Otto von Leixner Zitate
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Zu bedenken! Das Wort, mit dem dein Feind Dich wollte kränken, Das sollst Du, frei von Zorn, in Dir bedenken. Es kann darin ein Korn der Wahrheit liegen, Die schonend Dir der Freund stets hat verschwiegen.
Der echte Mann, er ist ein König, Der deß zum Zeichen Münzen schlägt – Sein Thun ist Gold, das Selbst der Stempel, Der drauf den Kopf des Herrschers prägt.
Sobald eine Philosophie Dich tröstet, hat sie begonnen, ein Glaube zu werden.
Die Leidenschaft ist ein stets lodernder Scheiterhaufen, auf dem wir gar oft unsere besten Vorsätze verbrennen.
Das nötigste für jeden begabten Menschen ist: die Grenzen seiner Begabung zu erkennen. Viele sind schon zu Grunde gegangen, weil sie mit fieberhaftem Ehrgeiz erstrebten, was ihrem Wesen widersprach.
Zur Liebe hat das Weib vielleicht eine größere Begabung als der Mann; zur Freundschaft ist sicher der Mann mehr beanlagt als das Weib. Darum suchen so oft eigenartige Frauen Freundschaft im besten Sinne nicht bei Geschlechtsgenossinnen, sondern bei Männern.
Was der schlichten Wahrheit steht am fernsten, Das rechnet heut man zum „Modernsten“.
Wenn Tagespolitiker gar keine Gründe mehr auftreiben können, dann berufen sie sich auf die Überzeugung der Mehrheit des Volkes – nachzählen kann ja niemand.
Ein Spruch – wie kurz ist der! Gewiß, er ist gar kurz zum Lesen. Jedoch gar oft ist lang gewesen Das Herzeleid vorher.
„Echte Begabung bricht sich immer Bahn.“ Unverstand und Lieblosigkeit hat diesen Ausspruch erfunden, und die erfolgreiche Mittelmäßigkeit hat ihn verbreitet, um für echte Begabung zu gelten.
Der Mensch kann niemanden so bitter hassen als sich selbst, weil er von Natur geneigt ist, sich am meisten zu lieben.
Über die Hälfte unserer Lebenszeit handeln wir als Toren, und gar mancher muß sterben, wenn er eben begonnen hat, weise zu sein.
Mancher besitzt Kraft genug, den höchsten Berg zu erklimmen, aber er verschwendet sie mit dem Abtragen von Maulwurfshügeln an dessen Fuße.
Unsere größten Schwächen sind die, von denen niemand etwas bemerkt, weil wir die größte Kraft aufwenden, sie zu unterdrücken.
Fremde Schuld kann die deinige veranlassen, aber niemals entschuldigen. Wer sich erst einmal erkannt hat, klagt nie mehr jemand anderen an als sich selbst.
Frechheit ist fast immer die Maske der Feigheit. Der Mutige ist ruhig.
Lehrsätze Mancher Lehrsatz, den mit Achtung Vormals ich gelesen, Ist bei näherer Betrachtung Leerer Satz gewesen.
Die beste Erziehung ist jene, die einen festen, gesunden Grund legt zur Selbsterziehung.
Die schreibenden und redenden Zukunftsweltbaumeister von heute entwerfen zwar sehr verschiedene Gebäude. Aber alle stimmen in der Voraussetzung überein, daß die Menschen keine Leidenschaften haben. Und die Masse glaubt es nur zu gern, daß sie aus Engeln besteht.
Nicht vor dem Tode, nur vor dem Leben sollte man sich fürchten, denn nur dieses kann die Seele töten.
Verliebe dich, junger Mann, nie in ein Mädchen, das in sich selbst verliebt ist. Gegen diesen Nebenbuhler richtest du nichts aus.
Feiner Geschmack Er duldet schlechte Verse nicht in seinem Haus. Darum auch gab die seinen er heraus.
Am meisten Knecht seines Ichs ist der Herrschsüchtige.
Ironie kann Tochter der Weisheit – oder der Dummheit sein. Mancher Hohlkopf wendet Ironie an, weil er bemerkt hat, daß unbeholfene Menschen sich durch sie leicht verblüffen lassen.
Eins, Dichter, merk‘ vor allen Dingen: Gedanke nur kann Gedanken zwingen.
Der Begriff „Glück“ hängt mit keinem „Ding“ unlösbar zusammen.
