Romain Rolland Zitate
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Wann ich sehe, dass ein Schurke schurkisch handelt, da fange ich damit an, ihn niederzuschlagen; darnach frage ich ihn, wie er heißt; und dafern er Prokurator oder Papst ist, nun, dann ist’s noch akkurat so.
Ein Starker findet allemal immer noch einen Stärkeren, der ihn verschlingt.
Man lebt nicht für sich, verdammt! Man lebt für die Menschheit.
Arbeit ist Kampf und Kampf ist Leben.
Nirgendwo fürchte ich die Natur so sehr wie bei den Unschuldigen, denn sie sind ihr völlig ausgeliefert.
Die Staaten, die gesellschaftlichen Parteien machen sich die Intellektuellen zu Dienern und Instrumenten. So war es in den Autokratien. So ist es in den bürgerlichen Demokratien.
Oft sieht der Feind viel klarer als der Freund.
Dieses Drama [der Zweite Burenkrieg] klagt nicht eine einzelne europäische Nation an, sondern Europa. Ich widme es der Zivilisation.
Die Großen machen die Gesetze, die Kleinen müssen sie befolgen.
Wann die Ordnung zur Unordnung geworden ist, muss die Unordnung wohl oder übel Ordnung schaffen und das Gesetz wiederherstellen.
Das Opfer kostet jene nichts, die keine Leidenschaften kennen.
Wer die Welt verändern will, ist verrückt. Das Universum ist ein Spiel zufälliger Launen. Unsere Versuche, sie in den Rang der höheren Vernunft zu erheben, zerstören sich gegenseitig.
Nur das Überflüssige ist schön. Nichts Schöneres als ein Diamant, ein Prinz, ein König, ein großer Herr oder eine Blume.
Nichts ist so annehmlich, als um eines Talentes wegen gelobt zu werden, das man am wenigsten besitzt.
Es ist merkwürdig, dass durch die patriotische Leidenschaft die Intelligenz den Kopf verliert, aber niemals den Eigennutz.
Auch die Liebe bringt einander nahe; aber was alle wie einen einzigen Mann zusammenstehen lässt, das ist der Feind.
Mein Weib hält mir vor, ich sein ein arger Schlemmer. Mitnichten! Ich weiß nur alles zu würdigen.
Wenn ein ehrlich denkender Mann, der Ungerechtigkeit seiner Zeit ausgesetzt, zu seinem eigenen Troste seine Hoffnung auf die Nachwelt setzt, so verschließt er die Augen vor den geringen Möglichkeiten, die jene Nachwelt hat, sich wahrhaft über die Vergangenheit Rechenschaft zu geben.
Damit, dass wir die Gewalt zur Gerechtigkeit zwingen wollen, riskieren wir, sie noch stärker in das Verbrechen hineinzutreiben.
Man muss sich fragen, wie die Leute, die zum großen Teil gar nicht böse sind und von Natur aus zu gegenseitiger Nachsicht, ja Gleichgültigkeit geneigt, plötzlich zu solchen Explosionen von zornigem Fanatismus kommen, bei denen sie gleichzeitig ihren Kopf und ihr Herz verlieren.
Der Geist ist niemandes Diener. Wir sind die Diener des Geistes.
Das Unangenehmste am Tod ist das Stillschweigen.
Vernunft, Vernunft! Du bist unsre Göttin und unser Geschöpf. […] Du bist das Gesetz. Du bist die Königin des Alls. Du brichst jeden, der sich nicht beugen will.
Man spricht nicht mit jenen die Sprache der Tugend, die deren Grammatik nicht verstehen.
Ich erkenne kein anderes Zeichen der Überlegenheit als die Güte.
Alle Menschen sind meine Freunde.
Ich diskutiere nicht mit Fanatikern. Über dem Getümmel stehen heißt über allen Fanatikern stehen, denen rechts wie links, denen des Krieges wie des Friedens…
Sie [die Kunst] kann uns trösten, uns, die einzelnen, aber sie vermag nichts gegen die Wirklichkeit.
Hätten wir armen Schafe uns nur gegen die Wölfe zu verteidigen, wir wollten sie uns wohl von Hals halten! Wer aber hütet uns vor den Hirten?
Man kann von seinem Nächsten alles, selbst sein Weib verlangen, nur nicht, dass er sein Geld hergebe.
Allwo ein Weib, da ist Streit.
Lassen Kunst und Wissenschaft sich an die Kette legen? Soll das Denken ein Staatsministerium, sollen die Denker Funktionäre werden?
Fanatiker des Friedens oder Fanatiker des Krieges – ein jeder sieht, wie ein Maultier mit Scheuklappen, nur noch seine fixe Idee und einen Weg, der schnurgerade darauf zuführt.
Die Niederlage jedes Volkes ist eine der ganzen Menschheit, denn alle sind für sie notwendig. Die Vereinigung aller Völker wäre der einzige wahrhafte Sieg.
Wir pochten an die Türen von dreißig Freunden. Keiner öffnete uns.
Wenn es einen Ort gibt, wo alle Träume seit den ersten Tagen, da der Mensch zu träumen begann, eine Heimat gefunden haben, dann ist es Indien.
Zögern darf man nur vor der Tat.
Der Mensch pflegt die Laster, die einträglich für ihn sind. Aber er hat das Bedürfnis, sie zu rechtfertigen, er will sie nicht opfern. Also muß er sie idealisieren.
Einzig das Leben ist heilig, und die Liebe zum Leben ist die erste Tugend.
Füllt der Hass mein Herz, so schwindet alles andere.
Es ist scheußlich, Kunst zum Broterwerb zu betreiben.
Am End bleibt uns für jeden Fall unser Lachen, damit wir die Mahlzeit würzen; es ist eine herrliche Zutat, es könnte gar Steine genießbar machen.
Man sollte nur dann Künstler werden, wenn man durchaus nicht für sich behalten kann, was man empfindet, wenn man zuviel davon hat.
Das schlimmste Übel, an dem die Welt leidet, ist nicht die Stärke des Bösen, sondern die Schwäche des Besseren.
Ich misstraue der blinden Tat. Vom ersten Schritt an strauchelt die Vernunft, der Wille wird fortgerissen und weiß nicht wohin.
Sie [Guillaume du Vair; Linus, der Weitgereiste; Musée, der erste Rektor der medizinischen Fakultät Paris und der Schriftsteller Orphée] versuchten… ihren bedrückten Geist zu jenen Höhen zu erheben, von denen man die geistige Welt der Jahrhunderte umfängt und das Überdauernde jeder Prüfung sieht.
Man muss nicht höher furzen wollen, denn der Arsch ist.
Man darf nicht allzu viel von uns Menschen verlangen.
Im Namen der Menschheit umarme ich dich, Vernunft!
Wenn ein Wesen, wenn eine Welt ihren Zweck erfüllt hat, besteht das Heldentum darin, abzudanken und in Stille zu verschwinden.