Matthias Claudius Zitate
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Wer je einmal in seinem Leben in Ernst an den bewußten Balken Hand gelegt hat, der weiß wohl, daß denn die Lust: an dem Splitter im fremden Auge zu hantieren, ziemlich zu vergehen pflegt, und daß ein solcher den ersten Stein nur langsam aufhebt.
Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht nicht in unsrer Hand.
Es legte Adam sich im Paradiese schlafen; da ward aus ihm das Weib geschaffen. Du armer Vater Adam, du! Dein erster Schlaf war deine letzte Ruh‘!
Wenn’s Euch mit dem und jenem wirklich Ernst ist, und es Dir so recht durch Mark und Bein geht, so lasse Du’s durchgehen, und danke Gott dafür, und sage niemanden davon.
Niemand ist weise von Mutterleibe an; Zeit und Erfahrung lehren hier, und fegen die Tenne.
Moral führt freilich zur Religion, aber kurz und gut, wie Armut und Bedürfnis vor die Tür des reichen Mannes führt.
Es ist etwas im Menschen das sich vor keiner Gewalt beugt und fürchtet und durch keine Gewalt überwältigt werden kann. Es bleibt unbeschädigt und frei, wie auch die Sachen gehen, und spricht der Gewalt Hohn.
Wer über diese Welt hinaussieht, und sich der andern bewußt ist, der vergilt nicht Böses mit Bösem, und trotzt nicht; aber er fürchtet auch nicht, und erschrickt nicht.
Inwendig in uns wohnet der Richter, der nicht trügt, und an dessen Stimme uns mehr gelegen ist, als an dem Beifall der ganzen Welt und der Weisheit der Griechen und Ägypter.
Spare Dir denn vergebliche Mühe, und tue Dir kein Leid, und besinne Dich Dein.
Erwarte nichts vom Treiben und den Treibern; und wo Geräusch auf den Gassen ist, da gehe fürbaß.
Was einer ist, was einer war, beim Scheiden wird es offenbar.
Die Religion aus der Vernunft verbessern, kommt mir freilich ebenso vor, als wenn ich die Sonne nach meiner alten hölzernen Standuhr stellen wollte.
Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns, lieber Sohn, sondern wir müssen uns nach ihr richten.
Bleibe der Religion Deiner Väter getreu, und hasse die theologischen Kannengießer.
Man weiß oft gerade dann am meisten, wenn man nicht recht sagen kann, warum.
Die Wahrheit ist die Tochter des friedlichen Himmels, sie flieht vorm Geräusch der Leidenschaften und vor Zank. Wer sie aber von ganzem Herzen liebhat, und sich selbst verleugnen kann, bei dem kehrt sie ein, den übereilt sie des Nachts im Schlaf und macht sein Gebein und sein Angesicht fröhlich.
Ich danke dir wohl, mein Glück in diesem Leben. Ich war wohl klug, daß ich dich fand; Doch ich fand nicht. Gott hat dich mir gegeben.
Sorge für deinen Leib, doch nicht so, als wenn er deine Seele wäre.
Unschuld hat ihren eignen Engel, der hinter euch hergehet und über euch wacht, solange ihr unschuldig seid. Erzürnet ihn nicht! und glaubet für ganz gewiß, daß wenn er von euch weichet, euer Glück von euch gewichen ist.
Ich zwar glaube, daß hell und gut zweierlei sind, daß die Wurzel vor der Frucht sein müsse, und daß es besser sei, im Dunkeln Gutes tun, als bei Tage Böses.
Der Tod ist gewiß, die Stunde ungewiß. Mors certa, hora incerta.
Zu allen Zeiten ist das Gefühl eigener Hoffnungslosigkeit das Wahrzeichen wirklich großer Menschen gewesen.
Es ist leicht zu verachten; und verstehen ist viel besser.
Hängt an die große Glocke nicht, was jemand im Vertrauen spricht.
Auch gibt es keine Reinheit, keine Ruhe und kein Wohlsein außer dem Guten.
Geduldig sein – Herr, lehr‘ es mich, Ich bitte dich, ich bitte dich.
Treib Tugend jeden Augenblick; Wer nicht vorangeht, geht zurück.
Hier ruht ein seltner Advokat, Der Unrecht nie verteidigt hat Und Eintracht jedermann empfahl – Er starb im Hospital.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn.
Wir sind nicht in der Welt, um zu grübeln und uns zu zanken, sondern um heilig zu leben.
Scheue niemand so viel, als Dich selbst.
Der Mensch ist für eine freie Existenz gemacht, und sein innerstes Wesen sehnet sich nach dem Vollkommnen, Ewigen und Unendlichen, als seinem Ursprung und Ziel.
Ein gutes Gewissen im Menschen ist wie ein Edelstein im Kiesel. Er ist würklich darin; aber Du siehst nur den Kiesel, und der Edelstein bekümmert sich um Dich nicht.
Jesus hat die Uniform des menschlichen Elends angezogen.
Was mit wenigem abgetan werden kann, muß nicht mit vielem getan werden.
Dem Menschen muß etwas wahr und heilig sein! Und das muß nicht in seinen Händen und nicht in seiner Gewalt sein; sonst ist auf ihn kein Verlaß, weder für andre noch für ihn selbst.
Armut des Geistes Gott erfreut, Armut, und nicht Armseligkeit.
Es gibt Gedanken und Empfindungen, die auf fettem Boden nicht wachsen.
Übrigens genießen wir jeden Tag und Augenblick Wohltaten, die wir nicht verstehen. Wir werden geboren und gesäuget, und holen Odem, und verstehen nichts.
Es ist überall gut wohnen, soweit sich Gottes schöner Himmel wölbt, und wo ein frohes Herz im Busen schlägt, da ist des Erdbewohners Eden.
Lerne gerne von andern, und wo von Weisheit, Menschenglück, Licht, Freiheit, Tugend geredet wird, da höre fleißig zu.
Betrüge nicht; du hast nicht Rast noch Ruh, wenn du betrogen hast.
Hat dein Freund an sich, das nicht taugt, so mußt du ihm das nicht verhalten und es nicht entschuldigen gegen ihn, aber gegen den dritten Mann mußt du es verhalten und entschuldigen.
Der Mensch hat einen Geist in sich, den diese Welt nicht befriedigt, der die Treber der Materie, die Dorn und Disteln am Wege mit Gram und Unwillen wiederkäut, und sich sehnet nach seiner Heimat.
Der Mensch lebt und besteht nur eine kleine Zeit und alle Welt vergeht mit ihrer Herrlichkeit. Es ist nur euer ewig und an allen Enden und wir in seinen Händen.
Kränz‘ einen Welteroberer nicht! Schlepp‘ lieber ihn zum Hochgericht.
Ein edles Herz glänzt hell und hold, Ein gutes ist gediegen Gold.
Die sich von Herzen lieb haben, verstehen einander durch stumme Gebärde.
Hänge Dein Herz an kein vergänglich Ding.