Luc de Clapiers Zitate
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Man schränke die Souveränität in einem Staate noch so sehr ein, kein Gesetz kann den Tyrannen verhindern, seine Stellung zu mißbrauchen.
Wir vermerken viele Laster, um wenige Tugenden anzuerkennen.
Allzuviel an Zerstreuung und an Studium erschöpfen gleicherweise den Geist und rauben ihm die natürliche Spannkraft. Der kühne Einfall versagt sich dem ermüdeten und abgespannten Geist.
Das Genie kann man nicht nachahmen.
Wenige Maximen sind wahr in jeder Hinsicht.
Wenn die Leidenschaft mehr Fehler begeht als der Verstand, so deshalb, weil Herrscher öfter irren als Untertanen.
Man kann von den Menschen kaum verlangen, sie sollten aus Achtung für unseren Rat etwas tun, was sie aus sich selbst heraus nicht tun wollten.
Alle Welt maßt sich Recht über einen Kranken an, Priester, Ärzte, Diener, Fremde und Freunde. Ja bis herunter zum Wärter glaubt jeder, ihn beherrschen zu können.
Der Geist ist denselben Gesetzen unterworfen wie der Körper: beide können sich nur durch beständige Nahrung erhalten.
Wenn die Menschen einander nicht schmeicheln würden, gäbe es keine Gesellschaft.
Große Menschen unternehmen große Dinge, weil sie groß sind, und die Narren, weil sie sie für leicht halten.
Wer glaubt, die Hilfe anderer nicht mehr nötig zu haben, wird schroff.
Tugend kann böse Menschen nicht glücklich machen.
Selten schreibt und spricht man, wie man denkt.
In den gehobenen Gesellschaftsschichten gibt es vielleicht mehr oberflächliche Menschen als in den Klassen, die vom Reichtum nicht verwöhnt sind.
Viele vernünftige Hoffnungen und Befürchtungen erfüllen sich nicht.
Man weiß am besten, was man nicht gelernt hat.
Viele Vorbehalte und Hoffnungen, die im Prinzip gerechtfertigt waren, wurden in Abrede gestellt.
Es gibt keine Demütigung, die man nicht verzeiht, nachdem man sich für sie gerächt hat.
Anerkannte Meinungen sollte man nicht lächerlich machen, denn damit verletzt man nur ihre Anhänger, ohne sie zu überzeugen.
Man gibt niemandem Schuld, daß er ein Dummkopf ist, und vielleicht ist das richtig. Doch ist die Vorstellung zu angenehm, daß es seine eigene wäre.
Mancher Schriftsteller hat in der Moral dasselbe Ziel wie die moderne Architektur, die vor allem die Bequemlichkeit anstrebt.
Vertraulichkeit ist das Lehrjahr des Geistes.
Ruhm beweist die Tugend.
Weil wir das Außergewöhnliche meist entbehren müssen, lassen wir uns gerne vorschlagen, an etwas zu glauben, das wenigstens durch den Anstrich des Außergewöhnlichen hervorsticht.
Junge Menschen wissen mehr von der Liebe als von der Schönheit.
Manchmal ist ein Lob für die Menschen beleidigend, weil es die Grenzen ihres Wertes bezeichnet.
Hoch Gestellte kennen das Volk nicht und denken auch gar nicht daran, es kennen zu lernen.
Die Wahrheit läßt sich nur durch ihre Evidenz erweisen.
Die Untertanen erweisen ihre Huldigungen mit weit mehr Eifer, als die Fürsten sie hinnehmen. Die Zweckhaftigkeit ist ein stärkeres Motiv als der bloße Genuß.
Niemand ist mehr Fehlern ausgesetzt als der Mensch, der nur aus Überlegung handelt.
Wer auf andere nicht mehr angewiesen zu sein glaubt, wird unerträglich.
Ehrgeizigen, denen der Weg zur Ehre verschlossen ist, hat das Schicksal das Schlimmste angetan.
Man mußte sich dem Recht unterwerfen, um sich vor der Gewalt zu schützen.
Warum zieht uns die Jugend mehr an als das Alter? Eine unnütze Frage. Kaum jemand kann angeben, warum er diesen achtet, jenen liebt, und was er an sich selbst am meisten schätzt.
Selten erfaßt man den Gedanken eines anderen in seiner Tiefe, und daher bildet man sich, wenn man dieselbe Überlegung anstellt, leicht ein, sie sei neu, so viele ihrer Beziehungen und Folgerungen waren einem entgangen.
Niemand glaubt sich geeigneter, einen Menschen von Geist zu hintergehen, als ein Dummkopf.
In der Einfalt finden wir die Entspannung nach gewagten Spekulationen.
Die Ratschläge des Alters gleichen der Wintersonne: sie erhellen, aber sie erwärmen nicht.
Es ist kein großer Vorteil, einen lebhaften Geist zu haben, wenn er nicht auch richtig ist: Die Vollkommenheit einer Uhr beruht nicht auf ihrem raschen, sondern auf ihrem richtigen Gang.
Man findet nicht lange Vergnügen am Geiste eines andern.
Die Geschichte berichtet immer wieder von bedeutenden Männern, die Sinneslust und Liebe vorwärts trieb, schweigt aber von denen, die bloß galant waren.
Der Frieden macht die Völker glücklicher und die Menschen schwächer.
Die Witze der Philosophen sind so maßvoll, daß man sie von der Vernunft nicht unterscheiden kann.
Es gibt andererseits keine Wahrheit, der wir nicht zustimmen, wenn man sie uns klar und deutlich zeigt.
Wir ertragen die Beleidigung selten aus Güte.
Haß ist nicht weniger unbeständig als Freundschaft.
Wir wissen unseren Freunden für die Schätzung unserer guten Eigenschaften wenig Dank, wenn sie auch nur wagen, unsere Fehler wahrzunehmen.
Wenn es um den Vorteil geht, sind wir alle hellsichtig, und es ist dann fast unmöglich, uns durch List zu täuschen.
Der Herrscher, der sein Volk nicht liebt, mag ein interessanter oder großer Mensch sein, ein bedeutender Herrscher ist er nicht.