Mark Aurel Zitate
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Wenn ein Gegenstand der Außenwelt dich mißmutig macht, so ist es nicht jener, der dich beunruhigt, sondern vielmehr dein Urteil darüber; dieses aber sofort zu tilgen, steht in deiner Macht.
Die beste Art, sich an jemand zu rächen, ist die, nicht Böses mit Bösem zu vergelten.
Wie wichtig ist es doch, sich bei Delikatessen und ähnlichen Speisen vorzustellen, dass dieses die Leiche eines Fischs, jenes die Leiche eines Vogels oder Schweins ist, ebenso, dass der Falerner der Saft einer Traube ist und das Purpurgewand die Wolle eines Schafes mit Blut einer Muschel benetzt.
Denk daran, in welcher Verfassung des Leibes und der Seele man vom Tode ereilt werden soll; an die Kürze des Lebens, die Grenzenlosigkeit der Zeit hinter und vor uns, die Schwäche jeder körperlichen Substanz.
Den wirklichen Wert eines Menschen mißt man an der Arbeit, der er nachgeht.
Liebe das, was dir widerfährt und zugemessen ist; denn was könnte dir angemessener sein?
Alles, was an einem Gemeinsamen Anteil hat, strebt zum Verwandten.
Jede Seele, sagt jener, kommt wider ihren Willen um die Wahrheit. So nun auch um die Gerechtigkeit, die Selbstbeherrschung, das Wohlwollen und jede andere solche Tugend. Es ist aber sehr nötig, dessen stets eingedenk zu sein; denn man wird so milder gegen jedermann.
Man muß wissen, wieviel verschiedene Bedeutungen die Wörter: stehlen, säen, kaufen, ruhen haben; nicht mit den leiblichen Augen, sondern von einem andern Gesichtspunkt ist zu unterscheiden, was man tun muß.
Verachte nicht den Tod, sondern befreunde dich mit ihm, da auch er eines von den Dingen ist, die die Natur will.
Solange du noch lebst, solange du noch kannst, sei ein rechtschaffener Mensch.
Fürchte dich nicht vor dem einstigen Aufhören des Lebens, vielmehr nur davor, daß du ein naturgemäßes Leben noch nicht einmal begonnen hast.
Alle wirken wir zu einem Endergebnis zusammen, die einen wissend und aufmerkend, die anderen, ohne es zu achten.
Wenn du dir selber eine Freude machen willst, dann denk an die Vorzüge deiner Mitmenschen.
Wie es nur eine Erde gibt für alles Irdische, ein Licht für alles, was sehen kann, und eine Luft für alles was atmen kann, so ist es auch nur ein Geist, der unter sämtlichen Vernunftwesen verteilt ist.
Man muss mit seinen Gedanken nur bei dem sein, was gerade jetzt zu tun ist.
Glücklich sein heißt, einen guten Genius haben oder gut sein.
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Das Allerhöchste ist, wenn man dich wegen einer guten Tat verurteilt.
Der Außenwelt zu zürnen, wäre töricht; sie kümmert sich nicht darum.
Meinem Vater rühmte man nach, er habe einen echt männlichen und dabei bescheidenen Charakter besessen, worin ich ihm nachahmte.
Mache dich nur von den Vorurteilen los, und du bist gerettet. Wer hindert dich aber, dich davon loszumachen?
Wenn du wüßtest, aus welchem Quell die menschlichen Meinungen und Interessen fließen, du würdest aufhören, nach dem Beifall und Lob der Menschen zu streben.
Es ist lächerlich, der eigenen Schlechtigkeit nicht aus dem Wege gehen zu wollen, was doch möglich ist, dagegen der Schlechtigkeit anderer, was doch unmöglich ist.
Es gibt für den Menschen keine geräuschlosere und ungestörtere Zufluchtsstätte als seine eigene Seele. Halte recht oft solche stille Einkehr und erneuere so dich selbst.
