Matthias Claudius Zitate
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Merk auf die Stimme tief in dir: Sie ist des Menschen Kleinod hier.
Es freut mich jedesmal in die Seele, wenn ich von einem Menschen höre, der bei einer Leidenschaft den Kopf immer noch oben behält, und Braut und Bräutigam für etwas Bessers vergessen kann.
Ich habe dich geliebet und ich will dich lieben, So lang‘ Du goldner Engel bist; In diesem wüsten Lande hier und drüben Im Lande, wo es besser ist.
Der Schmeichler buhlt um Beifall, macht die Menschen groß in ihrem Sinn, und sie werden klein; der bessere Mann macht sie klein, auf daß sie groß werden.
Ach, es ist so dunkel in des Todes Kammer Tönt so traurig, wenn er sich bewegt Und nun aufhebt seinen schweren Hammer Und die Stunde schlägt.
Ich denke, die Wahrheit muß durch alle Menschen nicht gewinnen können, aber ein jeder Mensch durch die Wahrheit. Und wer anders glaubt, der muß mit wenig zufrieden sein.
Demut ist immer der Grundstein alles Guten, und Gott baut auf keinen andern.
Wenn du Not hast, so klage sie dir und keinem anderen.
Tue keinem Mädchen Leides und gedenke, daß deine Mutter auch ein Mädchen gewesen ist.
Für was du Gutes hier getan, Nimm keinen Lohn von Menschen an!
Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagest.
Freiheit und Knechtschaft sind wohl zwei, Doch oft im Grunde einerlei.
Wenn Christus sagt: Friede sei mit euch! – so haben wir unser ganzes Leben zu tun und werden es wohl im Himmel erst verstehen lernen, was das einzige Wort Frieden in seinem Munde heißt.
Einerlei Gefühl, einerlei Wunsch, einerlei Hoffnung einigt; und je inniger und edler dies Gefühl, dieser Wunsch und diese Hoffnung sind, desto inniger und edler ist auch die Freundschaft, die daraus wird.
Eigentlich kann man nur geben, was man hat, und bisweilen hat man nicht, was man meinet zu haben.
Die besten Gesetze können sich ja nicht selbst administrieren, sondern müssen wieder von Menschen administriert werden; und ein Mann, der immer und sicher und unverrückt das Rechte wollte, ist ein Gesetz, das sich selbst administriert.
Und der Tod! Er ist doch schrecklich, und der Wurm am Zaun krümmt sich vor ihm, denn er nimmt uns alles.
Wie es nun überhaupt mit Geheimnissen ist; wer sie nicht weiß, der erklärt sie, und wer sie erklärt, der weiß sie nicht. Erzwingen und mit Gewalt nehmen lassen sie sich nicht; wer sie aber zu verdienen sucht und sich den Besitzer zum Freunde zu machen weiß, der erfährt sie bisweilen.
Wie das mit den Erfindungen ist, man findet sie nicht, sondern sie finden uns.
Kreuz ist ein Kraut, wenn man es pflegt, Das ohne Blüte Früchte trägt.
Mißtraue der Gestikulation, und gebärde Dich schlecht und recht.
Die großen Menschen haben mich gelehrt, daß die menschliche Seele unsterblich sei, und unüberwindlich, wenn sie es sein will und nur den Mut hat, sich ihrer edlen Haut zu wehren.
Man kann nicht bergauf kommen, ohne bergan zu gehen. Und obwohl Steigen beschwerlich ist, so kommt man doch dem Gipfel immer näher, und mit jedem Schritt wird die Aussicht umher freier und schöner! Und oben ist oben!
Ohne Kampf und Verleugnung gibt es keinen Adel und wahren Wert für den Menschen, und ohne Kampf kennet er die Kluft nicht, die in unserm Inwendigen zwischen Wollen und Sein, zwischen Edel und Gut, befestiget ist, und kann sie nicht kennen.
