Peter Hille Zitate
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Das Urteil: Wir bewegen uns unter und auf Porzellan, nirgends dürfen wir anstoßen. So vorsichtig sei unser Urteil.
Heute wie zu allen Zeiten? Oben schwammen auf die Zweiten.
Die Kindheit soll aus eigenem Rechte da sein. Nicht bloß geduldet.
Aus einigen Äußerungen des Lebens, die hier und da einmal vorgekommen sind und Hinz und Kunz so ausbündig gefallen haben, eine Gepflogenheit machen, sie Moral nennen und als allgemein verbindlich zu verehren, ist ein Verbrechen am Leben.
Erst mußt du klar sein, dann siehst du die Welt klar.
Der Mensch weist gar viele Fertigkeiten auf. Darin aber hat er’s am weitesten gebracht: in der Kunst, möglichst wenig Mensch zu sein.
Sprichwörter sind oft Dummheiten, die im Laufe der Jahrhunderte weise geworden sind.
Wo Stammtisch ist, da stirbt Welt und Geist. Der mordet alles.
Gott will nicht die Verstümmlung, sondern die Vollendung unseres Wesens.
Die Schwalbe ist die Soubrette der Natur.
Kultur muß Natur haben. Noch einmal werden wir Wilde. Wann wir ganz reif sind.
Wenn doch auch die Vernunft ansteckend wäre!
Schrecklich sind die Anspruchslosen. Die nichts fordern, gewähren auch nichts.
Besser ein freier Teufel als ein gebundener Engel.
Es ist nicht alles Talmi, was glänzt.
Liebe: zwei im Fliegen zu neuem Leben Geeinte.
Die Sozialisten sind Barbaren des Mitleids.
Hagel Schwer Verheeren Wirft der Himmel, Eingefrorener Zähren Eisiges Gewimmel.
Ein neues eigenes Herz fühlen die Dinge in sich pochen, da stoßen sie sich einander an: „Du, wir haben wieder einen Dichter.“
Hier aber habe ich vor mir das schönste Werk, die erlesenste Aufgabe, die nur irgend jemand haben kann. Denn das Eine, das Allergrößte, das ist immer in seiner schwindelnden Höhe wie unmöglich. Nämlich ein Kind zu bilden.
Doch auch Abscheu ist nötig zum Leben, Abscheu vor der Phrase, der Heuchelei, Lug, Trug und Bösartigkeit. Wir müssen die Wirklichkeit prüfen, Gutes dort zu finden, wo die Menge Fluchwürdiges entdeckt, Schlimmes, Häßliches in den Gepriesenheiten.
Heimat ist Heimweh und Sehnen nach allen Weiten.
Das Weib ist wie ein Geldschrank, es erschließt sich nur dem Chiffrekundigen.
Was ist der Dichter? Ein immer sprechendes, fruchtbares, rastlos bebendes Hirn.
Sterne sind Gottestänzer.
Leben ist Irren, und des Irrens Summe Wahrheit.
Wir finden vieles schlecht, weil wir schlechte Kritiker sind.
Morgenstunde hat Federn im Munde.
Es hat schon lange gebrannt, ehe man hinsieht, wo der Rauch wirbelt.
Ich komme von den Sternen und bringe den Weiheduft der Unendlichkeit mit.
Ich bewundere das erste Kind, das ein Spiel fertig brachte, mehr wie einen Erfinder.
Neid macht Vorschriften. Schwäche, die nicht mehr genießen kann, verbietet.
Man kann ausschließlich – einschließlich – mit den Schattenseiten des Lebens zu tun haben, und doch drängt man sich zum Licht, wenn welches da ist. Wie ein kindlich scheues Blumenköpfchen zur Sonne sich wendet.
Man kann auch hinauffallen. Und solche Fälle sind die tiefsten.
Gottesfurcht ist Gotteslästerung.
Mit wie wenig kann man doch manchem eine Freude machen, so man sich nur zu rechter Zeit zu opfern versteht.
Es muß Übertretungen geben, weil Richter da sind, und um Übertretungen zu schaffen, müssen wir Gesetze haben.
Eine Seele ohne Zwang ist auch ohne Laster.
Das Geschäftige kann eine Gefahr für die Liebe sein: es führt zur Vernachlässigung und fordert eine gewisse Roheit.
Sprache ist mir Empfindungsmelodie, ganz genau sich anpassend.
Geiz ist subjektive Armut.
Wer hätte je gehört, daß jemand vom Wohltun arm geworden wäre?
Wahre und ehrliche Prosa ist zunächst die Sprache der Welt.
Es ist sonderbar: wo etwas schön ist, fällt man gleich darüber her, es zu Ende zu bringen, zu zerstören, zu fälschen.
Deutliche Aussprache des Schwierigen gibt Geistesgegenwart.
Einen Gipfel ersteigt man, wir müssen höher, also heißt es fliegen.
Es fällt kein Meister vom Himmel, wohl aber ein Himmel vom Meister.
Die Blume ist das Lächeln der Pflanzen.
Dummheit, erhabene Göttin, unsere Patronin.
Nein, bettle, wer da will, des Glückes eitle Gaben, Im Wunsche groß, klein im Genuß; Von mir soll das Geschick nur diese Bitte haben: Gleich fern von Not und Überdruß.