Karl Gutzkow Zitate
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Wie trivial ist doch der Satz, daß Große nicht die Wahrheit erfahren können – und wie ist er doch so wahr und so ewig neu!
Die Macht des Gebetes liegt in der Ruhe, die nach ihm auf unser Inneres sich breitet.
Ein Prahler fühlt sich arm. Er kommt immer auf sich und seine eigenen Leistungen zurück.
Die wahre Vornehmheit liegt allein in einem guten Herzen.
Tief ist der, der auch die schweigenden Menschen und Dinge so versteht, als wenn sie redeten.
Ich will – Beherrsche dich! Ich kann – Prüfe dich! Ich soll – Beeile dich!
Nicht dein Nichtwissen gibt dir den Schein der Ignoranz, sondern die Art, wie du dein Nichtwissen zu verstecken suchst. Schweige -! Mancher wird doch vielleicht glauben, du verstündest die Sache, wovon gesprochen wird.
Warum schuf Gott Mann und Weib? Um den Begriff des vollendeten Menschen außerhalb unserer Person zu verlegen.
Sich den Neugestaltungen der Zeit zu entziehen, rächt sich an jedem Geist, selbst am bedeutendsten.
Erst wenn du dich kleiner als das Atom einen Sonnenstäubchens fühlst, ahnst du Gott. Am wenigsten, wenn du dich als sogenannter Halbgott fühlst.
Es muß Herzen geben, welche die Tiefe unseres Wesens kennen und auf uns schwören, selbst wenn die ganze Welt uns verläßt.
Die Phantasie erfindet, das Herz entdeckt!
Schönheit, wenn sie dauernd zu fesseln imstande ist, kann nicht ohne Herz sein.
Weisheit sollte Klugheit zur Dienerin haben.
Einsamkeit ertragen können, ist eine hohe Lebenskunst. Sie ist der wonnevollste Genuß, ja der Luxus des Denkers. Eine Qual ist sie für den müßigen Kopf.
Bildung besitzt derjenige, der sich einen wissenschaftlichen und sittlichen Maßstab erworben hat.
Da wo man Recht hat, fängt die Selbstbeherrschung des Edeln an.
Tiefe des Geistes erkennt man nicht an dem Angeregtsein von allem, was den Denker interessiert, sondern an der Dauer, wie lange man bei jedem verweilt.
Ja, wer es dahin gebracht hätte, für die Wahrheit zu flammen und zu glühen, ohne – „aufgeregt“ und „aufregend“ zu erscheinen! Die beiden den Ausschlag gebende Weltklugheit verlangt diese unmögliche Verbindung von Eis und Flamme.
Unsere Schicksale kommen aus uns selbst, wie die Wolken aus der Erde.
Religion ist das als eine Lebensnotwendigkeit tief empfundene Gefühl der Abhängigkeit.
Unerträglich ist es, mit Menschen zu verkehren, die auch im gewöhnlichen Leben, wo es auf Beweisführung für unsern Charakter und unsere Natur gar nicht ankommt, dennoch immer die Prinzipien und bewußten Maßstäbe zur Hand haben, die sie ja immerhin beim Handeln im Großen und Allgemeinen leiten mögen.
Der Genius, der sich an die Regeln hält, braucht Jahre, bis er erkannt wird. Den regellosen setzt der Unverstand sofort auf den Thron.
Ich bin kein Egoist -! Nein, aber du hast dir den Egoismus angewöhnt.
Schlechtigkeit des Charakters, verbunden mit Geist, mit genialer Verstellung, Machiavellismen usw. imponiert nie den Frauen. Diese bleiben fest in ihrem Haß und ihrer Verwerfung. Männern dagegen mildert sich ihr Urteil, wenn sie das Schlechte mit Virtuosität behandelt sehen.
Sage mir, wer dich liest, dann sag‘ ich dir, was du bist.
Früh lehre man die Kinder, sich über eine erlittene Kränkung, einen bitter empfundenen Schmerz der Klage zu enthalten.
Nein, nicht zum Entbehren erziehe die Deinen, nur zum mäßigen Gebrauch dessen, was sie besitzen.