Wer viel verlangt, der hastet viel, den flieht das heißbegehrte Ziel; wer stille strebt auf graden Wegen, dem kommt zuletzt das Ziel entgegen.
„Könnt‘ ich nur meine Umgebung wechseln, dann wäre ich glücklich!“ So spricht mancher launische Mann, manches launische Weib. Ihr selber seid eure Umgebung und wohin ihr geht, schleppt ihr euch und sie mit. Werdet anders und besser – und eure ganze Welt wird besser sein!
Wenn man Zeuge ist, wie in öffentlichen Versammlungen von Arbeitern Tausende jubeln, wenn ein zungenfertiger Wortheld über Gott und Religion höhnt und witzelt, dann entschlüpft uns leicht der Ausruf: „Was müssen die Kirchen gesündigt haben, daß es bei Tausenden so weit gekommen ist!“
Große Täuschungen von Menschen zu erleben und sich darein zu finden, ist schwer; viel schwerer, ihre kleinen Gemeinheiten und Niederträchtigkeiten ruhig ertragen lernen, am schwersten, Tag für Tag mit Dummheiten und Torheiten anderer sich herumschlagen zu müssen – ohne jeglich Aussicht auf Sieg.
Es ist merkwürdig, mit wie wenig Verstand man glatt durchs Leben kommen kann, und wie viel Vernunft und Gemütskraft oft nötig sind, um überall zu scheitern.
Hat jemand dein Herz verwundet, klage nicht. Dein strömendes Blut kann Balsam werden für fremde Wunden.
Echter Adel Aristokrat – das ist für mich, Wer keinen Ahnen hat als sich.
Unsere Vorzüge sind für die Selbsterziehung oft viel gefährlicher als unsere Mängel.
Die Verdammer alles Alten sind ebenso thöricht, wie dessen blinde Vergötterer. Beide verbauen den Weg gesunden Fortschritts, der einzig dem Wesen des Geistes entspricht.
Einem Witzigen Du bist ein Selbstling, denn sogar Dein Witz ist so gemacht, Daß drüber niemand sonst, Wie nur du lacht.
Woher – Wohin? Woher, wohin denn unser wirres Sein? Aus Dir hinaus, o Mensch, in Dich hinein!
Wenn der Kritik nichts mehr zum Verneinen übrig bleibt, zerstört sie sich selber.
Menschen und Kunstwerke vertragen nur einen bestimmten Grad von Feinheit. Darüber hinaus werden sie krank und kraftlos.
Mancher große Mann muß erst seinen Platz verlassen, damit man ganz erkenne, wie viele kleine und minder große nötig sind, um deren leeren Raum auszufüllen.
Was zehn schlechte Weiber einem Manne vom Glauben an die Menschheit genommen haben, kann ein edles hundertfach ersetzen.
Gesund sich zu erhalten ist nicht nur ein Gebot der alltäglichen Klugheit, sondern, richtig gefaßt, ein sittliches Gesetz.
Immer Nein zu sagen, ist nicht ein Zeichen von Kraft, sondern nur von Beschränktheit.
Im Grunde gibt es für das tiefste Selbst des Menschen nur ein Ereignis im Leben: sein Ich. Damit muß er fertig werden, sonst wird’s mit ihm fertig.
Die wortlauten Pächter der Zeitgedanken wiederholen immer, daß der Mensch in und mit dem Ganzen leben müsse. Bei ihnen ist der geheime Urheber des Spruchs der Wunsch, das Ganze zu beherrschen.
Und glaubt es mir: eine kleine bescheidene Wahrheit, die ich in der Stille, nach Leid und Kampf selbst gefunden habe, fördert mehr und macht männlicher als die größte Wahrheit, die andere zu besitzen oft nur vorgeben und mir schenken.
Wer von seinem Freunde nicht Offenheit ertragen will, wird sie einmal, ausgedrückt durch Worte des Hasses, von seinem Feinde ertragen müssen.
Jedes Lustgefühl, das wir uns nur bereiten können, wenn wir andern Schmerz bereiten, müssen wir einmal mit Zinseszins zurückgeben.
Weder Gefühle noch Gedanken kannst du geschenkt erhalten. Du selbst mußt sie nachfühlen und nachdenken, wenn du sie nachleben willst.
Der gefährlichste Schmeichler ist das eigene Ich.