Marie von Ebner-Eschenbach Zitate
seite 2
Der abscheulichste Einbruch ist der in die heiligen Gefühle eines Menschen.
Der Haß ist ein fruchtbares, der Neid ein steriles Laster.
Von einer Frau, die gefallen soll, kann man nicht auch noch erwarten, daß sie ehrlich ist.
Du wüßtest gern, was deine Bekannten von dir sagen? Höre, wie sie von Leuten sprechen, die mehr wert sind als du.
Keine Befreiung ohne die Liebe des Nächsten. Sie ist der unermesslich reiche Schatz, der uns an dem Tag erlöst, an dem wir uns entschließen, ihn zu heben.
Die Gedankenlosigkeit hat mehr ehrliche Namen zugrunde gerichtet als die Bosheit.
Ein guter Witz reist inkognito.
Auch die Tugend ist eine Kunst, und auch ihre Anhänger teilen sich in Ausübende und in bloße Liebhaber.
Die öffentliche Meinung ist die Dirne unter den Meinungen.
Weh der Frau, die nicht im Falle der Not ihren Mann zu stellen vermag.
Es geschieht zu jeder Zeit etwas Unerwartetes; unter anderem ist auch deshalb das Leben so interessant.
Dafür, daß uns am Lobe nichts liegt, wollen wir besonders gelobt werden.
Jedes brave eheliche Verhältnis endet mit Freundschaft.
Die Frauen sind für selbstlose Liebe dankbar, aber die selbstsüchtige erwidern sie.
Ein guter Mensch zertrat zufällig einen Wurm. Das tat ihm sehr leid, und er drückte dem Sterbenden sein innigstes Bedauern aus. „Wie kann ich mein Unrecht sühnen?“ fragte er, und der Wurm versetzte: „Dafür ist gesorgt; meine Nachkommen werden dich fressen.“
Den Angriffen der Gemeinheit gegenüber ist es schwer, nicht in Selbstüberhebung zu verfallen.
Auch in ein neues Glück muß man sich schicken lernen.
Scribe sagt in seiner Erzählung „Le roi des carreau“: „Ich will mich jetzt beeilen, sein dickes, sehr geistreiches Buch zu schreiben, um dann das Recht zu haben, während meines ganzen Lebens dumm zu sein.
Warmes und herzliches Interesse ist beinahe soviel wie Verständnis.
Freundeslob und Feindestadel Sind von zweifelhaftem Adel.
Feiere jeden Geburtstag als ob es der letzte wäre und bedenke, daß Liebe das einzige Geschenk ist, das wirklich die Mühe wert ist, zu geben.
Die uns gespendete Liebe, die wir nicht als Segen und Glück empfinden, empfinden wir als eine Last.
Je kleiner das Sandkorn ist, desto sicherer hält es sich für den Mittelpunkt der Welt.
Wirkliche Eleganz heißt, in Rufweite hinter der Mode zu bleiben.
Der Arme rechnet dem Reichen die Großmut niemals als Tugend an.
Was noch so fein Philosophie gesponnen, Das bringt die Poesie ans Licht der Sonnen.
Was du zu müssen glaubst, ist, was du willst.
Die Gutmütigkeit gemeiner Menschen gleicht dem Irrlicht. Vertraue nur seinem gleißenden Scheine, es führt dich gewiß in den Sumpf.
Sag etwas, das sich von selbst versteht, zum ersten Mal, und Du bist unsterblich.
Arme Leute schenken gern.
Wahre Dichtungen halten der Zeit den Spiegel nur insofern vor, daß sie die Zeit in der Ewigkeit sich spiegeln lassen.
Wir hassen unsere Fehler, wenn wir ihnen bei anderen begegnen.
Siege, aber triumphiere nicht.
Eine stolz getragene Niederlage ist auch ein Sieg.
Der Verstand wird meist auf Kosten des Gemütes ausgebildet. – O nein, aber es gibt mehr bildungsfähige Köpfe als bildungsfähige Herzen.
Die Wunden, die unserer Eitelkeit geschlagen werden, sind halb geheilt, wenn es uns gelingt, sie zu verbergen.
Der Verstand, der uns nicht hindert, hie und da eine großherzige Dummheit zu begehen, ist ein braver Verstand.
Nicht die sind zu bedauern, deren Sehnsüchte nicht in Erfüllung gehen, sondern diejenigen, die keine mehr haben.
Ich bin ein Kind meiner Zeit und will es sein; aber ein Kind meiner Tage will ich nicht sein.
„Berühmt möchte ich sein“, sagst du und weißt nicht, was du redest. Berühmt sein heißt, mit nackten Füßen über ausgestreute Glasscherben dahinschreiten.
Feuer läutert, verdeckte Glut frißt an.
Je ungebildeter ein Mensch, desto schneller ist er mit einer Ausrede fertig.
Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.
Fähigkeit ruhiger Erwägung – Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte!
Wenn der Kunst kein Tempel mehr offen steht, dann flüchtet sie in die Werkstatt.
Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt.
Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden.
Zuhören können. Es gehört dazu die Fähigkeit der Selbstentäußerung und Aufnahmefähigkeit und, wenn es sich um ernste Dinge handelt, Wissensdurst.
Die Genußsucht frißt alles, am liebsten aber das Glück.
Sagen, was man denkt, ist manchmal die größte Torheit und manchmal – die größte Kunst.