Die Erziehung soll frühzeitig die Kritik wenn nicht aller, doch der meisten Wünsche des Herzens sofort an die Verantwortung durch den Verstand verweisen.
Willst du dir den abendlichen Frieden deines Lebens sichern, so ruf‘ deine Fahrzeuge zeitig vom hohen Meere heim! Wirf die Netze des Erfolgs nur noch am nächsten Ufer aus.
Nichts in die Länge ziehen! Nichts auf die Zukunft verschieben! Fordern, sagen, was man will und für Recht hält, und dann als Mann dafür einstehen und sterben.
Da es leider nur zu sehr feststeht, daß ein Unrecht, wozu die Menschen sich zu bekennen gezwungen werden, sie nicht reuevoll, sondern trotzig macht und daß sie den, der sie beschämte, hassen, so stöbre nicht jedes dir zugefügte Unrecht auf.
Euripides bezeichnete das unausgesprochene Einverständnis der gesitteten Welt über dasjenige, was der Anstand mit sich bringt, mit dem schönen Ausdruck: „die ungeschmiedeten Ketten der Sitte“.
Um uns schmilzt das Eis, in uns nicht.
Sprich immerhin laut über dich selbst, nur – denke nicht laut über dich selbst!
Die Liebe der meisten Männer ist nichts als eine Huldigung, welche sie sich selbst bringen.
Anatomisch genommen lieben wir nicht mit dem Herzen, sondern eben so, wie wir denken, nur mit dem Kopf. Darum sollte man nur da von einem „gebrochenen Herzen“ sprechen, wo bereits die Saiten der Vernunft gerissen sind und der Geist sich in dunklen Wahn verhüllte.
Die Liebe ist dann am reichsten, wenn sie alles verschenkt hat.
Ja, wie wir unsere Untugenden auszuschmücken verstehen! Wir machen aus Ihnen sogar Charaktergröße. Nein, ich kann nicht leiden, daß man sich Schmeicheleien ins Gesicht sagen soll!Lieber Freund, für die sibirische Kälte und Lieblosigkeit deines Urteils hast du dir einen glänzenden Namen gefunden.
Die Disharmonie der Welt liegt nur in unserer Anschauung.
Eine Frau, die Geist und Talent hat, steht unter ihrem Geschlecht einsam. Vergebt ihr, wenn sie sich zu den Männern flüchtet.
Der polemische Teil des Kommunismus ist seine glänzendste Seite. Kein gefühlvolles Herz wird sich der schmerzlich beschämenden Wirkung desselben entziehen können.
Zu manchem Menschen kann man sagen: der Himmel wollte, daß du bedeutend wurdest! Er gab dir dafür ein doppeltes Geschenk: es sein zu können und die Lage, die dir eigentlich gebietet, es sein zu müssen! Nur eines gab er dir nicht, es sein zu wollen.
Schon die herbste Prüfung des Charakters ist die, daß man sich, eben als „Charakter“, nicht einmal soll umsehen dürfen, wenn Gassenbuben nach uns mit Steinen werfen.
Weise ist derjenige, der zugleich gut von Natur und gut aus Überzeugung ist. Mit anderen Worten der, dessen Verstand ihn zwingen würde, gut zu sein, wenn er nicht schon gut von Natur aus wäre.
Ein Geheimnis nicht nur der Chemie, sondern des ganzen Lebens ist, aus Kohle Diamanten zu schaffen.
In nichts haben gewisse Tagesschriftsteller ihr Vorbild, die Franzosen, mehr erreicht, als in der Kunst, Dinge und Menschen mit einer kurzen spöttischen Definition zu erledigen.
Der Umgang mit Flegeln ist leicht. Schwer aber ist auskommen mit den zartbesaiteten, sogenannten edlen Naturen, die gewöhnlich aufs tiefste verletzt sind, wenn doch nicht alles nach ihrem Wunsch gegangen.
In Augenblicken übersprudelnder Freude sind wir für die Verdrießlichkeiten des Alltagslebens am allerempfindlichsten.
Aus unserer eigenen Brust heraus müssen wir weise werden, aus dem Bedürfnis unserer eigenen Seele zum Guten kommen.