Novalis Zitate
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Wo echter Hang zum Nachdenken, nicht bloß zum Denken dieses oder jenes Gedankens, herrschend ist, da ist auch Progressivität.
Die Möglichkeit der Philosophie beruht auf der Möglichkeit, Gedanken nach Regeln hervorzubringen, wahrhaft gemeinschaftlich zu denken (Kunst zu symphilosophieren).
Hätten die Nüchternen Einmal gekostet, Alles verließen sie Und setzten sich zu uns An den Tisch der Sehnsucht.
Der Dichter betet den Zufall an.
Es ist nicht die Krone und das Reich, was einen König macht.
Leidenschaftliche Wärme – leidenschaftliche Kälte.
Republik ist das fluidum deferens der Jugend. Wo junge Leute sind, ist Republik.
Verdanken die Menschen dem Adel nichts? Sind sie reif genug, den Adel zu entbehren?
Der Liebe geht’s wie der Philosophie. Sie ist und soll allen alles und jedes sein. Liebe ist also das Ich, das Ideal jeder Bestrebung.
Mit innigem Gebet und festem Vorsatz ist vieles möglich. Hat man Gott im Herzen, so grübelt man nicht. Dann ist nur eine große erhebende Empfindung in der Seele. Auf dem göttlichen Gesichtspunkt gibt es keine Wolken; da ist nur ein Glanz, eine Herrlichkeit.
Menschen, die zum Handeln, zur Geschäftigkeit geboren sind, können nicht früh genug alles selbst betrachten und beleben.
Schlafen ist Verdauen der Sinneneindrücke. Träume sind Exkremente; sie entstehen durch die peristaltische Bewegung des Gehirns.
Der Mensch besteht in der Wahrheit. Gibt er die Wahrheit preis, so gibt er sich selbst preis. Wer die Wahrheit verrät, verrät sich selbst.
Alles, was in Not ist, stößt die Schwächlinge, die Selbstnotleidenden und alle diejenigen ab, die selbst nichts missen können, ohne in Not zu geraten.
Die Philosophie ist eigentlich Heimweh, ein Trieb, überall zu Hause zu sein.
Jede Stufe der Bildung fängt mit Kindheit an. Daher ist der am meisten gebildete, irdische Mensch dem Kinde so ähnlich.
Alle Schranken sind bloß des Übersteigens wegen da.
Weisheit ist Harmonie.
Auch der Zufall ist nicht unergründlich. Er hat seine Regelmäßigkeit.
Wissenschaft ist nur die eine Hälfte, glauben ist die andere.
Der Mann ist lyrisch, die Frau episch, die Ehe dramatisch.
Das Poem des Verstandes ist Philosophie.
Mit den Tönen kommt da Sehnen, reget sich der Liebe Schmerz; wie sie beben und verschweben, bebt, verschwebt das stille Herz.
Liebe ist durchaus Krankheit.
Schon das Gewissen beweist unser Verhältnis, Verknüpfung (die Übergangsmöglichkeit) mit einer andern Welt – eine innre, unabhängige Macht und einen Zustand außer der gemeinen Individualität.
Natur und Natureinsicht entstehn zugleich, wie Antike und Antikenkenntnis; denn man irrt sehr, wenn man glaubt, daß es Antiken gibt. Erst jetzt fängt die Antike an zu entstehn.
Alles zu beleben, ist der Zweck des Lebens.
Sollte einfaches Selbstgefühl Schmerz sein?
Man soll seine Steuern dem Staat zahlen, wie man seiner Geliebten einen Blumenstrauß schenkt.
Das Wahre erhält sich immer, das Gute dringt durch, der Mensch kommt wieder empor, die Kunst bildet sich, die Wissenschaft entsteht, und nur das Zufällige, das Individuale verschwindet.
Der Geist erscheint immer nur in fremder, luftiger Gestalt.
Menschen sind in bezug auf den moralischen Sinn, was Licht und Luft in bezug auf Auge und Ohr sind.
Jung ist man morgens und alt abends. Abendlich müssen unser Testament bereit und unsere Angelegenheiten in Ordnung sein.
Eine Anekdote ist ein historisches Element, ein historisches Molekül oder Epigramm.
Zur Wissenschaft allein ist der Mensch nicht bestimmt, der Mensch muß Mensch sein, zur Menschheit ist er bestimmt.
Indem wir uns selbst betrachten, beleben wir uns selbst.
Kraft ist die Materie der Stoffe.
Mit innigem Gebet und festem Vorsatz ist vieles möglich. Sobald du ängstlich wirst und traurige, bängliche Vorstellungen sich dir aufdringen, fange an recht herzlich zu beten. Gelingts die ersten Male nicht, so gelingts gewiß mit der Zeit.
Man sollte stolz auf den Schmerz sein – jeder Schmerz ist eine Erinnerung unseres hohen Ranges.
Ohne Genialität existierten wir alle überhaupt nicht. Genie ist zu allem nötig. Was man aber gewöhnlich Genie nennt, ist Genie des Genies.
Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung.
Untersuche Dich selbst, bitt ich, und sage Dir dann selbst aufrichtig, ob viele Dinge, die Du wünschest und die Dir Sorgen und Pein machen, wirklich so vorhanden sind, und ob Du sie auch wirklich nötig bedarfst oder sie wesentlich entbehrst.
Alles Gute in der Welt ist unmittelbare Wirksamkeit Gottes.
Selbst das Gewissen, diese sinn- und weltenerzeugende Macht, dieser Keim aller Persönlichkeit, erscheint mir, wie der Geist des Weltgedichts, wie der Zufall der ewigen romantischen Zusammenkunft, des unendlich veränderlichen Gesamtlebens.
Wahre Mittheilung findet nur unter Gleichgesinnten, Gleichdenkenden statt.
In jedem Menschen kann mir Gott erscheinen. Alles Gute in der Welt ist unmittelbare Wirksamkeit Gottes. Am Christentum hat man Ewigkeiten zu studieren. Es wird einem immer höher mannigfacher, herrlicher.
Was du verlorst, hat er gefunden, Du triffst bei ihm, was du geliebt und ewig bleibt mit dir verbunden, was seine Hand dir wiedergibt.
Religiöse Aufgabe: Mitleid mit der Gottheit zu haben.
Man ist allein mit allem, was man liebt.
Beten ist in der Religion, was Denken in der Philosophie ist; der religiöse Sinn betet, wie das Denkorgan denkt.