Betrachte nur die Dinge von einer andern Seite, als du sie bisher ansahst. Denn das heißt eben: ein neues Leben beginnen.
Irrt jemand, so belehre ihn mit Wohlwollen und zeige ihm seine Fehler mit Sanftmut. Vermagst du das aber nicht, so klage dich selbst an oder auch dich selbst nicht einmal.
Die Menschen wissen nicht, was das Stehlen, das Säen, das Kaufen, das Ruhen und die Einsicht, was zu tun ist, bedeuten. Das wird nicht mit Augen gesehen, sondern mit einer Sehkraft anderer Art.
Betrachte den Umlauf der Gestirne, als wenn dein Leben mit ihnen umliefe, und erwäge beständig die wechselnden Übergänge der Grundstoffe ineinander. Denn solche Betrachtungen reinigen dich vom Schmutz des Erdenlebens.
Den unsterblichen Göttern und uns verleihe du Freude!
Wenn wir das meiste, was in unserem Reden und Tun unnötig ist, wegließen, so würden wir mehr Muße und weniger Unruhe haben.
Ein unerschütterliches Herz den Dingen gegenüber, die von außen kommen; ein rechtschaffenes in denen, die von dir abhängen.
Der Mensch hat die Möglichkeit, nichts anderes zu tun, als was Gott loben wird, und alles freudig aufzunehmen, was ihm Gott zuteilt.
Wir sind zur Zusammenarbeit geboren.
Jederzeit und womöglich bei jeder Vorstellung mußt du die Lehren der Physik, der Ethik, der Dialektik in Anwendung bringen.
Die Zeit ist ein Fluß, ein ungestümer Strom, der alles fortreißt. Jegliches Ding, nachdem es kaum zum Vorschein gekommen, ist auch schon wieder fortgerissen, ein anderes wird herbeigetragen, aber auch das wird bald verschwinden.
Die Seele hat die Farbe deiner Gedanken.
Die beste Art sich zu wehren, ist sich nicht anzugleichen.
Wie du beim Sterben gelebt zu haben wünscht, so solltest du schon jetzt leben.
Bald wirst du alles vergessen haben, und bald wirst auch du bei allen in Vergessenheit sein.
Wenn du Scharfsinn besitzest, so zeige ihn in weisen Urteilen.
Wer sündigt, versündigt sich an sich selbst; begangenes Unrecht fällt auf den Urheber zurück, indem er sich selbst verschlechtert.
Prüfe die Gemüter der Menschen, sieh, was die Weisen vermeiden und wonach sie trachten.
Wie schnell doch alles entschwindet! In der Welt die Menschen selbst, im Lauf der Zeit ihr Gedächtnis!
Ich habe mich stets gewundert, warum jeder sich selbst am meisten liebt, aber seines Nachbarn Meinung über sich höher schätzt als seine eigene.
Laß den Wahn schwinden, dann ist auch das Wehe mir! geschwunden. Mit dem Wehe mir! aber auch das Weh.
Sage dir immer: ich kann wenn noch so einsam, an allen Orten glücklich sein; denn glücklich ist, wer sich selbst ein glückliches Los bereitet, dies ist: gute Gemütsstimmung, gute Neigungen, gute Handlungen.
Ruhig und doch zugleich leicht beweglich, heiter und doch zugleich gesetzt – so ist der Mann, der in allem der Vernunft folgt.
Alles was du siehst, wird die alles lenkende Natur bald verwandeln und aus diesem Stoff andere Dinge schaffen und aus deren Stoff wiederum andere, damit die Welt immer verjüngt werde.
Alles ist Meinung, und diese hängt ganz von dir ab. Räume also, wenn du willst, die Meinung aus dem Wege, und gleich dem Seefahrer, der eine Klippe umschifft hat, wirst du unter Windstille auf ruhiger See in den sicheren Hafen einfahren.