Pierre Bayle Zitate
Man muß empfindlicher sein für das Vergnügen, zu lernen, als für das Mißvergnügen, sich geirrt zu haben.
Je mehr man den Menschen kennenlernt, je mehr findet man, daß der Hochmut seine herrschende Neigung ist und daß er mitten in seinem traurigsten Elend doch noch nach Ehre strebt.
Es ist ebensogut Eitelkeit, seine Fehler zu zeigen, als seine Tugenden, ja noch mehr: eine verkehrte Eitelkeit. Wahre Selbstverleugnung ist es, die Selbstverleugnung selbst zu verleugnen.
Das Gewissen, welches nicht böswillig im Irrtum ist, hat dieselben Rechte, als das Gewissen, welches nicht im Irrtum ist, denn es ist die größte Sünde, gegen sein Gewissen zu handeln.
Der Fanatismus ist verderblicher als der Atheismus.
Je mehr man die Philosophie studiert, desto mehr erkennt man ihre Ungewissheit.
Ein Atheist erweist Gott keine Ehre, weil er nicht überzeugt ist, daß er da sei.
Die Erlaubnis eines Übels ist nur dann zu entschuldigen, wenn man es nicht verhindern kann, ohne dadurch ein größeres Übel zu bewirken.
Die Menschen sind so gesinnt, daß sie allemal einen Helden nach denjenigen Taten beurteilen, welche er zuletzt getan hat. Hat er vorher viele Siege erhalten, und er verliert nur einige Schlachten, so redet man nicht mehr von seinem Glück, man denkt nur an sein Unglück.
Es gehört nicht weniger Geist und Erfindung dazu, einen Gedanken, den man in einem Buche findet, richtig anzuwenden, als der Autor dieses Gedankens zu sein.
Ein jeder Christ, der sich durch die Einwürfe der Ungläubigen ins Wanken bringen lässt und sich über sie ereifert, hat einen Fuß in der selben Grube mit ihnen.
Es gibt schonende Rücksichten, die wir streng beobachten müssen, man darf sich derselben nur in Fällen der Not überheben; aber dann, wenn diese Fälle kommen, muß man sich auch über all diese schonenden Rücksichten hinwegsetzen.
Es ist gerecht, alle Religionen ohne Unterschied zu dulden, wenn sie nur nichts weiter verlangen, als Gewissensfreiheit und sich nicht an den bürgerlichen oder politischen Gesetzen vergreifen wollen.
Die Freude ist die Seele alles menschlichen Tuns und Treibens, und gewiß ist, daß der Mensch mehr Liebe zum Vergnügen hat, als Abscheu vor dem Schmerz und empfindlicher ist für das Gute, als Üble.