Mark Aurel Zitate
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Keine deiner Handlungen geschehe aufs Geratewohl, keine anders, als es die Regeln der Lebenskunst gestatten.
In der Natur des Menschen ist das erste sein Trieb zur Geselligkeit, das zweite aber seine Überlegenheit über die Sinnesreizungen… Der dritte Vorzug besteht darin, nicht blindlings beizupflichten noch sich täuschen zu lassen.
Manche Leute verstehen unter Verschwiegenheit, daß sie die ihnen anvertrauten Geheimnisse nur hinter vorgehaltener Hand weitererzählen.
Wie lange der Mensch lebt, ist gleichgültig; notwendig aber ist es, daß jeder seine Pflicht tut.
Ein Verlust ist weiter nichts als eine Umwandlung, und darin findet die Allnatur Vergnügen, sie, die alles mit so großer Weisheit tut, von Ewigkeit her gleicherweise tat und ins Unendliche so tun wird.
Was für ein lächerlicher Fremdling auf Erden ist der, der über irgendein Ereignis in seinem Leben erstaunt ist.
Die Menschen sind füreinander geboren; lehre oder ertrage sie!
Nichts begegnet einem, was er von Natur nicht zu ertragen vermag.
Alles, was dir widerfahren mag, war dir von Ewigkeit her so bestimmt, und die Verkettung der Ursachen hat von Anfang an dein Dasein und dieses dein Geschick miteinander verknüpft.
Namentlich bei den Aufwallungen des Zornes halte dir stets gegenwärtig, daß das Aufbrausen noch keine Manneskraft, sondern vielmehr im Gegenteil die Milde und Sanftmut in eben dem Maße, als sie menschlicher ist, auch größere Mannesstärke bekundet.
Besinne dich, komm wieder zu dir. Wie du beim Aufwachen gesehen, daß es Träume waren, die dich beunruhigten: so siehe auch das, was dir im Wachen begegnete, nicht anders an.
Bedenke, daß die unterscheidende Eigenschaft eines vernünftigen Wesens die freie Unterordnung unter sein Schicksal ist, nicht aber ein schimpflicher Kampf mit ihm, wie er den Tieren eigen ist.
Mürrische Leute haben mürrische Hunde, gefährliche Leute haben gefährliche.
Arbeite an deinem Innern. Da ist die Quelle des Guten, eine unversiegbare Quelle, wenn du nur immer nachgräbst.
Herling, reife Traube, Rosine – alles nur Wandlungen, nicht in das Nichtseiende, sondern in das jetzt nicht Seiende.
Oft tut auch der unrecht, der nichts tut, nicht bloß, der etwas tut.
Verachte den Tod nicht, vielmehr sieh ihm mit Ergebung entgegen, als einem Gliede in der Kette der Veränderungen, die dem Willen der Natur gemäß sind.
Der Mensch, wo auch immer verlassen, kann an allen Orten glücklich sein, glücklich aber ist, wer sich selbst ein glückliches Los bereitet hat. Das glückliche Los aber besteht in guter Gemütsstimmung, in guten Neigungen und guten Handlungen.
Erinnere dich, daß alles nur Meinung ist und daß es in deiner Macht steht zu meinen, was du willst.
Arbeite nicht, als wärest du dabei unglücklich, oder um bewundert oder bemitleidet zu werden; wolle vielmehr nur das eine, deine Kraft in Bewegung setzen oder zurückhalten, so wie es das Gemeinwesen erheischt.
Wie die Gedanken sind, die du am häufigsten denkst, ganz so ist auch deine Gesinnung. Denn von den Gedanken wird die Seele gesättigt.
Wir müssen von ganzem Herzen alles, was uns trifft, willkommen heißen, wir dürfen auch innerlich nicht murren, ja uns nicht einmal wundern.
Jeder ist nur soviel wert wie das Ziel seines Strebens.
Prüfe beständig, wer diejenigen sind, nach deren Billigung dich verlangt, und welche leitenden Grundsätze sie haben. Denn alsdann wirst du weder über ihre unvorsätzlichen Fehltritte zürnen noch ihren Beifall begehren, wenn du auf die Quellen ihrer Meinungen und Triebe siehst.