Voltaire und Shakespeare: der eine Ist, was der andere scheint. Meister Arouet sagt: ich weine, Und Shakespeare weint.
Menschliche Werke, wie alle Dinge dieser Welt, wanken und verändern Gestalt und Farbe. Die Wahrheit bleibt, und wanket nicht. – Und wer ihr einfältig und beharrlich anhanget, der wittert Morgenluft, und hält sich an das, was er hat – bis er mehr erfahren wird.
Etwas Gutes muß der Mensch haben, daran er zu Anker liege, etwas, das nicht von ihm abhänge, sondern wovon er abhängt.
Die Liebe ruhet nicht. Sie kann in ihren Wirkungen und in ihrem Wohltun gestöret und gehindert werden, aber sie hört nicht auf zu lieben, wie die Sonne nicht aufhört zu scheinen.
Wer nicht an Christus glauben will, der muß sehen, wie er ohne ihn raten kann. Ich und Du können das nicht. Wir brauchen jemand, der uns hebe und halte, weil wir leben, und die Hand unter den Kopf lege, wenn wir sterben sollen.
Beurteile einen Menschen lieber nach seinen Handlungen als nach seinen Worten; denn viele handeln schlecht und sprechen vortrefflich.
Schweige von einem anderen oder setze dich ganz an seine Stelle.
Es ist aber eine alte Sage, daß die Wahrheit nicht süß sei.
Mit sich selbst in Frieden leben, ist wohl das höchste Glück auf Erden.
Hänge Dich an keinen Großen.
Jedweder sucht eine Wahrheit, nicht nach der er sich, sondern die sich nach ihm richte.
Und all das Geld und all das Gut gewährt zwar schöne Sachen, Gesundheit, Schlaf und guten Mut kann’s aber doch nicht machen.
Gestern aber, wie das mit den Erfindungen ist: man findet sie nicht sondern sie finden uns, gestern als ich im Garten gehe und an nichts weniger denke, schießen mir mit einmal zwei neue Festtage aufs Herz, der Herbstling und der Eiszäpfel, beide gar erfreulich und nützlich zu feiern.
Hau‘ deinen Götzen mutig um, Sei es Geld, Wollust oder Ruhm.
Wahre unverstellte Demut ist sehr lieblich, und wenn sie dir je in deinem Leben vorgekommen ist, mußt du ihre Gebärde noch in frischem Andenken haben.
O du Land des Wesens und der Wahrheit, Unvergänglich für und für! Mich verlangt nach dir und deiner Klarheit, Mich verlangt nach dir.
Es ist eine Wahrheit, und nur eine. Die läßt sich mit Gewalt nichts nehmen und dringt sich niemand auf; sie teilt sich aber mit, mehr oder weniger, wenn sie mit Demut und Selbstverleugnung gesucht wird.
Man muß die Menschen mit Sanftmut und Geduld tragen, wenn es anders nicht Kurzweil, sondern Ernst ist, daß man das Ihre und nicht das Seine sucht.
Ja, die Lieb ist ’n eigen Ding.
Oft sind unvernünftige Gründe, die helfen, besser als vernünftige Gründe, die nicht helfen.
Hilf und gib gerne, wenn Du kannst, und dünke Dich darum nicht mehr; und wenn Du nichts hast, so habe den Trunk kalten Wassers zur Hand, und dünke Dich darum nicht weniger.
Dichter sind reine Kiesel, an die der schöne Himmel und die schöne Erde und die heilige Religion anschlagen, daß die Funken fliegen.
Bekränzt mit Laub den lieben, vollen Becher! Und trinkt ihn fröhlich leer!
Der Geist der Religion wohnt nicht in den Schalen der Dogmatik.
Gott gebe mir nur jeden Tag, soviel ich darf zum Leben. Er gibt’s dem Sperling auf dem Dach; wie soll er mir’s nicht geben!
Habe immer etwas Gutes im Sinn.