Novalis Zitate
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Realist ist der Idealist, der von sich selbst nichts weiß.
Der Begriff der Mathematik* ist der Begriff der Wissenschaft überhaupt. Alle Wissenschaften sollen daher Mathematik werden.
Es dünkt dem Menschen, als sei er in einem Gespräch begriffen, und irgendein unbekanntes, geistiges Wesen veranlasse ihn auf eine wunderbare Weise zur Entwicklung der evidentesten Gedanken.
Wo ewige unabänderliche Gesetze walten, da ist Altertum, Vergangenheit.
Die individuelle Seele soll mit der Weltseele übereinstimmen.
Ein wahrer Forscher wird nie alt.
Unsere Sprache ist entweder mechanisch, atomistisch oder dynamisch. Die echt poetische Sprache soll aber organisch, lebendig sein. Wie oft fühlt man die Armut an Worten, um mehrere Ideen mit einem Schlage zu treffen.
Bildung des Geistes ist Mitbildung des Weltgeistes – und also Religion.
Denn auch der reuigste Sünder will bei seinem Bekenntnis geschont sein, das ist menschliche Natur.
Gehts ohne Hoffnung oder sonst zu übel, so bleibt mir B[itter] M[andel] W[asser] und Op[ium].
Teufel und Gott sind die Extreme, aus denen der Mensch entsteht. Teufel ist der vernichtende, Gott die schaffende Kraft.
Nicht bloß das Reflexionsvermögen begründet die Theorie. Denken, Fühlen und Anschaun ist eins.
Hypothesen sind Netze; nur der wird fangen, der auswirft.
Toleranz und Freundschaft ist oft alles, und bei weitem das Wichtigste, was wir einander geben können.
Politik ist eine gelehrte historische Wissenschaft und Kunst.
Durch Gebet erlangt man alles. Gebet ist eine universelle Arzenei.
Alle Menschen sollen thronfähig werden.
Allzufrühe Moral ist dem Menschengeschlecht äußerst nachteilig.
Helft uns nur den Erdgeist binden, Lernt den Sinn des Lebens fassen Und das Wort des Lebens finden.
Nur die Religion kann Europa wieder aufwecken und die Völker versöhnen und die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar auf Erden in ihr altes friedenstiftendes Amt installieren.
Der Mensch vermag in jedem Augenblick ein übersinnliches Wesen zu sein. Ohne dies wäre er nicht Weltbürger – er wäre ein Tier.
Echtem Scherz liegt Ernst zum Grunde.
Das Kreuz auf Golgotha ist die größte Tat und Tatsache der Weltgeschichte.
Unser ganzes Leben ist Gottesdienst.
Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt!
Die Natur ist eine Äolsharfe, sie ist ein musikalisches Instrument, dessen Töne wieder Tasten höherer Saiten in uns sind.
Die Menschheit ist der höhere Sinn unsers Planeten, der Nerv, der dieses Glied mit der obern Welt verknüpft, das Auge, was er gen Himmel hebt.
Ob sich nicht etwas für die neuerdings so sehr gemißhandelten Alltagsmenschen sagen ließe? Gehört nicht zur beharrlichen Mittelmäßigkeit die meiste Kraft? Und soll der Mensch mehr als einer aus dem Popolo sein?
Die Vorzeit nimmt zu, die Zukunft ab.
Die mathematische* Kraft ist die ordnende Kraft.
Es ist nichts schwerer, als mit sich selbst Geduld haben – seine eigene Schwachheit zu tragen.
Welten bauen genügt nicht dem tiefer verlangenden Sinne, aber ein liebendes Herz sättigt den strebenden Geist.
Der Idealismus ist nichts als echter Empirismus.
Je größer der Dichter ist, desto weniger Freiheit erlaubt er sich, desto philosophischer ist er.
Wer keine Gedichte machen kann, wird sie auch nur negativ beurteilen. Zur echten Kritik gehört die Fähigkeit, das zu kritisierende Produkt selbst hervorzubringen. Der Geschmack allein beurteilt negativ.
Das größte Geheimis ist der Mensch sich selbst. Die Auflösung dieser unendlichen Aufgabe ist die Weltgeschichte. Wir sind auf einer Mission: zur Bildung der Erde sind wir berufen.
Schicksal und Gemüt sind Namen eines Begriffs.
Unser Geist ist Verbindungsglied des völlig Ungleichen.
Unser Alltagsleben besteht aus lauter erhaltenden, immer wiederkehrenden Verrichtungen. Dieser Zirkel von Gewohnheiten ist nur Mittel zu einem Hauptmittel, unserm irdischen Dasein überhaupt, das aus mannigfaltigen Arten zu existieren gemischt ist.
Die Welt ist Resultat eines unendlichen Einverständnisses, und unsre eigne innere Pluralität ist der Grund der Weltanschauung.
Je mehr man lernt, nicht mehr in Augenblicken, sondern in Jahren usw. zu leben, desto edler wird man.
Flucht des Gemeingeistes ist Tod.
Etwas zu lernen ist ein sehr schöner Genuß – und etwas wirklich zu können ist die Quelle der Wohlbehaglichkeit.
Das höchste Leben ist Mathematik.
Ganz begreifen werden wir uns nie, aber wir werden und können uns weit mehr, als begreifen.
Romantik. Alle Romane, wo wahre Liebe vorkommt, sind Märchen – magische Begebenheiten.
Seid Menschen, so werden euch die Menschenrechte von selbst zufallen.
Wir suchen überall das Unbedingte, und finden immer nur Dinge.
Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren. Wo sie sich durchdringen, ist er in jedem Punkte der Durchdringung. Wir müssen suchen, eine innere Welt zu schaffen. Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.
Aller Glaube ist wunderbar und wundertätig. Gott ist in dem Augenblicke, als ich ihn glaube. – Glauben ist indirekt wundertätige Kraft. Durch den Glauben können wir in jedem Augenblick Wunder tun für uns, oft für andre mit, wenn sie Glauben zu mir haben.