Marie von Ebner-Eschenbach Zitate
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Hüte dich von der Tugend, die zu besitzen ein Mensch von sich selber rühmt.
Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe, als sie verdienen.
Das gibt sich, sagen schwache Eltern von den Fehlern ihrer Kinder. O nein, es gibt sich nicht, es entwickelt sich!
Ja, mein lieber Schriftsteller, gelesen mußt du haben, recht viel gelesen und gelernt. Aber weh dir, wenn man es merkt! Das ist nur beim Journalisten erlaubt.
Die Bescheidenheit, die zum Bewußtsein kommt, kommt ums Leben.
Liebhabereien bewahren vor Leidenschaften; eine Liebhaberei wird zur Leidenschaft.
Talent ist viel und nichts. Was du daraus machst, und was dieses „Du“ für ein Ding ist, darauf kommt es an. Zuerst mache du dich, dann wirst du vielleicht etwas machen aus deinem Talent.
Ein Federheld von echtem Muth, Der greift beherzt nach seinem Gut Und Alles, was er brauchen kann, Sieht als sein Eigenthum er an.
Im Unglück finden wir meistens die Ruhe wieder, die uns durch die Furcht vor dem Unglück geraubt wurde.
Es gibt eine schöne Form des Egoismus: die Liebe.
Eltern verzeihen ihren Kindern die Fehler am schwersten, die sie selbst ihnen anerzogen haben.
Die Summe unserer Erkenntnisse besteht aus dem, was wir gelernt, und aus dem, was wir vergessen haben.
Zur Größe hat sich schon mancher aufgerungen, aufgeschwungen, aufgeduldet, keiner aber hat sich noch zu ihr aufgeblasen.
Man darf die Phantasie verführen, aber Gewalt darf man ihr nicht antun wollen.
Eitelkeit ist mächtiger als Scham.
Verwöhnender als der verwöhnendste Umgang ist die Einsamkeit.
Was nennen die Menschen am liebsten dumm? Das Gescheite, das sie nicht verstehen.
Der Unheilbare hat keine Achtung vor der Medizin.
Man bleibt ein Tor bis ins höchste Alter, aber man hat nicht mehr das Recht, ein Tor zu sein. Oh, jung sein, jung sein, und das Recht haben, ein Tor zu sein!
Der Mann ist der Herr des Hauses; im Hause soll aber nur die Frau herrschen.
Die Wahrheit hat Kinder, die sie nach einiger Zeit verleugnet; sie heißen Wahrheiten.
Gedichte von… – Wenn Gespenster dichten könnten, würden sie solche Gedichte machen.
Das ist meine Weltanschauung, wer aber die gegenteilige hat, kann weise sein, sagt der Weise. Das ist meine Weltanschauung, und wer eine andere hat ist ein Tor, sagt der Tor.
Die Ambrosia der früheren Jahrhunderte ist das täglich Brot der späteren.
Die bedauernswertesten Menschen sind die, die Pflichtgefühl besitzen, aber nicht die Kraft, ihm zu genügen.
Mehr noch als nach dem Glück unserer Jugend sehnen wir uns im Alter nach den Wünschen unserer Jugend zurück.
Ein Gewaltiger erlebt Gewaltiges in seinen vier Pfählen.
Alle anderen Enttäuschungen sind gering im Vergleich zu denen, die wir an uns selber erleben.
Immer klagen die Hilfreichen über den Undank der Armen. Wollen wir denn nicht unbelohnt gut sein?
Es ist ein Unglück, daß ein braves Talent und ein braver Mann so selten zusammen kommen!
Wie teuer du eine schöne Illusion auch bezahlt hast, du hast doch einen guten Handel gemacht.
Wir sollen immer verzeihen, dem Reuigen um seinetwillen, dem Reuelosen um unseretwillen.
Der Mittelmäßige fühlt sich dem Ausgezeichneten gegenüber immer im Zustande der Notwehr.
Es gibt ein Buch, das viele, die es auswendig wissen, nicht kennen.
Die Liebe hat nicht nur Rechte, sie hat auch immer recht.
Es gehört immer etwas guter Wille dazu, selbst das Einfachste zu begreifen, selbst das Klarste zu verstehen.
Wenn zwei Menschen zugleich anfangen, einander zu lieben, das ist ein großes Glück. Ein noch größeres Glück aber ist, wenn beide auch zu gleicher Zeit aufhören, einander zu lieben.
Der Verstand macht Märtyrer so gut wie die Phantasie. Er verläßt die seinen am Ende, sie bleibt den ihren getreu.
Mitleid ist die Liebe im Negligé.
Gedanken, die schockweise kommen, sind Gesindel. Gute Gedanken erscheinen in kleiner Gesellschaft. Ein göttlicher Gedanke kommt allein.
In der großen Welt gefällt nichts so sehr wie die Gleichgültigkeit dagegen, ob man ihr gefällt.
Der völlig vorurteilslos wäre, müßte es auch gegen das Vorurteil sein.
Es gehört weniger Mut dazu, der allein Tadelnde, als der allein Lobende zu sein.
Die Klugen sind nicht treu.
Nicht tödlich, aber unheilbar, das sind die schlimmsten Krankheiten.
In meiner Jugend war ist überzeugt, ich müsse eine große Dichterin werden, und jetzt ist mein Herz von Glück und Dank erfüllt, wenn es mir gelingt, eine lesbare Geschichte niederzuschreiben.
Wenn wir nur das Unrecht hassen und nicht die, die es tun, werden wir unsere Kampfgenossen und unsere Feinde lieben.
Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten.
Unter hundert Menschen liebe ich nur einen, unter hundert Hunden neunundneunzig.
Man kann weise sein aus Güte und aus Weisheit.