Luc de Clapiers Zitate
seite 14
Es erfordert ein großes Maß von Geistes- und Charakterstärke, sich an Aufrichtigkeit nicht zu stoßen, wenn sie verletzt, oder sie zu üben, ohne daß sie beleidigt.
Wir sollten vom Menschen, wie vom Wetter, das Beste und das Schlechteste erwarten.
Die Erfolge schlechter Herrscher sind verhängnisvoll für ihre Völker.
Es ist der Mittelmäßigkeit nicht gegeben, höchstes Glück und tiefstes Unglück zu empfinden.
Unlauter erworbener Ruf schlägt in Verachtung um.
Ein gefräßiger Mensch, der schlecht verdaut – das ist wohl ein getreues Bild der Geistesart der meisten Gelehrten.
Bedürftigkeit durchkreuzt unsere Wünsche zwar nicht, aber sie schränkt sie ein. Überfluss vermehrt unsere Bedürfnisse und hilft uns, sie zu befriedigen. Ist man auf seinem Platz, so ist man glücklich.
Der wahre und echte Geist entspringt im Herzen.
Die Vernunft täuscht uns öfter als die Natur.
Wahrheit ist die Sonne des Geistes.
Wie es unbeständige Seelen gibt, in denen bald die eine, bald die andere Leidenschaft herrscht, begegnet man auch manchem schwankenden Geist, der keine feste Grundlage finden und, von allen Meinungen fortgerissen, keine Entscheidung treffen kann.
Wenn der Geist überzeugt ist, so ist es darum nicht immer auch sein Herz.
Es dürfte keine Irrtümer geben, die, klar ausgedrückt, nicht von selbst zergingen.
Wie wenige Dinge beurteilen wir richtig!
Wir sparen unsere Nachsicht für die Vollkommenen.
Man ist nicht für den Ruhm geboren, wenn man die Kostbarkeit der Zeit nicht kennt.
Die Krankheit gebietet unsern Tugenden und unsern Lastern Einhalt.
Es scheint, als würden die Menschen geboren, andere und sich selber zu betrügen.
Es ist ein Beweis von Geisteskleinheit, wenn man immer das Schätzenswerte von dem Liebenswerten unterscheidet. Große Seelen lieben natürlicherweise alles, was ihrer Achtung wert ist.
Die Vernunft schämt sich der Neigungen, die sie nicht rechtfertigen kann.
Man würde weniger Gedanken eines Werkes ablehnen, wenn man sie wie der Verfasser auffaßte.
Im menschlichen Geist ist mehr Ernst als Heiterkeit. Die wenigsten Menschen sind von Natur aus witzig, die meisten werden es durch Nachahmung – kühle Kopisten des Humors oder der Komik anderer.
Die meisten Menschen werden alt in einem kleinen Gedankenkreis, der nicht einmal aus ihnen selbst stammt; es gibt vielleicht weniger enge als unfruchtbare Geister.
Bedeutendes erreicht der Mensch nur im Sprung.
Nichts ist den Menschen in gewissen Ämtern leichter, als sich das Wissen anderer anzueignen.
Vielleicht verdanken wir den Leidenschaften die besten Vorzüge unseres Geistes.
Die Kunst, Pläne zu machen, besteht darin, den Schwierigkeiten ihrer Ausführung zuvorzukommen.
Der Geist entfaltet die Einfalt des Gemüts, um sich alle Ehre zuzuschreiben.
Wie groß auch das Verdienst sein mag, sich um hohe Posten nicht zu kümmern, ein größeres liegt vielleicht darin, sie gut auszufüllen.
Es gibt Beleidigungen, die man nicht bemerken darf, will man seine Ehre nicht kompromittieren.
Man schätzt die Philosophen nur mäßig, weil sie uns zu wenig von dem sprechen, was wir wissen.
Liebe ist die Urmutter des Menschengeschlechts.
Manche Menschen verlangen von einem Autor, daß er sie in ihren Meinungen und Gefühlen festige, und andere bewundern ein Werk nur, wenn es alle ihre Ideen umstürzt und keines ihrer Prinzipien gelten läßt.
Wie vermessen, einem einreden zu wollen, man hätte nicht genug Illusionen, um glücklich zu sein.
Der Mensch will beschäftigt sein: wer wenig denkt, muß viel sprechen.
Der Mensch entschließt sich zur Ruhe, nur um Arbeit und Verpflichtung zu entfliehen. Und doch kann er das Leben nur handelnd genießen, nur so liebt er es.
O Sonne, o Himmel, wer seid ihr, deren Geheimnis wir erlauscht, deren Gesetz wir erkannt haben? Blinde und vielleicht gefühllose Werkzeuge in der Hand des Schöpfers. Verdient die Welt unsere Ehrfurcht?
Wer einen Anlaß zur Lüge braucht, ist kein geborener Lügner.
Wir sind weniger gekränkt, von Dummköpfen verachtet, als von bedeutenden Menschen auf Mittelmaß eingeschätzt zu werden.
Es kommt häufig vor, daß man uns achtet nach dem Maße, wie wir uns selbst schätzen.
Was dem einen wie Geistesfülle erscheint, ist für den anderen nur Gedächtnis und Oberflächlichkeit.
Die Schwachen wollen mitunter, daß man sie für böse halte, aber die Bösen wollen immer für gut gelten.
Der Friede, welcher die Fähigkeiten beschränkt und die Völker verweichlicht, ist kein Gut, weder ein moralisches noch ein politisches.
Das Gefühl verdächtige ich nicht, falsch zu sein.
Liebe ist heftiger als Selbstliebe, denn man kann auch eine Frau lieben, die einen verachtet.
Niemand will um seiner Irrtümer willen bedauert werden.
Der Geizige sagt sich insgeheim: bin ich für das Schicksal der Armen verantwortlich? So legt er das Mitleid ab, das ihn belästigen könnte.
Man kann auch diejenigen von ganzem Herzen lieben, deren Mängel man wohl kennt. Es wäre überheblich zu glauben, daß einzig das Vollkommene das Recht habe, uns zu gefallen. Mitunter verbinden uns Schwächen ebenso innig, wie es die Tugend vermag.
Wer andere nicht zu behandeln versteht, ist meist selbst unzugänglich.
Wir haben nicht genug Eigenliebe, um die Geringschätzung, mit der uns andere bedenken, zu verachten.