Marianne Ehrmann Zitate
Es giebt Menschen, die ein übertriebenes Ehrengefühl besizzen, und sich dadurch das Leben zur Hölle machen. Dieses Gefühl ist nicht wirkliche Ehre, es ist mehr überspannte Narrheit, heimlicher Hochmuth.
Feinheit der Gedanken und Leichtigkeit des Ausdruks [sic] zeichneten von jeher die Schriften der Frauenzimmer aus, welche sich zu Selbstdenkerinnen emporgeschwungen hatten.
Alle Herzen sind zu fühlen geschaffen, und alle Vergnügungen scheinen gemacht zu seyn, der Seele Liebe einzuflößen.
Die Gelegenheit zur Sünde, die man in der Welt freiwillig meidet, verdient weit mehr Belohnung, als die Aufopferung seiner Begierden in Klöstern, die nie anders als durch eigne Gedanken gereizt werden.
Für den neugierigen Frager weiß ich kein besseres Gegenmittel, als ihn wieder mit Fragen zu überhäufen.
Die Tugend, die keinen öffentlichen Streit auszuhalten vermag, hat keinen Werth.
Ich glaube immer, der wahre gute Mensch muß wenigstens einmal in seinem Leben unglüklich gewesen seyn, sonst kann er nicht wahrhaft gut seyn, denn Befriedigung aller Wünsche im menschlichen Leben stumpft die Seele ab, erwekt Ekkel und Hartherzigkeit.
Ein elendes Ding ist… ein Frauenzimmer ohne System gegen die Liebe – gegen die Männer. Hat sie noch dazu das Unglück, Reitze und Gefühl zu besitzen, – Stoff genug, daß sie jede Gattung von Schmetterlingen, die nur der Schönheit und ihrem Genuß nachflattern, immer auf dem Fuß verfolgt.
Man muß zu erst Denkerinn seyn, ehe man Beobachterinn werden kann.
Ist der, der Zutrauen missbrauchen kann nicht weit teuflischer als der Teufel selbst?
Leichtsinn ist nun einmal der Hauptzug in dem Karakter so vieler Männer.