Peter Rudl Zitate
seite 30
Universum: Endlosschleife oder vielleicht auch nur der vor sich hinrumpelnde Paternoster in einem fluchtartig verlassenen Verwaltungstrakt des Todes.
Verläßlichkeit und Charakter gehen ineinander über und sind auf den Menschen bezogen aus dem Integral des Geistes gar nicht wegzudenken.
Den Geist hungert nach Stille. Im lärmenden Getriebe um ihn herum, geht er rasch verloren. Das macht dieses Getriebe gefährlich.
Selbstbetrug: Grundvoraussetzung für einen friedlichen Tod.
Wenig ist wohl schmutziger als das Sterben, das freilich vom selben Schmutz wie das Leben genährt wird. Nur daß er hier noch schamloser und offener zutage tritt.
Eine Entschuldigung mit Falls, Wenn und Aber ist viel schlimmer als gar keine Entschuldigung.
Haß und Gewalt sind auch nur konvulsive Urschreie nach Liebe, die helfen sollen, sich vom Schmerz ihrer Abwesenheit zu befreien und es hinter dicken Mauern des Stumpfsinns vermeintlich auch tun.
Der Teufel träumt nicht.
Wer die Vergänglichkeit zynisch findet, hat ihren feinen Humor noch nicht verstanden.
Das umgangssprachliche „Kriegen“ für Bekommen sagt uns bereits viel über seine Unrechtmäßigkeit.
Es ist keine große intellektuelle Anstrengung, die Schweinereien der Zustände hienieden zu durchschauen, aber es ist wohl eine, sie bewußt zu durchleben, was heißt, durch eben genau sie nicht zu leben.
Radikalität: in ihr zeigt sich die Kunst mit am authentischsten als des Geistes Kind.
Die Gärten der Lust kosten alle Sinne bis zur Neige aus und doch machen sie erst in ihrer Gesamtheit Sinn, wo sie dem Geist allerdings verdammt nahe kommen.
Man sollte sogenannten Zielen immer einen guten Schritt voraus sein.
Die Hölle hat etwas von der Abwesenheit des Todes, seiner Tiefe und seines Trostes.
Wir würden die Vollkommenheit verdammen, wenn wir ihrer habhaft werden könnten.
Der Liebe dankt man am besten mit einem Mörderlächeln.
Es läßt bereits tief blicken, daß nicht der Affe sondern das Schwein dem Menschen genetisch am nächsten steht. Und was hat es dem Schwein gebracht? Nun, es wird jetzt nicht mehr nur abgeschlachtet, sondern auch noch gern als Organspender mißbraucht.
Wenn der Geist gewöhnlich wird, geht er unter Menschen.
Nichts ist unheiler und zugleich unheiliger als der menschliche Geist.
Schamgefühl: ist die Filzlaus großer Seelen.
Charakter ist das Rückgrat der Mittelmäßigkeit.
Zertrümmert sind Spiegel am ehrlichsten.
Wie sich das Feuer seinen Weg sucht, so sucht sich die Ursache ihren Anlaß.
Liebe: danse macabre der Sekretionen.
Der Mensch denkt, wo Gott schenkt.
Zustand: Antagonist des Aufstands.
Der Tod ist exakt. Der Mensch bevorzugt es eher schwammig. Sein, nicht sein Fehler.
Kunst ist, wenn der Schmerz nachläßt. Sie vollendet sich, wo er vergessen wird.
Die Irre ist das Vermächtnis des Weges.
Liebe ist diese erschütternde Geisteskrankheit, die soweit gehen respektive fallen kann selbst Erniedrigung noch als Gemeinschaft zu empfinden.
Nichts ist verächtlicher als der Vergleich.
Liebe? Falsch verstanden schwemmt sie den Geist auf. Nicht mehr.
Die Frage nach seinem Sinn ist heute ein so abgenutzter, poröser Blasebalg, der die häßlichsten Geräusche macht, aber das Leben längst nicht mehr zu entfachen vermag.
Fanatismus ist eine Krankheit, die durch Manipulierbarkeit mangels Willensstärke übertragen wird.
In besseren Umständen liegen die besten bereits hinter einem.
Nichts ist einer guten Meinung vom Menschen zuträglicher, als es im Umgang mit ihm bei der Oberfläche zu belassen.
Blut bedeutet in der russischen Sprache zugleich schön. Und sie hat recht.
Lachen: kein befreienderer Ausdruck von Freiheit zu denken. Nichts, das zugleich frecher, schöner, lustvoller und sinnlicher wäre. Lachen ist der Kuß des Humors.
Dank: eine problematische Sache. Aber vielleicht gerade für die, die vorgeben, ihn nicht zu brauchen, unter Umständen das Größte.
Gleichmut bilde das Firmament der Seele, durchsternt von vornehmen Leidenschaften, die der Schönheit des Vergänglichen unerschütterlich mit Wärme dienen.
Nichts ist gerechter als die Gleichgültigkeit, nicht zuletzt wohl deshalb, weil sie in der Regel nachgerade das Produkt zahlreicher Ungerechtigkeiten ist.
Für gewöhnlich überwiegt der Lustverlust den Lustgewinn.
Die Glosse ist die Gosse der Literatur, wo sich schon auch manch Heilige finden.
Geist und Leid: alles, was dem Leben Tiefenschärfe verleiht.
Der Geistesmensch hat nichts gegen Gefühle. Er hat etwas gegen widersprüchliche, gegen krankmachende Gefühle.
Todesanzeige: ein als angemessen betrachteter Platz, um Menschen ein letztes Mal in und häufiger noch auf den Arm zu nehmen.
Leben ist immer auch ein Gegenentwurf zu dem, was ist.
Wer vergibt, vergibt sich nichts. Es ist nur der Beigeschmack schaler Vergeblichkeit um alles Vergeben.
Leben meint nun einmal vor allem auch ins Leere zu laufen, es spricht nichts dagegen es auf die leichte Schulter zu nehmen.