Joseph Joubert Zitate
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Der Zorn Gottes währt nur einen Augenblick, die göttliche Barmherzigkeit ist ewig.
Schließe die Augen, und du wirst sehen.
Was beim Licht der Lampe wahr ist, ist noch nicht beim Licht der Sonne wahr.
Es gibt keine angenehmere Musik als die Variationen bekannter Melodien.
In allem Gerechtigkeit, und es wird genug Freiheit geben.
Wer Vorbild in der Gesellschaft ist, muß nicht mehr ihr Werkzeug sein.
Des Diamanten Seele ist das Licht.
Wir verlieren immer die Liebe derjenigen, die unsere Achtung verlieren.
Das Wort erst vollendet die Idee und gibt ihr das Leben.
Verstand kann ich nicht jenen ungeschliffenen Verstand nennen, der mit seinem Gewichte alles Heilige, alles Geweihte erdrückt; jenen tückischen Verstand, der sich über Irrtümer erfreut, wenn er deren zu entdecken vermag; jenen fühllosen und hämischen Verstand, der die Gläubigkeit verunglimpft.
Erinnern wir uns wohl, daß Erziehung nicht bloß darin besteht, das Gedächtnis zu bereichern und das Verständnis zu erleuchten; sondern daß sie sich vor Allem mit der Richtung der Willenskraft beschäftigen soll.
Mittelmäßigkeit ist das Verdienst der Mittelmäßigen.
Geistreiche Gespräche mit Männern ergeben Einklang, mit Frauen Zusammenklang. Jene befriedigen, diese entzücken.
Kinder brauchen Beispiele, nicht Kritik.
Muße ist dem Geist so notwendig wie Arbeit. Man ruiniert sich den Geist, wenn man zu viel schreibt, man verrostet, wenn man nichts schreibt.
Die Berufskritiker können rohe Diamanten und Goldbarren nicht unterscheiden und würdigen. Sie sind Kaufleute und kennen nur die gangbare Münze in der Literatur. Ihre Kritik hat Waage und Maßstab, aber weder Schmelztiegel noch Probierstein.
Es ist besser, einen Tropfen Licht zu geben oder zu empfangen, als einen Ozean von Dunkelheit.
Anmut umgibt die Eleganz und kleidet sie.
Höflichkeit ist die Blüte der Menschlichkeit. Wer nicht höflich genug ist, ist auch nicht menschlich genug.
Man hat heute nicht nur Begierde, sondern Ehrgeiz nach Gewinn.
Stellt euren Geist über eure Gedanken, eure Gedanken über euren Ausdruck!
Gott hat der Zeit befohlen. die Unglücklichen zu trösten.
In der Ausschweifung jeder Art liegt viel Seelenkälte, sie ist ein überlegter und freiwilliger Mißbrauch des Vergnügens.
Indem man die Worte sucht, stellen sich die Gedanken ein.
Nichts wirkt so eintönig wie ständige Zustimmung.
Es ist unmöglich, sehr unterrichtet zu werden, wenn man nur Das liest, was gefällt.
Der Abend des Lebens bringt seine Lampe mit.
Anmut ist das natürliche Gewand der Schönheit, Kraft ohne Anmut ist wie ein wunder Körper.
Ein einziger schöner Klang ist schöner als langes Gerede.
Werke des Geistes werden mit Schmerzen empfangen und mit Entzücken geboren.
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
Der Gedanke ist bald eine einfache Bewegung und bald eine Tat der Seele.
Die wahren Feste sind die religiösen. An heiligen Tagen opfert der Arme Gott seinen Taglohn durch seine Ruhe.
Die brutale Vernunft, die alles Hohe und Heilige unter ihrem Gewicht erdrückt, die schadenfrohe Vernunft, die sich über jeden Irrtum freut, den sie entdeckt, die gefühllose Vernunft, die die Leichtgläubigkeit beschimpft, kann ich nicht Vernunft nennen.
In der Musik des Gesprächs dient die Aufmerksamkeit des Hörers als Begleitung.
Man sollte nur eine Frau heiraten, die man zum Freund haben wollte, wenn sie ein Mann wäre.
Es gibt Gedanken, die durch sich selbst leuchten, andere, die nur glänzen durch die Stelle, an der sie stehen; man könnte sie nicht umstellen, ohne sie auszulöschen.
Auf Kinder wirkt das Vorbild, nicht die Kritik.
Kultur ist nichts Sichtbares, sondern das unsichtbare Band, das die Dinge zusammenhält.
Der Geist bleibt so lange stark, als man die Kraft hat, über seine Schwäche zu klagen.
Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.
Die Frauen halten alles für unschuldig, was sie wagen.
Wendet euch an die Jugend: Sie weiß alles!
Illusion und Weisheit bilden das Entzücken des Lebens und der Kunst.
Das Gold ist die Sonne der Metalle.
Ahmet die Zeit nach: Sie zerstört Alles langsam; sie untergräbt, nützt ab, entwurzelt, löst ab – allein sie reißt nicht mit Gewalt aus.
Man empfindet Gott durch die Seele wie die Luft durch den Körper.
Wenn meine Freunde einäugig sind, betrachte ich sie im Profil.
Die Gerechtigkeit ist das Recht des Schwächeren.
Die Literatur der Völker beginnt mit Sagen und endet mit Romanen.