Max Weber Zitate
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Die Eitelkeit: das Bedürfnis, selbst möglichst sichtbar in den Vordergrund zu treten, führt den Politiker am stärksten in Versuchung.
Von einem Markt soll dann gesprochen werden, wenn mindestens die Personen einer Gruppe um ihre Tauschchancen konkurrieren.
Die christliche Askese, anfangs aus der Welt in die Einsamkeit flüchtend, hatte bereits aus dem Kloster heraus, indem sie der Welt entsagte, die Welt kirchlich beherrscht.
Der Mensch will „von Natur“ nicht Geld und mehr Geld verdienen, sondern einfach leben, so leben, wie er zu leben gewohnt ist, und soviel erwerben, wie dazu erforderlich ist.
Ein weiterer Grundbegriff ist derjenige der „Uebung“. Sie bedeutet: Steigerung der Leichtigkeit, Schnelligkeit, Sicherheit und Gleichmäßigkeit einer bestimmten Leistung durch deren oftmalige Wiederholung.
Der Kapitalismus kann den praktischen Vertreter des undisziplinerten „liberum arbitrium“ [i.e. freien Willens] als Arbeiter nicht brauchen.
Das Selbstverständliche wird am wenigsten gedacht.
Der Einfall ersetzt nicht die Arbeit.
[…] Herrschaft ist im Alltag primär: Verwaltung.
Es ist durchaus wahr und eine – jetzt hier nicht näher zu begründende – Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht.
Der heutige, zur Herrschaft im Wirtschaftsleben gelangte Kapitalismus […] erzieht und schafft sich im Wege der ökonomischen Auslese die Wirtschaftssubjekte – Unternehmer und Arbeiter -, deren er bedarf.
Es gibt keinen Frieden auch im wirtschaftlichen Kampf ums Dasein; nur wer jenen Schein des Friedens für die Wahrheit nimmt, kann glauben, daß aus dem Schoße der Zukunft für unsere Nachfahren Frieden und Lebensgenuß erstehen werde.
Denn der radikalste Zweifel ist der Vater der Erkenntnis.
Man kann das Große nicht wahrhaft lieben, wenn man das Niederträchtige nicht hassen kann.
Gottes Gnade ist, da seine Ratschlüsse unwandelbar feststehen, ebenso unverlierbar für die, welchen er sie zuwendet, wie unerreichbar für die, welchen er sie versagt.
Politik wird mit dem Kopfe gemacht, nicht mit anderen Teilen des Körpers oder der Seele.
„Distanzlosigkeit“, rein als solche, ist eine der Todsünden jedes Politikers.
Wer sich in seiner Lebensführung den Bedingungen kapitalistischen Erfolges nicht anpaßt, geht unter oder kommt nicht hoch.
Es ist durchaus richtig und alle geschichtliche Erfahrung bestätigt es, daß man das Mögliche nicht erreichte, wenn nicht immer wieder in der Welt nach dem Unmöglichen gegriffen worden wäre.
[…] Parteinahme, Kampf, Leidenschaft – ira et studium – sind das Element des Politikers. Und vor allem: des politischen Führers.
Politik wird zwar mit dem Kopf, aber ganz gewiß nicht nur mit dem Kopf gemacht.
Die heutige kapitalistische Wirtschaftsordnung ist ein ungeheurer Kosmos, in den der einzelne hineingeboren wird und der für ihn, wenigstens als einzelnen, als faktisch unabänderliches Gehäuse, in dem er zu leben hat, gegeben ist.
Wir haben lieber Leute als Beamte, auf die wir spucken, als eine Beamtenkaste, die auf uns spuckt.
Rein wertrational handelt, wer ohne Rücksicht auf die vorauszusehenden Folgen handelt im Dienst seiner Ueberzeugung von dem, was Pflicht, Würde, Schönheit, religiöse Weisung, Pietät, oder die Wichtigkeit einer „Sache“ gleichviel welcher Art ihm zu gebieten scheinen.
Wenn nur soziale Gebilde beständen, denen die Gewaltsamkeit als Mittel unbekannt wäre, dann würde der Begriff „Staat“ fortgefallen sein, dann wäre eingetreten, was man in diesem besonderen Sinne des Wortes als „Anarchie“ bezeichnen würde.
Wer Politik überhaupt und wer vollends Politik als Beruf betreiben will, hat sich jener ethischen Paradoxien und seiner Verantwortung für das, was aus ihm selbst unter ihrem Druck werden kann, bewusst zu sein. Er lässt sich… mit den diabolischen Mächten ein, die in jeder Gewaltsamkeit lauem.
Nicht in erster Linie für die Art der volkswirtschaftlichen Organisation, die wir ihnen überliefern, werden unsere Nachfahren uns vor der Geschichte verantwortlich machen, sondern für das Maß des Ellenbogenraums, den wir ihnen in der Welt erringen und hinterlassen.
Alle Parteikämpfe sind nicht nur Kämpfe um sachliche Ziele, sondern vor allem auch: Ämterpatronage.
[W]as für ein Mensch muß man sein […], um seine Hand in die Speichen des Rades der Geschichte legen zu dürfen.
Einen ganz trivialen, allzu menschlichen Feind hat der Politiker täglich und stündlich in sich zu überwinden: die ganz gemeine Eitelkeit, die Todfeindin aller sachlichen Hingabe und aller Distanz, in diesem Fall: der Distanz sich selbst gegenüber.
Verblichen sind die naiv freiheitlichen Ideale unserer frühen Jugend, und manche von uns sind vorzeitig alt und allzu klug geworden.
Nur auf dem Boden ganz harter Arbeit bereitet sich normalerweise der Einfall vor.
Daß eine wirklich gute journalistische Leistung mindestens so viel „Geist“ beansprucht wie irgendeine Gelehrtenleistung […], ist nicht jedermann gegenwärtig.
Mit Glaubenskämpfern läßt sich nicht reden.
Der bloße „Machtpolitiker“, wie ihn ein auch bei uns eifrig betriebener Kult zu verklären sucht, mag stark wirken, aber er wirkt in der Tat ins Leere und Sinnlose.
Man kann sagen, daß drei Qualitäten vornehmlich entscheidend sind für den Politiker: Leidenschaft – Verantwortungsgefühl – Augenmaß.
Der Gelderwerb ist – sofern er in legaler Weise erfolgt – innerhalb der modernen Wirtschaftsordnung das Resultat und der Ausdruck der Tüchtigkeit im Beruf.
Auch unsere höchsten und letzten irdischen Ideale sind wandelbar und vergänglich.
Den rücksichtslosen, an keine Norm innerlich sich bindenden Erwerb hat es zu allen Zeiten der Geschichte gegeben, wo und wie immer er tatsächlich überhaupt möglich war.
Es ist ja nicht wahr – wie man behauptet hat -, daß die „Persönlichkeit“ in dem Sinn eine „Einheit“ sei und sein solle, daß sie sozusagen in Verlust geraten müßte, wenn man ihrer nicht bei jeder Gelegenheit ansichtig wird.
[E]s gibt letztlich nur zwei Arten von Todsünden auf dem Gebiet der Politik: Unsachlichkeit und – oft, aber nicht immer damit identisch – Verantwortungslosigkeit.
„Gelegenheits“politiker sind wir alle, wenn wir unseren Wahlzettel abgeben.
Charisma soll eine als außeralltäglich geltende Qualität einer Persönlichkeit heißen.