Ludwig Börne Zitate
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Die Weiber sind am gefälligsten, wenn sie Furcht haben; darum fürchten sie sich auch so leicht.
Nicht wer den Bogen geschnitzt, der ihn spannt, wird Sieger.
Eins ist, was nützt: die Klarheit. Eins ist, was besteht: das Recht. Eins ist, was besänftigt: die Liebe.
In Meinungskämpfen sei man dann am vorsichtigsten, wenn die Gegner sich uns nähern und uns beistimmen.
Ein Drama aber muß ein ganzes, abgeschlossenes, lebendiges Wesen sein, das vor unsern Augen geboren wird und stirbt; das sein eignes Herz hat, seine eigenen Glieder, das sich bewegt nach eigenem Gesetze, seinen eigenen Dunstkreis hat und die Welt nur berührt, sie als Nahrung zu erfassen.
Hätte die Weltgeschichte ein Sachregister, wie sie ein Namensregister hat, könnte man sie besser benutzen.
Was die öffentliche Meinung nicht erreicht, verdient sie nicht zu erreichen.
Wie einsam ist der Mensch unter Vieh!
Jede Stunde, dem Hasse vergeudet, ist eine Ewigkeit, der Liebe entzogen.
Wer unglücklich ist, der verdient es zu sein.
Die Nachtigall singt nur im Dunkeln. So lernen wir die himmlische Melodie eines edlen Herzens erst kennen, wenn es trauert.
Schädliche Ideen werden oft nur durch Mitteilung unschädlich gemacht. Manche Gedanken in der engen dunklen Brust eines Menschen sich entzündend, haben Zerstörung um sich her verbreitet, und würden, hätten sie bei Tag und frei sich entladen dürfen, gefahrlos und lächerlich verpufft sein.
Gar keinen, wie die deutsche Literatur.
Anekdoten sind die Henkel großer Seelen, durch welche diese faßlich werden für den Hausverstand.
Der Mensch soll alles dulden, – aber auch die Unduldsamkeit? Es ist schwer, sehr schwer.
Große Geister sind Solospieler im Konzerte der Welt, und ihre Kadenzen unterbrechen den einförmigen Takt der Lebensmusik.
Die Haushaltsbücher der Erfahrung sind darum so schwer zu benutzen, weil die Geschichte nur die einzelnen Posten bemerkt, aber nie Summe und Transport zieht.
Es gibt immer noch wohltätige Menschen, und wer einmal so glücklich ist, unglücklich zu werden, dem wird geholfen. Früher freilich nicht!
Ein konstitutioneller Thron ist ein Armsessel, ein absoluter Thron ist ein Stuhl ohne Lehne.
Es ist Heuchelei oder Torheit, zu behaupten, das Volk müsse erst gebildet werden, um Freiheit ertragen zu können; die Freiheit muß der Bildung vorausgehen, sie ist Mutter und Lehrerin.
Das Genie bildet die Welt aus sich heraus, der Held bildet sie in sich hinein.
Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte; aber der Gerechte fordert sie für alle, der Ungerechte nur für sich allein.
Wer würfeln muß zwischen Not und Sünde, ist glücklich zu nennen, wenn ihm nur die Not zufällt.
Was für den Körper der Schwindel ist, ist Verlegenheit für den Geist.
Das Unglück ist der Ballast, der uns auf dem Ozean des Lebens im Gleichgewichte erhält, wenn wir keine Glücksgüter mehr zu tragen haben.
Die Vaterlandsliebe hat keine Stufen; wer nicht alles tut, hat nichts getan, wer nicht alles hingibt, hat alles verweigert.
Sinnliche Ausschweifung ist viel öfter die Folge als die Ursache einer zerrütteten Gesundheit.
Das Studium war mir das vorzüglichste Remedium gegen Lebensüberdruß; nie hatte ich Kummer, den eine Stunde, im Lesen zugebracht, nicht verscheuchte.
Will man einen Menschen kennen lernen, dann sehe man nur, wie er sich benimmt, wenn er Geschenke annimmt oder gibt.
Glaubet den Zweifelnden und zweifelt, wenn man Glauben gebietet.
Die Vorsehung ist auch weltklug, und heult mit den Wölfen, wie der schlaueste Mensch. Sobald aber ihr Wille reif geworden, wirft sie die Maske ab.
Der Geist des Mannes ist sonnenlichter Tag, der Geist des Weibes gleicht mondheller Nacht – und der trübste Tag ist heller als die hellste Nacht.
Ich bin Deutscher und bin stolz darauf, es zu sein, doch immer erröte ich ich dessen, wenn ich höre, daß Deutsche selbst ihr Vaterland verachten.
Das Weib lebt nur, wenn es liebt, es findet sich erst, wenn es sich in einem Mann verliert.
Der gefährlichste Mensch ist ein furchtsamer; er ist am meisten zu fürchten.
Das Licht, das sogenannte offizielle Mitteilungen verbreitet, ist oft nichts als ein Irrwisch, der uns in Sümpfe führt.
Die Deutschen lassen sich leicht unter eine Hut bringen; aber unter einen, schwer. Sie sind nur einig, wo es etwas zu leiden gibt, wo zu tun, niemals.
Der Schmerz ist das Glück der Seligen. Am meisten lebt, wer am meisten leidet.
Es läßt sich’s berechnen, daß die Spitzbuben weit mehr Vorteile von der bürgerlichen Gesellschaft ziehen als die ehrlichen Leute.
Die Sinne kann man wecken; doch wo der Mut schläft, da ist es ein Todesschlaf.
Geistreiche Menschen geraten öfter in Verlegenheit als dumme; denn man muß Geist besitzen, um die Geistesgegenwart verlieren zu können.
Gott hat seine Höflinge, die ihm schmeicheln, als wenn er ein Fürst wäre.
Es ist mit der Freiheit wie mit der Herrschaft. Wie die Machthaber immer nach größerer Macht streben müssen, um die zu schützen, die sie haben: so haben die Bürger nie Freiheit genug, wenn sie nicht zuviel Freiheit haben.
Die Stunde ist die körperliche Hülle der Ewigkeit.
Den deutschen Schriftstellern ergeht es jetzt oft wie jenem jungen Offizier in seiner ersten Schlacht, der sich tötete aus Todesfurcht – sie zensieren sich selbst aus Furcht vor der Zensur. Es ist eine unselige Schwäche!
Die Macht aber, die eine Regierung zum Vorteil des Volkes übt, ist eine Pflicht, kein Recht!
Ein Kind in der Hütte ist mehr als ein Greis auf dem Throne. Schon darum muß man suchen, Vater zu werden, um Kinder ohne Neid betrachten zu können.
Nicht an Geist, an Charakter mangelt es den meisten Schriftstellern, um besser zu sein, als sie sind.
Wo das lebendige Wort gefürchtet wird, da bringt auch dessen Tod der unruhigen Seele keinen Frieden. Die Geister der ermordeten Gedanken ängstigen den argwöhnischen Verfolger, der sie erschlug, nicht minder, als diese selbst im Leben es getan.
Man heilt Leidenschaften nicht durch Verstand, sondern durch andere Leidenschaften.