Marcel Proust Zitate
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Wir bringen es zwar nicht fertig, die Dinge unseren Wünschen entsprechend zu ändern, doch ändern sich mit der Zeit unsere Wünsche.
Die Wahrheit wandelt sich in uns so stark, daß die anderen Mühe haben, sich darin auszukennen.
Man hat gesagt, daß die Schönheit ein Versprechen von Glück ist. Umgekehrt kann auch die Möglichkeit der Freude der Beginn von Schönheit sein.
Fast jeder Arzt hat seine Lieblingsdiagnose. Es gehört für ihn Überwindung dazu, sie nicht zu stellen.
Es ist so friedlich, sich die Dinge vorzustellen! Was unerträglich ist, kann man sich nicht vorstellen.
All unsere endgültigen Beschlüsse werden in einem Geisteszustand gefaßt, der nicht anhalten wird.
Im Gegensatz zum Kriege stellt man in der Liebe nach einer Niederlage härtere Bedingungen, man erschwert sie immer mehr, je mehr man besiegt ist, wenn man überhaupt in der Lage ist, Bedingungen zu stellen.
Ein geringes Maß an Schlaflosigkeit ist nicht ohne Nutzen dafür, den Schlaf richtig schätzen zu lernen und außerdem sein Dunkel ein wenig aufzuhellen.
Glück ist gut für den Körper, aber Kummer stärkt den Geist.
Glücksgefühle sind wohltätig für den Körper, aber die Kräfte des Geistes werden durch den Kummer entwickelt.
Das Auffallende gewisser Werke rührt oft… vor allem daher, daß sie unter besonderen Umständen zustande gekommen sind.
Um verzweifelt zu sein, muß man am Leben, auch wenn es nur noch unglücklich sein kann, gleichwohl und trotz allem hängen.
Die Zeit vergeht, und allmählich wird alles wahr, was man erlogen hatte.
Das Schweigen ist eine furchtbare Waffe.
Ein jeder nennt die Gedanken klar, die den gleichen Grad der Konfusion haben wie seine eigenen.
Versuche stets, ein Stückchen Himmel über deinem Leben freizuhalten.
Die Kraft, die am häufigsten pro Sekunde die Erde umkreist, ist nicht etwa die Elektrizität, sondern der Schmerz.
Die Ausnahmen von der Regel machen den Märchenzauber des Daseins aus.
[…] die wahren Paradiese sind die Paradiese, die man verloren hat.
Man kann von einem Leiden nicht genesen, wenn man es nicht in ganzer Stärke durchlebt.
Es ist selten, daß man im Guten auseinandergeht. Denn wenn man im Guten ist, geht man nicht auseinander.
Der betäubende Einfluß der Gewohnheit schwand dahin; so fing ich an, so traurige Dinge zu denken und zu fühlen.
Nicht nur Kinder, auch Poeten sind mit Ohrfeigen erzogen worden.
Sobald man ganz und gar mit einer Frau lebt, sieht man an ihr nichts mehr von dem, um dessentwillen man sie geliebt hat.
Edelmut ist oft nur der innere Aspekt, den unsere selbstsüchtigen Gefühle annehmen, wenn wir sie noch nicht benannt und eingeordnet haben.
Vielleicht ist das Nichts das Wahre, und all unser Träumen hat kein wirkliches Sein.
Wenn wir in eine Frau verliebt sind, versetzen wir einfach einen Zustand unserer Seele in sie hinein. Infolgedessen ist nicht der Wert der Frau, sondern das Niveau unseres Zustandes einzig von Wichtigkeit.
Pessimisten sind die wahren Lebenskünstler, denn nur sie erleben angenehme Überraschungen.
An die Medizin zu glauben, ist eine große Dummheit, die nur von der noch größeren Dummheit übertroffen wird, nicht an sie zu glauben.
Man liebt nur das, was man besitzt.
Man wird moralisch, sobald man unglücklich ist.
Frauen sind austauschbare Werkzeuge zu einem stets gleichen Vergnügen.
Unser Glaube, daß ein Wesen an einem unbekannten Leben teilhat, in das unsere Liebe uns mit hineintragen würde, ist unter allem, was die Liebe zu ihrer Entstehung braucht, das Bedeutungsvollste, demgegenüber alles andere nur noch wenig ins Gewicht fallen kann.
Gelobt sei die Krankheit, denn die Kranken sind ihrer Seele näher als die Gesunden.
Nur der hat Glück bei den Frauen, den diese nicht beachten.
Das menschliche Gesicht ist wirklich wie das des Gottes in einer orientalischen Theogonie eine ganze Traube von Gesichtern, die in verschiedenen Ebenen nebeneinanderliegen, so dass man sie nicht alle zugleich sieht.
Ein Buch ist wie ein großer Friedhof, wo man auf den meisten Grabsteinen die verwitterten Inschriften nicht mehr lesen kann.
Wer nicht wirklich verliebt ist, sagt bei der Trennung die zärtlichsten Worte.
Der Zweifel ist dein bester Freund.
Wenn ein Mann über eine Frau nachzudenken beginnt, gehört er ihr schon halb.
Es gibt Leiden, von denen man die Menschen nicht heilen soll, weil sie der einzige Schutz gegen ernstere sind.
Aus dem Umstand, dass mittelmäßige Menschen oft arbeitsam sind und die intelligenten oft faul, kann man nicht schließen, dass Arbeit für den Geist eine bessere Disziplin sei als Faulheit.
Die Sehnsucht läßt alle Dinge blühen, der Besitz zieht alle Dinge in den Staub.
Vielleicht haben wir von allen Kindheitstagen diejenigen am intensivsten durchlebt, von denen wir glaubten, wir hätten sie nutzlos vertan: die nämlich, die wir mit der Lektüre eines Lieblingsbuches verbrachten.
Laßt uns dankbar sein gegenüber Menschen, die uns glücklich machen. Sie sind die liebenswürdigen Gärtner, die unsere Seele zum Blühen bringen.
Ist die Abwesenheit, für den der liebt, nicht die sicherste, wirkungsvollste, lebendigste, unzerstörbarste und treueste Anwesenheit?
Ich ziehe Revolution dem Krieg vor, zumindest nehmen an der Revolution nur die teil, die wollen.
Weisheit bekommt man nicht in den Schoß geworfen, man muß sie selber finden.
Wir sind manchmal viel zu sehr geneigt zu glauben, daß die gegenwärtigen Voraussetzungen für einen Stand der Dinge die einzig möglichen seien.
Daß sich der Leser in dem, was in diesem Buch gesagt ist, selbst wieder erkennt, beweist dessen Wahrheit.