Peter Rudl Zitate
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Menschen entwickeln sich. Warum nicht zubleiben um sich wenigstens dies zu ersparen?
Um sich den Blick für das Schöne nicht zu zerstören, kann, muß man vielleicht auch Fehler und Schwächen schätzen, hängen sie doch allem und jedem an. Vollkommenheit ist nicht vorgesehen in Gottes Plan.
Liebe: in der Regel der Gipfel der Phantasielosigkeit.
Himmel und Hölle liegen immer dicht beieinander, selbst im Schoß einer Frau.
Die Farbe Blau steht für den äußersten Ausdruck der Sensibilität und mündet genau in ihr Gegenteil. Wie das Meer gibt sie den Tod.
Gelehrig: anderes Wort für geistesschwach.
Tod: das dritte Geschlecht.
Erfolg kennt keine Ziele, keinen Weg, kein Schicksal, keine bis zur Lächerlichkeit kümmerlichen Residuen saturierter Chancen. Bloß nicht stehenbleiben, das allein macht den Erfolg.
Arg überschätzte Geister? Picasso, Goethe, Hitler. Kennedy, Hesse, Grass scheinen dagegen in ihrer Überschätztheit arge Zwerge. Und das ist, weiß Gott, gut so.
Auf die Freiheit ist kein Verlaß. Sie verläßt eher.
Liebe ist kein Verdienst, wird aber gern dazu gemacht.
Verzweiflung ist die vielleicht sublimste und unterirdischste Form der Angst, die allein durch den Geist oder die Liebe und im besten Fall am Ende gar durch deren Vereinigung am nachhaltigsten besiegt werden kann.
Konvention ist der Anfang vom Ende der Phantasie – tödlich also. Allemal!
Was man nicht überwinden kann, muß man überstürmen.
Wenn Gott etwas nicht braucht, dann ist es ein Anwalt. Weshalb es sich beim Verfasser jedweder sogenannter Theodizee ja auch immer um des Teufels Advokat handelt.
Nie ist ein Mensch erträglicher, als wenn er geht.
Die Sorge ist wie schon ihre verkommene Großmutter, die Angst eine Hure und Despotin, die erst einmal vom Sockel geholt sein will. Meist sind es gerade ihre schwülstigen und überladenen Refugien, wo die Palastrevolutionen des Geistes ihren ersten Ausgang nehmen.
Liebe: wenn Haß erwachsen wird.
Perfekte Harmonie gibt es nirgends, sie ist allenfalls ein Produkt menschlicher Scheinheiligkeit.
Melancholie: eine Art Kater des Geistes, so er sich übernommen hat.
Die Kunst ist der Beelzebub, mit der man der Liebe ihren plebejischen Charakter austreibt.
Geist scheint von seinem Wesen her polychron, id est, wenn schon nicht überzeitlich, so doch vielzeitig.
Es gibt eine Art dilettantischer Analytik, die die Augen zusammenkneift und bloß darum meint schon besser zu sehen.
Schuld ist die Primzahl von Moral.
Der Geist ist über alle Langeweile mit Ausnahme der von Menschen ausgehenden erhaben.
Geld: eine Erfindung, die dem Teufelsglauben sicherlich nicht gerade abträglich war.
Wie der Film die Überwindung der Zeit in Bilder fassen kann, so der Tod, die des Lebens.
Nichts ist verständiger als die Veränderung.
Das Schlimmste am Tod ist der fehlende Schlaf.
Es ist ein Gesetz der Biologie, daß Kaltblütigkeit vor Tollwut schützt.
Einsamkeit macht sich nicht gemein, bringt aber gerade schwache Menschen dazu, es zu tun.
Liebe: fast immer Wachs in falschen Händen.
Der Verlust der Neugier kann der Ausdruck großer Reife auf dem Weg zur Weisheit sein und ihr genaues Gegenteil.
Macht verdirbt den Charakter nicht bloß. Sie ruiniert ihn nachhaltig.
Gunst verdirbt den Charakter.
Wer der Ameisen Opfer stumme Schreie vernimmt, der weiß wo da Grenzen sind, die grenzenlose Nacht des Todes, geduldig in alle Seligkeit spinnt.
Es ist der gerechte Lohn der Scheinheiligen, daß sie nur den Schein und ihr Heil lieben können.
Wo der Mensch scheitert, kann nur ein Abglanz des Geistes obsiegen, manche nennen es Sinn.
Kaum etwas ist so verlogen wie die Logik.
Sucht sucht nicht mehr.
Feinsinn und Achtsamkeit sind die eigentlichen Merkmale von Lebensart.
Es gibt wohl kaum etwas Kleinkarierteres als eiserne Grundsätze: Ein Leben muß schon sehr eng angelegt sein, damit sie sich dort nicht verlieren und einen weiß Gott dauern können.
Wahrer Humor sollte keine Grenzen kennen müssen.
Es gibt keinen begnadeteren Maler als die Zeit.
Wer vom Leben nichts erwartet, dem gibt es mehr.
Nicht gerade wenige Menschen haben das an Ellenbogen, was ihnen an Rückgrat fehlt.
Der Geist ruht weit ab von Lamento, von Pathos. Diese sind allein für die ihm anderen.
Der Geist muß nichts fürchten. Außer dem Nichts der Ewigkeit.
Quelle: häufig ein Segens- und öfter noch ein Tatort.
Je härter die Bilder desto leichter das Türken – die Leute sehen sowieso lieber weg.