Luc de Clapiers Zitate
seite 8
Geizhälse sind gewöhnlich auf nicht allzu viel stolz.
Nur wenige Menschen werden witzig geboren. Die meisten leben von der Heiterkeit anderer.
Während unsere Seele voll Gefühl ist, sind unsere Reden voll Zweckmäßigkeit.
Haß ist mächtiger als Freundschaft und schwächer als Liebe.
Wer großen Verstand hat, weiß viel.
Ein paar Narren behaupteten irgendwann einmal bei Tisch: wir allein sind die gute Gesellschaft. Und man glaubte ihnen!
Schwache Menschen gelten manchmal gerne für schlecht, während schlechte Menschen immer für gut gehalten werden wollen.
Der Geist ist beschränkt bis in den Irrtum, den man gewöhnlich seine Domäne nennt.
Kleine Ämter muß man auch kleinen Menschen geben, dort entfalten sie ihre Talente und ihre Eigenliebe, verachten niedere Aufgaben nicht, sondern machen sich eine Ehre aus ihnen.
Nie ist ein Schriftsteller schwächer, als wenn er schwächlich Großes behandelt.
Die Unklarheit ist das Reich des Irrtums.
Ehe man einen Fehler bekämpft, sollte man untersuchen, ob man seine Ursachen beseitigen kann.
Wie etwas Kaffee nach reichlichem Essen das Gleichgewicht schnell wiederherzustellen vermag, bedarf es oft nur eines kleinen Scherzes, um eine große Anmaßung niederzuschlagen.
Die Knechtschaft erniedrigt den Menschen so weit, daß er sie liebgewinnt.
Es ist schwer, jemanden so zu achten, wie er geachtet werden will.
Nur wenige Menschen sind bescheiden genug, um zu ertragen, dass man sie richtig einschätzt.
Die Großen verkaufen ihre Protektion zu teuer, als daß man sich zu irgendwelcher Dankbarkeit verpflichtet fühlen sollte.
Der Wechsel der Erdenreiche, das ewig sich wandelnde Antlitz der Zeit, die Völker, die geherrscht haben, und alles, was ihr Geschick bestimmt hat, die Vorstellungen und Gebräuche der Religionen, die den Glauben der Völker gespaltet haben, Kunst, Moral, Wissenschaft – all dies, was kann es sein?
Die Vollkommenheit einer Uhr besteht nicht darin, schnell, sondern richtig zu gehen.
Die Vernunft soll die Tugend nicht maßregeln, sondern ergänzen.
Flachköpfe begreifen geistreiche Menschen nicht.
Niemand kann sich rühmen, niemals verachtet worden zu sein.
Verstellung ist eine Anstrengung des Verstandes und keineswegs ein Laster der Natur.
Der menschliche Geist ist mehr intuitiv als logisch und begreift mehr, als er koordinieren kann.
Die Menschen werden die wahren Freuden erst erkennen, wenn man ihnen die trügerischen genommen, so wie der Same nur keimen kann, wenn man das Unkraut gejätet hat.
Ein paar Narren sagten bei Tisch zueinander: Nur wir gehören zur guten Gesellschaft, und man glaubte ihnen.
Die Früchte der Arbeit und der Klugheit reifen langsam.
Es gibt Leute, die so ängstlich besorgt sind, sie könnten etwas falsch machen, daß sie nur selten überhaupt etwas zu tun wagen.
Man vermutet: Dient man der Tugend aus Überlegung, könnte man sie nicht um des nächstbesten nützlichen Lasters willen verraten? Sicher, wenn es irgendeinem vernünftigen Menschen möglich wäre, ein Laster nützlich zu nennen!
Den Armen nimmt die Not gefangen, den Reichen zerstreuen seine Vergnügungen. Jede Lage hat ihre Pflichten, Gefahren, Ablenkungen, und nur das Genie wird ihrer Herr.
Gewohnheit bewältigt alles – sogar die Liebe.
Die meisten Menschen altern in einem kleinen Kreis von Gedanken, die sie nicht einmal selbst gefunden haben. Vielleicht gibt es nicht so viele beschränkte als unfruchtbare Menschen.
Das meiste, was wir wissen, wissen wir nur halb. Ein Grund, weshalb über wichtige Dinge und Probleme immer wieder geschrieben und immer wieder nachgelesen werden muß.
Beschränkte Menschen wechseln oft die Grundsätze.
Man beklagt niemand, daß er ein Dummkopf ist; und vielleicht hat man recht. Aber es ist spaßhaft, sich vorzustellen, daß es ein Fehler ist.
Verzweiflung macht nicht nur das Maß unseres Unglücks voll, sondern auch das unserer Schwäche.
Tätige Menschen ertragen die Langeweile ungeduldiger als die Arbeit.
O wie schwer ist der Entschluß zum Sterben!
Immer geht in der Kindheit der Völker wie der einzelnen das Gefühl dem Verstand voraus.
Aus Trägheit glauben wir, auf den Ruhm verzichten zu können, und mühen uns doch ohne Klage unser Leben lang um kleinster Vorteile willen.
Wer die Armut erniedrigt, der erhöht das Unrecht. Es ist nicht erniedrigend, unglücklich zu sein; aber den Unglücklichen zertreten, das erniedrigt wahrhaft.
Das Bewußtsein unserer Kräfte steigert sie.
Freie und unparteiische Kritik an bedeutenden Werken muß man hinnehmen können. Ich hasse jene Anmaßung, die verbieten will, die Mängel von den Vorzügen zu sondern, und alles gleichmäßig heilig sprechen möchte.
Es gibt keinen wahren und echten Geist als jenen der seine Quelle im Herzen hat.
Wir bewundern Corneille, dessen schönste Stellen aus Seneca und Lucan stammen, die wir nicht bewundern.
Die Hoffnung belebt die Weisen, jene aber, die sich anmaßend und träge von ihren Verlockungen umschmeicheln lassen, wirft sie in Schlaf.
Die Kunst zu hoffen.
Die Sophisten mißachten Fénélon, weil er nicht philosphisch genug ist. Ich aber liebe den Autor, der in uns edle Empfindungen weckt, mehr als eine Sammlung spitzfindiger Gedanken.
So zärtlich wir auch Freunde und Verwandte lieben, das Glück der andern reicht doch nicht aus, das unsre zu machen.
Seine Pläne geheimnisvoll zu verhüllen, verrät manchmal mehr Schwäche als die Schwatzhaftigkeit und richtet oft mehr Unheil an.