Luc de Clapiers Zitate
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Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
Mit dem Verstand entdeckt man die Tugend nicht.
Der gewöhnliche Vorwand jener, die die andern unglücklich machen, ist, daß sie sein Bestes wollen.
Wer es im Vergnügen nicht aufrichtig meint, heuchelt auch in Geschäften.
Die Menschen haben große Ansprüche und kleine Pläne.
Man muß die natürlichen Gaben achten, die weder Fleiß noch Glück vermitteln können.
Aber darf man sich wundern, daß Wesen, die, um gerecht zu sein, der Gesetze bedürfen, auch fähig sind, diese zu brechen?
Das Epische ist oft eine Ausflucht mangelnder Phantasie.
Schön ist, was Du siehst. Schöner, was Du träumst!
Am günstigsten wäre es, von Natur aus standhaft und aus Überlegung nachgiebig zu sein.
Der Erfolg der Arbeit ist die schönste aller Freuden.
Das Licht ist das erste Geschenk der Geburt, damit wir lernen, daß die Wahrheit das höchste Gut des Lebens ist.
Jene, die an jeder Wahrheit zweifeln, müßten eigentlich die Beredsamkeit sehr hoch schätzen. Denn wenn es keine Realität gibt, steigt der Wert des Scheins.
Das Falsche, kunstvoll dargestellt, überrascht und verblüfft, aber das Wahre überzeugt und herrscht.
Die Schriftsteller nehmen unser Gut und verkleiden es, damit wir das Vergnügen haben, es wiederzuerkennen.
Es ist falsch, daß Gleichheit ein Naturgesetz sei. Die Natur hat nichts Gleiches erschaffen. Ihr oberstes Gesetz ist Unterordnung und Abhängigkeit.
Armut demütigt die Menschen so sehr, daß sie selbst über ihre Tugenden erröten.
Seine Pläne in das Geheimnis hüllen, verrät manchmal mehr Schwäche, als sie nicht verschweigen zu können, und schadet uns oft mehr.
Es gibt Menschen, welche, ohne daran zu denken, sich eine Idee ihres Aussehens bilden und das Gefühl, von dem sie beherrscht werden, hineinlegen; vielleicht kommt es daher, daß sich ein Pinsel immer für schön hält.
Keinen Verlust fühlt man so heftig und nach so kurzer Zeit wie den Verlust einer geliebten Frau.
Die Mitmenschen verzeihen den Unglücklichen das irrtümliche Streben nach Ruhm nicht.
Ruhm und Stumpfsinn verbergen den Tod, ohne über ihn zu triumphieren.
Weist man auf einen Gedanken in einem Werk hin, so bekommt man zu hören, er sei nicht neu; fragt man aber weiter, ob er wahr sei, so merkt man, daß die Leute nicht mehr mitreden können.
Der Dumme erstickt in der Gesellschaft kluger Leute wie ein Mensch, der aus Neugier sein Tal verlassen hat und in der dünnen Luft der Berge nicht atmen kann.
Die Welt ist voll von jener Sorte Menschen, die sich über ihre eigene Unproduktivität trösten, indem sie die Werke der anderen verwerfen, sich über die Ansichten anderer erheben und sich durch eine anmaßend zur Schau getragene Mißachtung der Lehren anderer interessant machen.
Das Gefühl, nicht die Achtung eines Menschen erwerben zu können, treibt leicht dazu, ihn zu hassen.
Die verderblichste aller Philosophien ist jene, die unter dem Vorwand, die Menschen aus der Verwirrung der Leidenschaften zu befreien, Müßiggang, Gleichgültigkeit oder gar Selbstvergessen empfiehlt.
Wenn es wahr ist, daß man das Laster nicht entkräften kann, sollte die Weisheit der Regierenden dahin gehen, es in den Dienst des allgemeinen Wohls zu nehmen.
Die häßlichste, aber älteste und verbreitetste Undankbarkeit ist die der Kinder gegen ihre Väter.
Die Selbstsucht einer einzigen, oft unglücklichen Leidenschaft hält alle anderen gefangen, und auch die Vernunft ist nicht imstande, diese Ketten zu zerreißen.
Es lässt uns Männer schmunzeln, dass man das Gesetz der Schamhaftigkeit für die Frauen aufgestellt hat, die uns doch am meisten schätzen, wenn wir schamlos werden.
Das Glück schlechter Könige ist das Unglück der Völker.
Irrtum ist die Nacht des Geistes und die Falle der Unschuld.
Kein Mensch hat Geist genug, um niemals langweilig zu sein.
Selbst wenn es möglich wäre, zu schenken ohne zu verlieren, würden manche Menschen trotzdem jeder Bitte unzugänglich bleiben.
Niemand ist aus Überlegung ehrgeizig und lasterhaft aus Geistesschwäche.
Es gibt manche Menschen, über die man besser schweigt, als daß man sie nach Verdienst lobt.
Die Menschlichkeit ist die wichtigste aller Tugenden.
Unbedeutende Menschen neigen leicht zur Dienstfertigkeit.
Geistreiche Menschen wären oft einsam ohne jene Dummköpfe, die sich für klug halten.
Gekünstelter Stolz ist kindisch. Stützt er sich auf vorgegebene Eigenschaften, ist er auch lächerlich, und sind diese Eigenschaften gar frivol, ist er gemein. Das Wesen des echten Stolzes ist es, stets am Platz zu sein.
Es sieht nicht so aus, als ob die Natur die Menschen zur Unabhängigkeit geschaffen habe.
Wie wohlig und warm läßt es sich doch der beschauliche Betrachter im warmen Zimmer sein, wenn er über den Soldaten herzieht, der in den kalten Winternächten am Ufer eines Flusses einsam über Ruhe und Sicherheit der Heimat wacht!
Die Geschlechter der Meinungen gleichen den Menschengeschlechtern – ein steter Wechsel der Ansichten über Tugend und Laster.
Nichts ist so natürlich im Menschen wie die Eitelkeit und nichts entfremdet ihn so sehr der Natur.
Man ist kühnen Absichten abgeneigt, wenn man sich große Erfolge nicht zutraut.
Lob ist eine listige, versteckte, feine Schmeichelei, die Spender und Empfänger anders befriedigt. Dieser nimmt sie als Preis für seine Verdienste an, und jener gibt sie, um seine Billigkeit und Urteilskraft ins rechte Licht zu setzen.
Ehe man einen Mißbrauch angreift, muß man überlegen, ob man seine Grundlagen zerstören kann.
Es ist ein Hilfsmittel mangelnder Phantasie, zu fabulieren.
Natürlichkeit ist leichter verständlich als die Begriffsschärfe: sie ist die Sprache des Gefühls und besser als die der Phantasie und der Vernunft, weil sie schön und volkstümlich ist.