser ein Irrtum, der dich beglückt, als ein Wahrheit, die dich niederdrückt.
Die Menschenkinder sind ja alle Brüder Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst So bleibt anderen weder Ruh und Rast Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt Verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt.
Es ist keine Kunst, die Welt zu erobern; wenn du kannst, erobre ein Herz!
Wie einer sich gibt, mußt du ihn fassen, mußt mit der Gesellschaft stimmen, oder sie verlassen.
Nicht finster blicke auf der Zeiten Wechsel; bitter ist die Geduld, doch ihre Frucht ist süß.
Nicht jedes Geheimnis, das du hast, teile deinem Freunde mit; weißt du denn, ob er nicht einst dein Feind wird? Und alles Böse, das du deinem Feinde zufügen kannst, tue ihm nicht, es ist ja möglich, daß er einmal dein Freund wird.
Langsam kommendes Glück pflegt auch am längsten zu weilen.
Ein Mensch von bösem Charakter ist in der Hand eines Feindes gefangen, und wo er auch hingeht, kann er sich aus den Klauen seiner Pein nicht losmachen.
Vorzüge sind verloren, Wenn sie verborgen bleiben; Anzünden muss man Aloe Und Moschus zerreiben. – Der Duftgarten (Bustan-e-Saadi), übersetzt von Friedrich Rückert
Der Hund vergißt den einz’gen Bissen nicht, und wirfst du ihm auch hundert Steine nach. Im Menschen, den du jahrelang gepflegt, wird durch ein Nichts Verrat und Feindschaft wach.
Der Eingebildete sieht nur sich selber, Der Eigenliebe Schleier deckt sein Auge; Könnt er durch Gottes Auge schaun, er sähe Daß unter allen keiner wen’ger tauge.
Ein Sklave des Bauches ehrt selten Gott.
Der Gebildete wird, wohin er auch kommt, geschätzt und auf den Ehrenplatz gesetzt, der Ungebildete aber wird, wohin er kommt, nur Bettelgaben aufheben und Not erleben.
Zwar wird des Spiegels Glanz getrübt von einem Hauch, Doch klärt ein Seufzerhauch des Herzens Spiegel auch.
Ein Weiser, der unter Toren gerät, darf von ihnen keine Ehre erwarten, und wenn ein Tor durch sein Geschwätz einen Weisen zum Schweigen bringt, so ist es kein Wunder: es ist der Kiesel, der den Edelstein zerschlägt.
Ein Eisen, das der Rost zerfressen, Machst du nicht mit der Feile rein. Was nützt’s, den Bösen zu ermahnen! Der Nagel dringt nicht in den Stein.
O unglückselig ist, wer Menschen quält, Weil es im Unglück ihm an Freunden fehlt.
Frommer, beizeiten werde zum Weisen, denn der Fromme denkt nur an sich. Allem Lebendigen helfen die Weisen, alles Wesen wird ihnen zum Ich.
Rohen Menschen Gutes tun, Ist Korn in fels’gen Boden säen.
Zum Königsamt paßt nicht der Tyrann, Gleichwie der Wolf nicht Schäfer werden kann. Des Reiches Mauer stürzt der König ein, Läßt er auf Unrecht sie gegründet sein.
Zweierlei Leute sterben mit Herzeleid: wer gehabt und nicht genossen, und wer gewußt und nicht gewirkt.
Hör‘ doch nicht auf den Schmeichler, der dich preist! Er will nur seinen eig’nen Vorteil suchen; Und wirst du sein Begehren nicht erfüllen, Wird er zweihundertmal so arg dir fluchen.
Ein Narr ist mit solchen Gaben ausgestattet, daß sie hundert Gelehrte verblüffen würden.
Ein guter Ruf, der fünfzig Jahre währt, Wird oft durch eine schlechte Tat entehrt.
Der Weltbewohner enges Auge füllt Genügsamkeit nur oder Grabeserde.
Wir wissen nicht ob du klug oder dumm bist, bis Du ein Wort gesagt hast.
Das erhabenste der Geschöpfe ist anerkanntermaßen der Mensch und das niedrigste der Wesen der Hund, und doch stimmen alle Weisen darin überein, daß ein dankbarer Hund besser ist als ein undankbarer Mensch.
Es ist, Verständiger, im Mund die Zunge dir Gar oft ein Schlüssel auch zu eines Schatzes Tür! Wer da zu schweigen weiß, der ist zu loben zwar, Doch vielmal besser ist’s, man redet frei und wahr.
Der Bauch – er ist eine Kette für die Hände und eine Fessel für die Füße.
Ein fröhlicher Geselle, der genießt und genießen läßt, ist besser als ein heiliger Mann, der fastet und liegen läßt.
Lehre deinen Schüler niemals deine letzte Kunst; bewahre dir eine für den Fall, daß der Schüler dir einmal zum Feind wird.
Ehedem war es eine Menschenklasse, die in der Welt zerstreut, aber in Wirklichkeit gesammelt war, jetzt sind es Leute, äußerlich gesammelt, aber innerlich zerstreut.
Der Liederlichkeit stelle die Sanftmut entgegen: das scharfe Schwert schneidet nicht die weiche Seide.
Der Anblick eines fähigen Kopfes ist ein Ärgernis für die Banausen. es ist das Kennzeichen der Gemeinen, daß sie den Höherstehenden, an den sie sonst nicht herankommen, mit ihrer Gehässigkeit verfolgen.
Ein Übermaß an Strenge erzeugt Haß, ein Übermaß an Nachsichtigkeit schwächt die Macht.
Ist der Schlaf eines Menschen besser als sein Wachen, so wäre es besser, wenn er stürbe.
Vermögen dient zur Bequemlichkeit des Lebens, nicht das Leben zur Anhäufung des Vermögens.
Leihe denen, die arm sind, und verlange etwas von denen, die reich sind, so werden sie nicht mehr zu dir kommen.
Gib dem Freunde nicht so viel Kraft, daß, wenn er ein Feind wird, er es mit dir aufnehmen könne.
Weit besser, wer mit finsterm Angesicht dich tadelt, als wer süß und freundlich spricht.
Wo du kein Geld hast, kannst du niemanden zwingen, und hast du Geld, so brauchst du keinen Zwang.
Falschheit ist ehrlos, und Lug wird von jedem verachtet.
Einer von den Scheichen in Damaskus wurde gefragt, was denn das wahre Wesen der Sufi sei? Er antwortete: Ehedem war es eine Menschenklasse, in der Welt zerstreut, aber in Wirklichkeit gesammelt; jetzt sind es Leute, äußerlich gesammelt, aber innerlich zerstreut.
Dem wirf Staub in beide Augen, der sich grob zu sein vermessen.