Prüfe die Beschaffenheit der Dinge in der Welt und unterscheide an ihnen die Stoffe, die wirkende Kraft und den Zweck.
Beachte immer, daß nichts bleibt, wie es ist und denke daran, daß die Natur immer wieder ihre Formen wechselt.
Die Aufgabe des Lebens besteht nicht darin, auf Seiten der Mehrzahl zu stehen, sondern, dem inneren Gesetze gemäß, dass du erkennst, zu leben.
Du lebst nur den gegenwärtigen Moment! Die übrige Zeit ist in der Truhe der Vergangenheit begraben oder sie liegt in der ungewissen Zukunft.
Arbeite beständig, betrachte die Arbeit wie eine Plage, und wünsche dir dafür weder Lob noch Teilnahme. Das allgemeine Wohl ist es, das du zu wünschen hast.
Die Kunst des Lebens besteht mehr im Ringen als im Tanzen.
Je näher etwas an die völlige Leidenschaftslosigkeit grenzt, desto näher kommt es wirklicher Macht. Und wie die Traurigkeit ein Zeichen von Schwäche, so auch der Zorn. In beiden sind wir verwundete, geschlagene Leute.
Je näher der Leidenschaftslosigkeit, desto näher der Stärke, und wie Betrübnis, so ist auch Zorn die Eigenschaft des Schwachen. Denn in beiden Fällen ist man verwundet und eine Beute des Feindes.
Es steht dir frei, zu jeder Stunde dich auf dich selbst zurückzuziehen. Gönne dir das recht oft, dieses Zurücktreten ins Innere und verjünge so dich selbst
Hüte dich, gegen Unmenschen ebenso gesinnt zu sein, wie die Menschen gegen Menschen gesinnt zu sein pflegen.
Arbeite! Aber nicht wie ein Unglücklicher oder wie einer, der bewundert oder bemitleidet werden will. Arbeite oder ruhe, wie es das beste für die Gemeinschaft ist.
Liebe das bißchen Fachwissen, das du gelernt hast, und finde darin dein Genügen. Und durchwandere den Rest deines Lebens wie einer, der all seine Sachen von ganzer Seele den Göttern anvertraut hat. Dich selbst aber mache weder zum Herrn noch zum Sklaven irgendeines Menschen.
Es ist so leicht, unwillkommene und unliebsame Gedanken zurückzuweisen, und schon hat man seine Ruhe wieder.
Wo kein Urteil ist, da ist kein Schmerz.
Leute, die sich gegenseitig verachten, machen gerade einander Komplimente, und die sich untereinander hervortun wollen, bücken sich gerade voreinander.
Unrecht tut oft derjenige, der etwas nicht tut, nicht nur der, der etwas tut.
Was dir auch zustößt, es war dir von Ewigkeit her vorbestimmt.
Ungerechtigkeit besteht nicht weniger im Unterlassen als im Handeln.
Die Tugend im Menschen muß die Eigenschaft des Edelsteins besitzen, der unter allen Umständen seine natürliche Schönheit bewahrt.
Und wenn du gleich platzen solltest, sie [die Menschen] werden nichtsdestoweniger ebenso [und nicht anders] handeln.
Meinem Urgroßvater nach dessen Willen ich die öffentlichen Schulen nicht besuchen sollte, verdanke ich es, dass ich zu Hause den Unterricht tüchtiger Lehrer genoss, und ich erkannte, dass man hierin nicht genug tun könne.
Bedenke, daß du nicht gegen deine Freiheit handelst, wenn du deine Meinung änderst und dem, der sie berichtigt, nachgibst. Denn auch dann vollzieht sich deine Tätigkeit nach deinem Willen und Urteil und sogar auch nach deinem Sinn.
Laß die Einbildung schwinden, und es schwindet die Klage, daß man dir Böses getan. Mit der Unterdrückung der Klage: „Man hat mir Böses getan“ ist das Böse selbst unterdrückt.
Niemals ist die Natur minderwertiger als die Kunst.
Keinem Menschen widerfährt etwas, das er nicht seiner Natur nach auch ertragen könnte.
Habe ich etwas im Geist der Gemeinschaft getan? Dann bin ich dadurch gefördert. Das halte dir immer gegenwärtig und höre niemals auf.