Peter Rudl Zitate
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Charakter: früher eher ein Zeichen von Luxus – heute ein ernstes Handikap.
USA: erfolgreiches und schnell lebendes Beispiel dafür, wo die erbärmliche Philosophie des Calvinismus hinführt.
Sentimentalität: Ausgeburt eines stoffwechselsiechen Gehirns.
Wo Leiden Hoffnung und Sehnsucht gebiert, ist es bereits Laster.
Die Wahl zwischen Anmaßung und Verblendung sollte nicht allzu schwer fallen. Was man verachtet, muß man nicht hassen.
Erwachen: ein Traum tötet den anderen.
Romantik: abgenutzter Euphemismus für gerade geistige Biederkeit.
Vergeben zu lernen. Die vielleicht schönste Aufgabe, die einem das Leben stellen kann und vielleicht gerade darum stellt.
Liebe, die allein um sich selbst kreist, läuft sich langsam tot. Ein Leerlauf, den der freie Geist schon seiner Natur nach nicht kennen kann.
Ich bin tot, also war ich.
Der tiefsinnige Maler René Magritte stellte treffend fest, daß der Sinn das Unmögliche sei. Ich möchte diesen gar das Prokrustesbett des unterlegenen Geistes nennen.
Routine ist ein tückisches Gift, das schon mehr Katastrophen als mancher Leichtsinn ermöglicht hat.
Jede Liebe ist eine Geisterfahrt. Ohne Licht.
Kaum etwas wird so häufig mißbraucht wie die Toleranz. Nulltoleranz ist freilich immer die schlechteste Antwort und alles andere als ein Ausdruck von Souveränität und Stärke.
Der Tod ist die Enthüllung und Apokalypse einer Liebe, die sich im Leben leider nie ganz offenbaren kann.
Wo Geduld träge und lethargisch wird, nennt sie sich doch gern noch Toleranz.
Nichts ist so gut manipulierbar wie Vertrauen.
Leben heißt töten. Sterben nicht notwendig, damit aufzuhören. Nicht einmal gestorben sein.
Psychoparmakologie: Lehre von der chemischen Keulung bzw. dem Stuprum des Geistes.
Viele glauben, sich nach oben zu katapultieren und befinden sich doch im freien Fall. Das Gefühl ist das gleiche.
Jeder Aphorismus darf zu Widerspruch reizen, wenn der Widerspruch nur denkt…
Eine der einfachsten Möglichkeiten eine sogenannte Freundschaft zu beenden ist sie beim Wort zu nehmen.
Wen nichts mehr faszinieren kann, der mache ein Ende.
Ein Born borniert. Man speise sich wie das Meer dagegen vielmehr aus vielen Quellen.
„Die Zeit drängt“ sagt das Leben, „die Zeit hängt“ sagt das Ende, „doch ineins sie henkt, so sie euch schenkt“ spricht der Tod und geht Licht auf eine kleine Weile.
Einsamkeit: wahrscheinlich die schönste Art von Ganzsein.
Liebe: eines der verderblichsten Güter der Einbildungskraft.
Kein Witz: im Schnitt ist Nehmen seliger denn Geben.
Ein wirklich „gelungener“ Selbstmord ist in meinen Augen vor allem ein glücklicher Tod en tant qu’art vécu. Mit anderen Worten gelungene Kunst. Das heißt mit dem Tod in die Offensive gehen. Nicht gegen ihn.
Der Fortschritt ist ein Kannibale.
Gewalt: unter den vielen unschönen Ausdrucksformen von Hilflosigkeit sicherlich die häßlichste.
Risiko und Gefahr sind dem Geist absolut artverwandte Modalitäten.
Wenn der Geist glaubt in den Ozean der Liebe zu schwimmen, findet er nur ein totes Meer, das ihn bloß solange trägt als er stillhält.
Denken macht einsam.
Ein irrsinniges Tier ist der Mensch, aber entgegen seiner Anmaßung auch viel zu unbedeutend und tumb, um Gott mit seiner Existenz auch bloß beleidigen zu können.
Jeder ist nur so gut wie tot.
Vertrauen: der Liebe einzig verläßliches, aber gern mißbrauchtes Unterpfand.
Haß: der denkbar stärkste Antrieb, aber ein weiß Gott schlechter Fallschirm.
Der Geist malt nicht. Er mahlt und grundiert. Wird er fertig, gibt er den Tod.
Ein Rechtssystem, das einen solchen Auswurf wie ihn die heutigen Anwälte darstellen, produziert, kann weder Rechtschaffenheit kennen noch irgendeinem ethischen Maßstab obliegen oder sogar zugetan sein.
Gleichmacherei: sich in ihr Gegenteil verzerrende Urzelle des Faschismus ineins mit einem widerlichen Zusammengehörigkeitsgefühl.
Spott: die übliche armselige Gebrauchsprothese geistlosen Hochmuts. Kann sich je nach Zusammenrottungsgrad des fischigen Mobs bis hin zur Grausamkeit potenzieren.
Die Besten kommen ihrem Schöpfer stets zuvor.
Geist kennt keine Verklärung.
Der Tod hat viele Farben. Changieren mit den letzten Elmsfeuern im Kopf. Der Grund aber ist rot, der rote Tod.
Verachte, wenn Du geachtet und achte, wenn Du verachtet werden willst.
Verlustangst: zweifellos einer der schmierigsten Egoismen.
Einsamkeit: der kleine Tod. Macht nicht selten Lust auf mehr.
Humorlosigkeit ist immer auch ein klares Indiz mangelnder Souveränität.
Mitmenschen: schlüpfrige Randabzesse einer dem Geist geschuldeten Existenz.