Luc de Clapiers Zitate
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Die Schlechten sind stets überrascht, Fähigkeiten in den Guten zu finden.
Die Leidenschaften der Menschen sind Wege, um zu ihnen zu gelangen.
Die Leute haben eine Art von Bildung. Das heißt, sie wissen genug von allen dingen, um darüber falsch reden zu können.
Schwerfällige Menschen sind eigensinnig.
Um großes zu vollbringen, muß man leben, als müßte man niemals sterben.
Das Laster hetzt zum Krieg, aber die Tapferkeit kämpft. Gäbe es keine Tapferkeit, so hätten wir für immer Frieden.
Die lächerlichsten und die kühnsten Hoffnungen sind manchmal die Ursache außerordentlicher Erfolge gewesen.
Dem Verstand ist es nicht gegeben, alle Gebrechen der Natur zu heilen.
O wie schwer ist es, sich zum Sterben zu entschließen!
Raten, das heißt den Menschen Motive zum Handeln geben, die sich nicht kennen.
Man kann nicht jederzeit gute Beispiele und gute Maximen befolgen.
Wer vor acht Uhr morgens aufsteht, um bei der Gerichtssitzung zuzuhören oder um Gemälde im Louvre zu besichtigen oder sich bei den Proben eines Stückes einzufinden und sich etwas darauf zugute tut, jegliche Arbeit anderer zu beurteilen, dem fehlt es oft nur an zweierlei: an Geist und an Geschmack.
Nützliche Verschwendung des Überflusses ist edle und große Sparsamkeit.
Die Maximen der Menschen verraten ihre Gesinnung.
Der ungeheure Unterschied, den wir zwischen uns und den Wilden bemerken, besteht nur darin, dass wir etwas weniger unwissend sind.
Verständigkeit und Überspanntheit, Verstand und Torheit, Tugend und Laster – manches kann uns glücklich machen.
Es überrascht böse Menschen stets, die berechnende Schlauheit auch bei den Guten zu finden.
Gnade ist besser als Gerechtigkeit.
Es ist gut, aus Anlage unbeugsam und aus Überlegung nachgiebig zu sein.
Ein fast unsichtbares Atom, das man Mensch nennt, das über die Erdenrinde kriecht und dessen Lebensdauer nicht mehr als einen Tag mißt – und das doch manchmal mit einem Blick das Schauspiel aller Zeiten im Weltenraum umspannt.
Unser Überdruß ist nicht Mangel oder Unzulänglichkeit der Außenwelt, wie wir so gerne glauben möchten, er ist vielmehr die eigene Erschöpfung und offenbart unsere Schwäche.
Wir haben weder die Stärke noch die Gelegenheit, alles das Gute und Böse, das wir beabsichtigen, auszuführen.
Die erwachende Tugend eines jungen Menschen ist anmutiger als die ersten Tage des Frühlings.
Das Verstehen deiner Stärken macht sie größer.
Jeder affektierte Stolz ist kindisch; gründet er sich auf unterschobene Titel, so ist er lächerlich; sind diese Titel Nichtigkeiten, so ist er gemein: das Wesen des wahren Stolzes besteht darin, immer an seinem Platz zu sein.
Zeiten langen Glücks zerrinnen oft in einem Augenblick, so wie die heißen Sommertage von einem Gewittersturm verweht werden.
Es ist eigentümlich, daß man ein Gesetz der Schamhaftigkeit den Weibern gemacht hat, die an den Männern nur die Schamlosigkeit schätzen.
Wer alles weiß zu tragen, darf auch alles wagen.
Großer Sinn weiß viel.
Wenn das Leben kein Ende nähme, wer verzweifelte noch an seinem Geschick?
Den Armen beherrscht die Not, den Reichen das Vergnügen. Jede Lage hat ihre Gefahren und Pflichten, deren nur das Genie Herr wird.
Selten erreicht man etwas bei den Menschen, deren man bedarf.
Geiz kündet das Herannahen des Alters und die eilige Flucht der Freuden an.
Wenn es zutrifft, daß man tugendhaft nur aus Vernunft ist – was folgt daraus? Lobt man uns mit Recht für unsere Gefühle, warum nicht auch für unsere Vernunft? Ist sie etwa weniger wert als der Wille?
Der Irrwahn derer, die Erfolg haben, besteht darin, sich für schlau zu halten.
Es kann kein Fehler sein, wenn man sich seiner Kraft bewußt ist.
Spieler haben vor klugen Leuten den Vortritt, denn sie genießen die Ehre, den Reichtum zu vertreten.
Was uns die Eitelkeit der andern unerträglich macht, ist, weil sie die unsere verletzt.
Die Kunst zu gefallen, die Kunst zu denken, die Kunst zu lieben, die Kunst zu sprechen – lauter gut gemeinte Regeln, aber unnütz, wenn die Natur sie nicht lehrt.
Wir kennen nicht den Reiz gewaltiger Erregungen. Menschen, deren stürmisches Leben wir beklagen, verachten unsere Ruhe.
Wer das Leben eines einzelnen betrachtet, findet darin die Geschichte der ganzen Menschheit, und erkennt, daß weder Wissenschaft noch praktische Erfahrung sie zum Guten wenden konnte.
Der Fehler des Gewissens bleibt unbewußt.
Gerade weil wir die Grenzen unserer Vernunft erkannt haben, sind wir für Vorurteile empfänglich, öffnen wir unsere Phantasie jedem Argwohn und den Gespenstern der Angst.
Sklaverei erniedrigt die Menschen – bis zur Liebe zur Sklaverei.
Indem man menschenfreundlich ist, ist man gerecht.
Wir schelten die Unglücklichen, um sie nicht beklagen zu müssen.
Der weise und mutige Turenne hat die Religion geachtet – und unzählige, völlig unbedeutende Leute halten sich für genial und stark, weil sie sie mißachten.
Wenn man sich nur ein wenig frei über Religion und das Elend des Menschen ausläßt, läßt man sich ohne Widerstand unter die überlegenen Geister einreihen.
Die Bösen sind immer überrascht, wenn sie bei den Guten Klugheit finden.
Die Großherzigkeit schuldet der Vorsicht keine Rechenschaft über ihre Beweggründe.