Otto Weiß Zitate
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Wir verzeihen oft leichter ein Unrecht, das jemand uns, als eines, das wir ihm zugefügt haben.
Wer ganz in seinem Beruf aufgeht, ist nur ein halber Mensch.
Wie gut – oder auch wie schlecht! – daß man’s vielen Briefen nicht ansieht, mit welcher Miene sie geschrieben wurden.
Von sentimentalen Liedern – wem fiel es nicht schon auf? – werden viele Leute mehr gerührt, als von unglücklichen Menschen.
Ein Finanzminister: Im allgemeinen müssen die Armen dafür sorgen, daß die Reichen nicht zugrunde gehen.
Diesem und jenem wird übelgenommen, daß er nicht so dumm ist, als er scheint.
Wenn der Unsinn schön klingt, warum soll ich ihn verschmähen?
Was bei Verliebten so schön ist: daß sie sich einstweilen für immer lieben.
Eine Frage: Wer ist tadelnswerter: der Herausgeber eines Skandalblattes – oder die Leser eines Skandalblattes?
Wer hätte es nicht schon erfahren, wie sehr man sich erleichtert fühlen kann durch eine vertrauliche Aussprache – die man nachher bereut.
Ewiges Sozialproblem: Wie verteilt man unter Menschen dies und jenes so, daß jeder davon mehr bekommt als der andere?
Die Wissenschaft mit Theorien zu bereichern – ist leichter, als ihr Wahrheiten zuzuführen.
Unter den Staats-Notwendigkeiten gab’s von jeher einige, die überflüssig, und mehrere, die schädlich waren.
Ich wollte, die Völker hätten nur halb so viel Verstand wie ihre Sprichwörter.
Daß es Unglück in dieser Welt geben muß, sehen wir ein. Wir sehen nur nicht ein, warum das Unglück gerade uns treffen soll.
Was der Stoizismus den Menschen lehren will: sich ebenso wohl zu fühlen, wenn ihn das Elend angrinst, als wenn ihm das Glück zulächelt.
Was wären in dieser Welt die Starken – ohne Unterstützung der Schwachen?
Mißerfolg – hat schon so manchen größenwahnsinnig gemacht.
Ich weiß nicht mehr, wer es sagte: Die Weisheit schützt uns vor manchem Übel – und vor vielen Annehmlichkeiten.
Das wird eine große, große Zeit, die keine Helden und Märtyrer mehr braucht.
Jünglings-Aphorisma: Man kann alles, was man will.
Entsetzt erkennt mancher Künstler eines Tages sein verfehltes Leben: Statt wohlhabend, ist er berühmt geworden.
Woran die Freundschaft oft scheitert: an ihrer Intimität.
Wären Tiere nicht so empfänglich für Belohnungen und Strafen, man könnte sie nicht abrichten: – ganz wie bei uns.
Eine Erziehungsmethode gibt es, bei der die Eltern besser gedeihen als die Kinder.
Was ich so hübsch finde: wenn eine illustrierte Zeitschrift – als Verzierung – auch etwas Text enthält.
Sei besonders zuvorkommend gegen jene, denen du schaden willst oder schon geschadet hast.
Gewisse Wünsche darf man vor jedem aussprechen, nur nicht vor dem, der sie erfüllen könnte.
Ich schlage gewissen Zeitungen folgende Beschwichtigungsphrase vor: Die Verhältnisse sind durchaus nicht so schlimm, als jene behaupten, die darunter leiden.
Ein Ehevermittler sagte: Sobald die Mitgiftfrage erledigt ist, werden die Ehen im Himmel geschlossen.
Eheliches: Mancher Mann hat seinen Wunsch noch gar nicht ausgesprochen – und seine Frau ist schon dagegen.
Was Journalisten oft verwechseln: Aktuelles – mit Wichtigem.
Nur in der Wirklichkeit zu leben, – wer von uns hielte dies auf die Dauer aus?
Hätten wir halb so viele gute Menschen als fromme – die Welt wäre ein Paradies!
Es gibt eine Art von Großtuern: das sind die Kleintuer.
Der Lügner wird von den Leuten oft getäuscht; denn oft stellen sie sich, als glaubten sie ihm.
Manche interessiert an einem Gegenstand hauptsächlich das – was sie darüber sagen.
Wie erstaunt ist mancher Gatte darob, der er die dumme Frau besitzt, die er gewählt!
Es gibt gebildete Kreise, denen es nicht an Geld fehlt – wohl aber an Bildung.
Gib den Leuten auch dann, wenn sie kein Talent haben, Gelegenheit, es glänzen zu lassen.
Ein eigenes Unglück hat manches Mädchen: Sie wurde von ihrem Mann – statt verlassen – geheiratet.
Jemand kann solche Furcht haben, sich lächerlich zu machen, daß er – sich lächerlich macht.
Achselzuckend sagte jemand: Prinzipien?… Derlei haben nur Leute, die sonst nichts haben!
Warum – so fragte ich mich schon oft – verlieben sich so viele Mädchen in jene Manieren eines Mannes, die er in der Ehe ablegen wird.
Andere zu respektieren?… Dazu entschließt mancher sich nicht eher, bevor sie ihn geringschätzen.
Manches Mädchen hat solch blendende Vorzüge – daß ich jedem Mann abraten möchte, sie zu heiraten.
Ausspruch eines Fachmannes: Die pädagogische Wissenschaft blüht – die Erziehung liegt im argen.
Die unangenehmste Art zu regieren ist wohl die, sich selbst zu beherrschen.
Ein Ohrenarzt: Es gibt schwerhörige Politiker, die das Grollen der Massen nicht vernehmen.
Kein Moralist der Welt macht die Menschen so ehrlich – wie die Kontrolle.