Leo Tolstoi Zitate
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Alle Handlungen müssen vom Willen bestimmt und dürfen keine unbewußte Befriedigung physischer Bedürfnisse sein.
Arbeit ist an sich keine Tugend, aber sie ist eine unvermeidbare Bedingung eines tugendhaften Lebens.
Es ist erstaunlich, daß man immer wieder in den Fehler verfällt, Schönheit mit Güte zu gleichzusetzen.
Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.
Man muß daran glauben, daß Glück möglich ist, um glücklich zu sein.
Wie geheimnisvoll ist alles für alte Menschen und wie klar alles den Kindern.
Das Glück ist mit Müdigkeit und Muskelkater billig erkauft.
Fleischessen ist ein Überbleibsel der größten Rohheit; der Übergang zum Vegetarismus ist die erste und natürlichste Folge der Aufklärung.
Dem Übel nicht mit Gewalt zu widerstreben, ist kein Gebot, sondern ein entdecktes, bewußt erkanntes Lebensgesetz für jeden einzelnen Menschen und für die gesamte Menschheit – ja für alles Lebendige.
Der Mensch lebt nicht darum, daß man für ihn arbeite, sondern daß er arbeite für andere.
Je stärker die künstlerische Ansteckung ist, desto wahrer ist die Kunst, und sie wird um so stärker sein, je tiefer der Künstler die Gefühle, die er ausdrückt, selber empfindet, je aufrichtiger er ist.
Es genügt zu erwähnen, daß die meisten Menschen auf Arbeit wie auf eine Gnade warten, um deutlich zu machen, wie entsetzlich unser Leben ist, wie unsittlich, wie töricht.
Denke immer daran, daß es nur eine allerwichtigste Zeit gibt, nämlich: sofort!
Das Band der Musik ist das raffinierteste sinnliche Lock- und Reizmittel.
Fleischesser sind die lebenden Gräber ermordeter Tiere.
Für das Leben wird ein Ideal benötigt. Ein Ideal ist jedoch nur dann Ideal, wenn es Vollkommenheit ist.
Zum letztenmal sage ich mir: Sollten einmal drei Tage vergehen, ohne daß ich etwas zum Nutzen der Menschen tue, werde ich mich töten.
Eigenliebe ist beginnender Stolz. Stolz ist entfesselte Eigenliebe.
Jeder Mensch ist, wie alle, unvollkommen in allem, aber dennoch in irgendeiner Hinsicht vollkommener als in anderer; und so stellt er diese Vollkommenheiten den anderen Menschen gegenüber als Forderungen auf und richtet die anderen.
Der Führer ist die Welle, durch die das Schiff vorwärts getrieben wird.
Arbeit, Arbeit! Wie glücklich fühle ich mich, wenn ich arbeite!
Solange die Menschen nicht alle ihre Mitmenschen als Brüder und das Leben nicht als das heiligste aller Güter betrachten, werden Sie immer um des persönlichen Vorteils willen das Leben anderer zerstören.
Wer die Lehre von Christus begreift, hat das gleiche Gefühl wie ein Vogel, der bis dahin nicht wußte, daß er Flügel besitzt, und nun plötzlich begreift, daß er fliegen, frei sein kann.
Schönheit ist, was wir lieben.
Nirgends ist Konservatismus so schädlich wie in der Kunst.
Je mehr man gibt, desto mehr erlahmt die Energie des Volkes; je mehr diese erlahmt, desto weniger arbeitet das Volk, und je weniger es arbeitet, desto stärker wächst das Elend. Aber dennoch ist es unmöglich, nichts zu geben.
Die Religion – die wahre Religion ist nichts anderes als die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Die christliche Lehre ist so klar, daß die kleinen Kinder ihren wahren Sinn begreifen. Nur Menschen, die Christen scheinen und sich so nennen, aber keine sein wollen, können ihn nicht begreifen.
Bevor ein Krieg ausbricht, hat er schon längst in den Herzen der Menschen begonnen.
Gott kann man nicht mit dem Verstande begreifen. Wir wissen, daß Er ist, nur deswegen, weil wir Ihn nicht mit dem Verstande, sondern dadurch begreifen, daß wir Ihn in uns erkennen.
Einsam stirbt der Mensch; ebenso einsam fühlt er sich auch in seinem inneren Leben.
Nichts ist wahrem Glück so sehr im Wege wie die Gewohnheit, etwas von der Zukunft zu erwarten.
Alle Welt verurteilt den Egoismus. Egoismus aber ist das Grundgesetz des Lebens. Es kommt nur darauf an, was man als sein Ego anerkennt.
Wer nicht selbständig denkt, der steht unter der Suggestion eines anderen, der für ihn denkt. Jemandem seine Gedanken zu eigen übergeben, ist eine erniedrigendere Knechtschaft, als jemandem seinen Leib zu eigen geben.
Aufgabe des Lebens, seine Bestimmung ist Freude. Freue dich über den Himmel, über die Sonne, über die Sterne, über Gras und Bäume, über die Tiere und die Menschen.
Nicht darin besteht Weisheit, soviel wie möglich zu wissen. Die menschliche Weisheit besteht im Erkennen der Reihenfolge, in der es nützlich ist, die Dinge zu wissen; sie besteht in der Fähigkeit, die Erkenntnis nach dem Grad ihrer Wichtigkeit zu ordnen.
Leidenschaftslosigkeit, das heißt eine immer gleiche und abgeklärte Betrachtungsweise macht die Weisheit der Greise aus.
Man muß wissen und dessen eingedenk sein, daß der Wunsch zu strafen ein inferiorer tierischer Trieb ist, der die Bestimmung hat, erstickt zu werden, nicht aber zu einer vernünftigen Tätigkeit erhoben zu werden.
Der Tod ist kein Übel, denn er ist ein unzweifelhaftes Gesetz Gottes.
Despotismus erzeugt Krieg, und der Krieg erhält den Despotismus am Leben.
Man braucht sich nur mit der Erziehung zu befassen, um seine eigenen Fehler wahrzunehmen. Hat man sie aber erblickt, so beginnt man sie zu verbessern.
Die schlechten Bücher sind also nicht bloß unnütz, sondern positiv schädlich. Neun Zehntel unserer ganzen jetzigen Literatur hat keinen anderen Zweck, als dem Publiko einige Taler aus der Tasche zu spielen: dazu haben sich Autor, Verleger und Rezensent fest verschworen.
Wo es Armee und Krieg gibt, sind dem Bösen keine Grenzen gesetzt.
Die Menschen haben so lange unter den Verblendungen der Gewalt gelebt, daß Gewaltausübende sowie Gewalterduldende naiv zu der Überzeugung gelangt sind, diese Art menschlichen Verhaltens sei… das allernormalste.
Bald stellte er fest, daß sich in ihm der Wunsch nach Wünschen regte – die Langeweile.
Man kann nicht leben ohne Ideal, und sei es das allerliebste, allerehrgeizigste oder eigensüchtigste.
Wenn du nicht mehr an den Gott glauben kannst, an den du früher geglaubt hast, so rührt das daher, daß in deinem Glauben etwas verkehrt war, und du mußt dich besser bemühen zu begreifen, was du Gott nennst.
Jeder Mensch befindet sich ständig in einem Wachstumsprozeß, daher darf niemand je aufgegeben werden.
Mein Ziel ist literarischer Ruhm.
Den Hungrigen speisen, den Nackten bekleiden, den Kranken besuchen – das alles sind gute Worte, doch ein gutes Werk, das unvergleichlich höher steht als alles dies, ist: den Bruder vom Irrtum befreien.