Matthias Claudius Zitate
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Verachte keine Religion, denn sie ist dem Geist gemeint, und Du weißt nicht, was unter unansehnlichen Bildern verborgen sein könne.
Liebt euch auf Erden, liebt und wisst, dass Gott im Himmel Liebe ist.
Wer Sonnenstrahlen machen will, der ist ein Quacksalber und kennt weder sich noch die Sonne; wer aber die Berge und Hügel, die ihr im Wege stehen, abträgt und erniedrigt, der treibt ein wahres Werk und ein sehr großes.
Es ist ein großer Gewinn, alles, was man tut, wie vor dem Katheder des Todes und unter seinen Augen zu tun.
Wenn ich gestorben bin, so drücke mir die Augen zu, und beweine mich nicht.
Die Gottesfurcht sei bei dir nicht Bedienter hinten auf dem Wagen, sondern Herrschaft und Kutscher zugleich.
Wenn jemand eine Reise tut, So kann er was verzählen…
Vor Kritikastern hüte dich, Wer Pech anfaßt, besudelt sich.
Wenn also der Mensch Ideen und Ahndungen hat von Unsterblichkeit, Unendlichkeit, höchster Weisheit, Gerechtigkeit, Güte; muß denn nicht der Keim zu dem allen in seinem Wesen sein?
Verschon uns, Gott! mit Strafen, Und laß uns ruhig schlafen Und unsern kranken Nachbarn auch!
Der Dichter soll nicht ewig Wein, Nicht ewig Amor necken! Die Barden müssen Männer sein Und Weise sein, nicht Gecken.
Das Heiraten kommt mir vor wie eine Zuckerbohne: Schmeckt anfänglich süßlich, und die Leute meinen dann, es werde ewig so fortgehen. Aber das bißchen Zucker ist bald abgeleckt, und dann kommt inwendig bei den meisten ein Stück Rhabarber, und dann lassen sie das Maul hängen.
Denn die Wahrheit hat alles und es fehlt ihr nichts als eine Herberge, als Platz und Raum für ihre Heiterkeit.
Die Liebe hemmt nichts; Sie kennt nicht Tür noch Riegel und dringt durch alles; Sie ist ohn‘ Anbeginn, schlug ewig ihre Flügel, und schlägt sie ewiglich.
Jede Gesellschaft, in der die Garantie der Rechte nicht zugesichert und die Teilung der Gewalten nicht festgelegt ist, hat keine Verfassung.
Selig ist der Mensch, der mit sich selbst in Frieden lebt. Es gibt auf Erden kein größeres Glück.
Was hülf mir Kron‘ und Land und Gold und Ehre? Die könnten mich nicht freun! ’s ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu seyn!
Auch ist, dünkt mich, Gehorsam an sich etwas Löbliches und Liebliches, und man kann ein Kind das aufs Wort gehorcht, und so ein enfant raisonneur nicht nebeneinander sehen, ohne das eine zu lieben, und dem andern die Rute zu gönnen.
Was einer nicht hat, das kann er auch nicht geben.
Nur, wie alles seine Zeit hat; so hat auch alles seinen Ort. Wo der Unfug bis auf einen gewissen Grad gestiegen ist, da hat Schweigen und Vergeben und Vergessen seine Bedeutung verloren.
Betrogene Liebe ist wie Menschenblut; sie schreit aufwärts nach Rache.
Wehe den Menschen, die nach Zerstreuung haschen müssen, um sich einigermaßen aufrecht zu erhalten!
… und am Ende meiner Reise hält der Ewige die Hände, und er winkt und lächelt leise – und die Reise ist zu Ende.
Die Güte ziemt dem großen Mann, nicht eitle Lorbeerreiser.
Inwendig von uns wohnet der Richter, der nicht trügt.
Ah, die Natur schuf mich im Grimme! Sie gab mir nichts als eine schöne Stimme!
Gottes Wege sind dunkel, aber das Dunkel liegt nur in unseren Augen, nicht auf Gottes Wegen.
Falsch geht den ganzen Tag die Uhre, Am Morgen falsch gestellt; Der Mensch, verdorben in der Jugend, Bleibt, weil er lebt, ein schlechter Held.
Wir sind nicht umsonst in diese Welt gesetzt. Wir sollen hier reif für eine andere werden.
Wo so nach Menschenbeifall geangelt wird, da ist nichts rein und richtig.
Tue das Gute vor dich hin und bekümmere dich nicht, was daraus werden wird.
Gott segne jeden Ehrenmann Und straf‘ die Schmeichler! Amen!
Ich denk überhaupt, man soll lieber in sich fröhlich als brummsch sein; und bin sehr dafür, daß man in allen Stücken seine Freude daheim habe und nicht auswärts suche.
Wir Menschen gehen doch wie im Dunkeln, sind doch verlegen in uns, und können uns nicht helfen, und die Versuche der Gelehrten es zu tun sind nur brotlose Künste.
Die Menschen tragen Ketten, und sind Sklaven; aber sie sind nicht geboren es zu sein, und haben die Hoffnung nicht verloren wieder frei zu werden.
Der Brief, den du geschrieben, er macht mich gar nicht bang; Du willst mich nicht mehr lieben, aber Dein Brief ist lang. Zwölf Seiten, eng und zierlich! Ein kleines Manuskript! Man schreibt nicht so ausführlich, wenn man den Abschied gibt.
Das war aber auch nicht die Furcht Gottes der Altväter, die uns in der Schrift zum Muster dargestellet werden. Denn bei denen war die Gottesfurcht nicht Bedienter hinten auf dem Wagen, sondern Herrschaft und Kutscher zugleich.
Nichts ist so elend als ein Mann, Der alles weiß und der nichts kann.
Doch wehe siebenmal den Unglücklichen, die Zerstreuung und Geschäftigkeit suchen müssen, um sich selbst aus dem Wege zu gehen!
Man ist nur einmal in der Welt, und ist nicht darin, ihr nach dem Sinn zu reden, und Häckerlinge zu schneiden.
Werde niemand nichts schuldig; doch sei zuvorkommend, als ob sie alle Deine Gläubiger wären.
Nimm wahr die Zeit, sie eilet sich, Und kommt nicht wieder ewiglich.
Was aber soll man von einem Menschen erwarten, der kein Vertrauen hat, der alles selbst sehen und betasten will und immer über seine Rechte brütet? Er führt natürlich immer die Liste seiner Rechte bei sich, ist ungestüm, mißtrauisch, prätendiert immer nicht weniger als er kann und weiß alles besser.
Frage die Sonne, was sie davon hat, Tag und Nacht um die Erde zu gehen. Und siehe, sie geht! fröhlich wie ’n Bräutigam, und vom Aufgang bis zum Niedergang triefen ihre Fußstapfen von Segen.
Mache niemand graue Haare, doch wenn Du recht tust, hast Du um die Haare nicht zu sorgen.
Zerbrich den Kopf dir nicht zu sehr – Zerbrich den Willen, das ist mehr.
Und wenn sie alle dich verschreien, So wickle in dich selbst dich ein.
Mache nicht schnell jemand deinen Freund, ist er’s aber einmal, so muß er’s gegen den dritten Mann mit allen seinen Fehlern sein.
Aber ich gehe noch weiter […] und sage: daß oft unvernünftige Gründe die helfen, […] besser sind, als vernünftige, die nicht helfen.
Die wahrsten Empfindungen sind immer die allernatürlichsten, auch in der Religion. Denn es gibt auch in der Religion Kurzweil und Ernst.