Leopold von Ranke Zitate
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Mit der Zeit belohnt und straft und rächt sich alles.
Unaufhörlich wirken die Gründe und Motive nach, die bei der Begründung eines neuen Zustandes maßgebend gewesen sind.
Göttlich ist der, welcher sich selber bezwingt. Die meisten sehen ihren Ruin vor Augen, aber sie gehen hinein.
Ein reines Urteil ist nur möglich, wenn man jedweden nach dessen eigenem Standpunkt, nach dem ihm innewohnenden Bestreben würdigt.
Eine große Persönlichkeit bemerkt man nicht allein wenn sie gegenwärtig ist; man wird ihren Wert oft dann noch mehr inne, wenn die Stelle leer ist, die sie einnahm.
Staaten sind Gedanken Gottes.
Für alles, was in der Welt zustande kommen soll, bedarf es der rechten Zeit und Stunde.
Den Vorteil hat das Unglück zuweilen, daß es Männer erzieht.
In gewöhnlichen Tagen muß der Patriotismus gepflegt werden, damit er in den ungewöhnlichen nicht fehle; in gewissem Sinne muß er das Prinzip der Tätigkeit überhaupt sein.
Die Politik strebt dahin, die Menschen durch die Bande des Staates zusammenzuhalten, durch die Weisheit der Gesetze den Frieden unter ihnen zu bewahren, sie durch freien Gehorsam zu verknüpfen, kurz, dahin zu führen, daß sie im öffentlichen und Privatleben gut und gerecht handeln.
Nein! sagt nicht, daß die Extreme jemals heilbringend geworden, immer waren sie verderblich.
In aller Geschichte wohnt, lebet, ist Gott zu erkennen.
Nichts mehr bedarf eine Nation mehr, als einen Überfluß an edlen Männern, die sich dem Allgemeinen widmen.
Jede Gewalt, die sich erheben will, muß sich auf ein großes Verdienst gründen!
Es ist zuweilen, als ob ganze Generationen mit Blindheit geschlagen wären; indem sie untereinander streiten, bahnen sie dem gemeinschaftlichen Feinde den Weg.
Nichts fesselt die Gemüter mehr, als der rechte Gebrauch der Muttersprache.
Die glücklichen Zeiten der Menschheit sind die leeren Blätter im Buch der Geschichte.
Ich finde, daß der Geist einen großen Einfluß auf das allgemeine, selbst auf das leibliche Leben ausübt! Nichts ist dafür wichtiger, als die Gedanken in den Studien, die zugleich produktiv und regenerativ sein müssen, zu fixieren.
Menschliche Dinge kennenzulernen, gibt es eben zwei Wege: den der Erkenntnis des einzelnen und der Abstraktion; der eine ist der Weg der Philosophie, der andere der der Geschichte.
Sie begründen wohl, aber sie vollenden nicht.
Eine rechte Überzeugung aber fängt mit dem Zweifel an.
Ein junges Leben entwickelt sich niemals an und für sich; es hängt mit den öffentlichen Angelegenheiten mehr zusammen als man glaubt.
Jedes Jahrhundert hat die Tendenz, sich als das Fortschrittlichste zu betrachten und alle andern nur nach seiner Idee abzumessen.
In jedem großen Leben wird ein Augenblick eintreten, wo die Seele empfindet, daß sie nicht in der gegenwärtigen Welt aufgeht, und sich von derselbigen zurückzieht.
In der Geschichte der Literatur ist die Überlieferung ihrer vornehmsten Werke fast noch wichtiger als die Nachahmung derselben.
Für die Menschen gibt es nichts Überzeugenderes als die Erfolge; willig beugen sie sich dem Glücke und dem Ruhm.
Wäre es möglich, die politischen Parteien durch eine geistige Anatomie bis in ihre geheimsten Bestandteile zu zerlegen, so würde man, glaube ich, zuletzt auf ein irrationales Element stoßen.
Kein engeres Band gibt es unter den Menschen als gemeinschaftlich gewollte, begonnene und durchgeführte Unternehmungen.
An die Wahrheit der geistigen Welt glauben: das ist Religion.
Denn nur einen Moment in der Geschichte bildet ein einzelnes Leben.
Das Charakteristische großer Naturen ist: Sie begründen wohl, aber sie vollenden nicht.
Historie und Politik umfassen zugleich eine Wissenschaft und eine Kunst.
In großen Entscheidungen ist es notwendig, daß mächtige Männer eine Unternehmung zu ihrer persönlichen Angelegenheit machen.
Zwischen Staat und Macht ist vielleicht kein Unterschied; denn die Idee des Staates entspringt aus dem Gedanken einer Selbständigkeit, welche ohne entsprechende Macht nicht behauptet werden könnte.
Dem Ehrgeiz der Neuerung setzt sich der Mut, das Hergebrachte zu behaupten, mit Naturnotwendigeit entgegen.
Dadurch unterscheidet sich der vorausdenkende Staatsmann von dem schwatzenden Pöbel oder der Leidenschaft der Partei, daß er die Elemente der Gefahr von Ferne erkennt und ihnen vorzubeugen sucht.
Die Geschichte ist ihrer Natur nach universell.
In dem Leben eines Menschen in der vorgeschrittenen Entwicklung der Welt ist nichts so wichtig als das Verhältnis, in das er sich zur Literatur setzt
Über die regierenden Gewalten gibt es immer zweierlei Anschauungen: die eine faßt die allgemeinen Leistungen in Krieg und Politik ins Auge, die andere hält sich an die persönlichen Eigenschaften, die in der Regel auch zu allerlei Tadel Anlaß geben.
Immer zieht die Macht auch das Geld an.
Erst wirkliche Verdienste gewähren Autorität!
Vergangnes und Zukünftiges verdeckt Formloser Schutt und Trümmer des Vergessens.
Die Geschichte hat den Menschen selbst zu ihrem Gegenstand. Eine ihrer immanenten Bedingungen ist es, daß sie die menschlichen Dinge, wie sie sind, zu ergreifen, zu verstehen und verständlich zu machen sucht.
Wer will es wagen, das Werden zu beschreiben? Wer will den Quellen geistigen Lebens und den geheimen Zuflüssen seines Stroms, dem Lauf desselben entlang, nachforschen?
Männer von hoher Bedeutung können überhaupt nie ersetzt werden, denn die Bedingungen müßten sich wiederholen, aus denen ihre individuelle Stellung erwachsen ist.