Otto Weiß Zitate
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Daß das eheliche Leben viele angenehme Seiten hat – wer wird das leugnen? – Höchstens ein Verheirateter!
Es gibt Fragen, die Antworten sind.
Erst im Laufe der Zeit lernen sich manche Eheleute so gut verstehen – daß es zur Scheidung kommt.
Ein Experiment kann so verfehlt sein – daß es zu wichtigen Entdeckungen führt.
Ihr Verlangen, andern Unangenehmes zu sagen, geben manche für Offenherzigkeit aus.
Zweierlei Philosophie gibt es: eine, die von Tatsachen ausgeht – und eine, die wertlos ist.
Witwe X. fühlt sich doppelt unglücklich: denn sie verlor nicht nur ihren Mann – sie verlor ihn auch zu spät.
Gerade dann, wenn’s am nötigsten wäre, weiß man oft nicht, wann die entscheidende Stunde schlagen wird.
Wendet jemand sich mit einem Anliegen an eine Frau, dann lehnt sie’s oft rundweg ab mit den Worten: Wenn mein Mann es will, habe ich nichts dagegen!
Einfach in der Kunst zu sein, ist durchaus nicht einfach.
Die Familie – finden Sie nicht auch? – sorgt im allgemeinen besser für das Glück der Unmündigen als für das der Mündigen.
Sprich von gewissen Dingen noch so schön… du profanierst sie… eben weil du von ihnen sprichtst.
Der Ausbeuter maskiert sich gern als Wohltäter.
Ich glaube nicht, daß selbst der beste deutsche Lyriker von seinen Versen auch nur einige Jahre leben könnte; durch seine Verse ewig leben – das schon eher.
Behandle jeden nicht nur mit der Achtung, die er verdient, sondern auch mit jener, die er nicht verdient.
Die meisten Verleger, Bilderhändler und Theateragenten haben eine eigene Ästhetik – die der Finanzwissenschaft sehr ähnlich sieht.
Stoßseufzer eines kränkelnden Lebemannes: O wie schmerzlich das ist,… die Lebensweise, die einen ruiniert hat, nicht fortsetzen zu können!
Der Karikaturenzeichner hat’s leicht: oft braucht er die Wirklichkeit nur zu kopieren.
Unhörbar sagte es schon mancher Verliebte zu seiner Holden: O, laß mich in deinen Armen vergessen, welch herzloses Geschöpf du bist!
Wer hätt‘ es nicht schon auf der Straße gesehn, wie eine Frau einem Mann, der hinter ihr ging, langsam nachlief!
Der Respektsperson gebührt allemal der Vortritt – auch dann, wenn ihr ein Fußtritt gebührt.
Und noch etwas: Wenn Sie, mein Herr, mit einer hübschen, stark dekolletierten Frau sprechen – dann schickt es sich, dass Sie ihr auch zuhören!
Bis die Menschen ebenso sehr wünschen werden, glücklich zu machen, als glücklich zu sein: – darüber können noch Monate vergehen!
Außer Gefahr sein, das gibt Mut; nicht wahr?
Nie ist der Befehl eine Bitte – oft die Bitte ein Befehl.
Die Natur hat zwei Lieblingsbeschäftigungen: sie baut auf, um niederzureißen, und reißt nieder, um aufzubauen.
Ausspruch eines Pädagogen: Die Erziehung hat vor allem die Aufgabe, aus dem Menschen etwas anderes zu machen als das, was er sein möchte.
Ein Pädagoge: Unter den vielen, vielen Lehrmeistern läßt sich einer die allerhöchsten Honorare zahlen: das Leben.
Wir alle haben die Fähigkeit, auszulachen und ausgelacht zu werden.
Nichts verletzt viele Frauen mehr, als wenn man ihren Mann abfällig beurteilt; derartiges betrachten sie als Eingriff in ihre Rechte.
Solche, die sich niemand aufdrängen, nennt man – nicht etwa „bescheiden“ – sondern hochmütig.
Sprich sehr moralisch: dadurch erwirbst du dir jenes Zutrauen, das du mißbrauchen willst.
Es gibt dumme Gedanken, die man nicht eher los wird, als bis man sie ausgeführt hat.
Ausspruch eines Erfahrenen: Jeder Vertrag enthält einiges, was er nicht enthält.
Ich kenne eine Dame, die es ebenso übel aufnimmt, wenn man Nachteiliges von Frauen im allgemeinen, als wenn man Vorteilhaftes von Frauen im besonderen sagt.
Der Politiker X. hat seinem Land schob so viel Schaden zugefügt, daß er daselbst zu den populärsten Männern zählt.
Ich kenne aktuelle Worte – die vor zwei Jahrtausenden ausgesprochen wurden.
Was aber dann, wenn’s mißlingt? Diese Frage verhinderte schon viele glückliche Unternehmungen.
Seien wir froh, daß wenigstens diese Dinge nicht der Mode unterliegen: Lieben, Hassen – Lachen, Weinen.
Was man so manchem übelnimmt: daß er den Wert seiner Arbeit kennt.
Wer sieht es nicht gern, wenn andere ein gutes Beispiel geben?
Wie ein Historiker versichert, wird die Geschichte am meisten von jenen gefälscht, die sie machen.
Für die Menge ist fast jede Anklage eine Verurteilung.
Es gibt Taten, die man nur begeht, ehe man sich dazu entschließt.
Schon manch idealer Schwärmer wurde ernüchtert – dadurch, daß man ihm zumutete, für die Verwirklichung seiner Ideen Geld auszugeben.
Wer wüßt‘ es nicht, wie anmaßend die bescheidenste Forderung erscheinen kann – wenn sie der Schwache an den Starken stellt.
Grabschrift: Hier liegt Frau R., geb. am 1. November 1837, gest. am 1. November 1907. Nun hat sie den rastlos bösen Mund für immer geschlossen. Friede ihren Bekannten und Verwandten!
Jemand äußerte: Etwas um keinen Preis tun heißt: einen hohen dafür verlangen.
Das kann man wohl sagen: Wenn alle Glückwünsche in Erfüllung gingen – es würden ihrer wohl tausendmal weniger dargebracht!
Bisweilen sind wir unwilliger, wenn unsere Erwartungen teilweise, als wenn sie gar nicht erfüllt werden.