Karl Gutzkow Zitate
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Das Genie ist das schöpferische Talent in seiner höchsten Potenz. Die eigentlichen Wertbestimmungen des geistigen Vermögens liegen nur im Grade, nur in der Weihe, nur in der erreichten Vollendung dessen, was man geben will.
Lieben heißt, nur um eines einzigen Menschen willen auf Erden sein.
Du rühmst dich, daß dein eigenes Selbst dir Freunde erworben hätte, die Feinde, die du hast, schreibst du dem Geschick zu. Meist ist es aber umgekehrt. Die Freunde schenkte dir das Geschick, die Feinde erwarbst du dir selbst!
Die erschlossene Knospe ist das Geständnis der Liebe! Nicht zu spät komm‘ es, auch auch nicht zu früh!
Die Identität der Person pflanzt sich mehr von Mutter auf Tochter als von Vater auf Sohn fort.
Das ist eine Sucht, dem andern eine Beute abzujagen!
Bilde dich selbst, dann bildest du die Welt! Bessere dich selbst, dann wird die Welt besser!
Wenn der Staat so zum Vielfraß geworden ist, wie gegenwärtig, dann haben die Lassallianer eigentlich recht, wenn sie verlangen, daß er lieber unsern ganzen Menschen in Entreprise nimmt.
Eigentlich sollte ich mich schämen, Gott mit meiner Person zu behelligen. Aber seltsam, ich fühle, daß sich Gott mit mir beschäftigt.
Mein Appetit sei der Dolmetscher meiner Gefühle!
Wer Schriftsteller ist, habe an seinen Fingern getrost Tinte.
Die Ursache, warum dir ein Mensch zu zürnen scheint, suche, wenn du darüber nachsinnst, nicht in dem, was du ihm gethan, sondern in dem, was du ihm zu thun unterließest.
Im Unglück tröstet nur die Gewöhnung an den ganzen, unverkürzten, durch nichts gemilderten oder weggeläugneten Umfang der schmerzlichen Thatsache selbst. Darum tröstet auch nur der, der mitfühlt, nicht der, der uns durch sogenannte Trostgründe erheben will.
Es ist jedem heilsam, sich auch einmal als Karikatur sehen zu können.
Leider läßt der rechte Augenblick meistenteils so lange auf sich warten, daß wir von all unserer Aufmerksamkeit bereits ermüdet sind, wenn er endlich wirklich eintritt.
Wir haben eine heilige Scheu vor allem, was sich auf unsere Mutter bezieht, auch vor unserer Muttersprache. Darum drücken wir frivole Begriffe lieber in einer fremden Sprache aus.
Wird Liebe zur Leidenschaft, so ist ihr bekanntlich nichts so peinlich, als für die lodernde Flamme nicht immer neue Nahrung zu haben.
Sophist ist derjenige, dessen Behauptungen einem Zimmer mit drei Ausgängen gleichen.
Suchst du deinem Gemüte die rechte Wärme des Lebens, so wählst du zuletzt doch nur den sichersten Weg, wenn du – dem Lichte folgst.
Die großen Schmerzen des Todes sind darum da, daß wir uns anständigerweise vor dem Tode fürchten dürfen.
Es ist schwer, mit Menschen zu leben, die bei einer zufälligen Heiterkeit, die sie befällt, sogleich alles heiter, bei einem zufälligen Unmut, der sie ergreift, sogleich alles unmutig ansehen.
Unerquicklich ist es, mit dir zu streiten, wenn du nur verteidigen willst, was du bist, was du warst und immer zu bleiben gedenkst. Was soll ich streiten, wenn ich nicht hoffen kann, dich zu ändern!
Er hatte für die Leiden seines Volkes ein offenes Ohr und ein fühlendes Herz, aber keine helfende Hand! Das wird die Geschichte an den Sarkophag der meisten Herrscher schreiben müssen.
Gerade deshalb, weil die Form das Wesen des Schönen ist, können auch Liebe und Freundschaft ohne Form nicht bestehen.
Das Talent hat darin fast immer einen Vorsprung vor dem Genie, daß jenes ausdauert, dieses oft verpufft.
Gereiche es dir zum Trost, daß, wie ein Bild, alles Schöne und Gute, bis es anerkannt wird, erst nachdunkeln muß.
Die Trägheit des Herzens ist wohl eine der sieben Todsünden, die nicht vergeben werden können.
Was du dir Charakter nennst, nenne dir doch viel lieber Trotz!
Die erste Stelle im Paradiese werden diejenigen einnehmen, die sich in der Ehe getäuscht haben und doch ausharrten.
Die größte Wonne des Wissens und Lernens hat doch nur der Autodidakt.
Es ist ein glückliches Gefühl, für einen Haß, den wir bis dahin nur instinktmäßig nährten, plötzlich einen triftigen Grund zu erhalten.
Bildung ist weder ein Wissen noch ein Können, sondern der Glanz einer höheren Weihe, die den ganzen Menschen umgibt.
Was dir mißlang, das ist dir nie gänzlich mißlungen, wenn die bauende Hand deine eigene war!
Ärger und Verdruß sind uns immer vollständig neu, kommen uns ganz unerhört und haben keine Analogie im all schon verwundenen Ärger und Verdruß der Vergangenheit.
Der höhere Werth des Menschen entscheidet sich darnach, ob er noch für diese Erde Hoffnungen hat, die über sein Grab hinausgehen.
Positives Glück gibt es auf Erden nicht. Irdisches Glück heißt: Das Unglück besucht uns nicht zu regelmäßig.
Bei Schmerzen merken wir, daß wir alle nur aus einer Form gegossen sind, aber in dem, was uns Freude macht, kommen wir uns doch alle recht fremdartig vor.
Nichts erkräftigt und hebt mehr den Geist, als eine unterlassene Rache.
Die Journalisten sind die Geburtshelfer und die Totengräber der Zeit.
Von einem Baum, der noch in Blüte steht, mußt du nicht schon Früchte erwarten.
Verschiebe nur nicht das Ausspinnen eines Gedankens auf bessere, feinere Stunden! So kommt er dir nicht wieder, wie er im Augenblick des Entstehens da war.
Alles Halbe entfremdet uns die Menschen. Wir gewinnen sie uns sogar noch mehr durch Egoismus und Einseitigkeit. Doch müssen wir in diesen Unarten dann auch entschieden auftreten.
Daß Gott auf den Gedanken kam, die Welt zu schaffen, bewundert man; aber wie wenige sind mit der Art und Weise, wie er seinen hübschen Gedanken ausführte, zufrieden!
Was dir auch begegnen mag im Leben, es soll dir, wenn nicht alles an die Spitze des Degens, doch nichts an den Griff kommen.
Manche Wucherer glauben, sie wären keine, wenn sie sich innerhalb der sogleich anfangs von ihnen mit entschiedenster Niedertracht entworfenen Stipulationen außerordentlich streng und gewissenhaft bewegen.
Zu beurtheilen sind die Menschen nicht nach der Hebung (Arsis) ihrer Handlungen, sondern nach der Senkung (Thesis).
Die Kunst des Lebens fängt da an, wo dessen Natürlichkeit aufhört.
Für das Ertragen jener Umgangsroheiten, mit denen es, wie man zu sagen pflegt, „so böse nicht gemeint sein sollte“, ist denn doch nicht Jedermann gemacht.
Wir schwachen Menschen finden das nur des Erlangens wert, wonach wir viele streben sehen!
Der rechte Zeiten- und Weltweise sieht auch diejenigen Sternschnuppen, die am Tage fallen.